Nach vier Jahren gehen die Chinesen wieder – ein Rückblick
GC macht pro Saison über 10 Millionen Minus

Im April 2020 übernahmen die Chinesen den Schweizer Rekordmeister. Knapp vier Jahre danach ist das Ende einer chaotischen Zeit da.
Publiziert: 15.01.2024 um 17:21 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2024 um 19:38 Uhr
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Sebastian WendelReporter Fussball

Über 40 Millionen. Vielleicht sogar 50 Millionen. So genau wissen nur sie das. Fest steht: Die chinesischen Besitzer investierten in den vergangenen knapp vier Jahren horrende Summen in den Zürcher Klub. Ergebnis? Erst im zweiten Anlauf gelingt der Aufstieg in die Super League. Und dort kommt GC auch in der dritten Saison nicht vorwärts, ist dem Abstieg näher als dem internationalen Geschäft. Neben dem Platz? Viele Personalwechsel, sinkende Zuschauerzahlen – verbunden mit dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit. 

«Das isch GC! Rekordmeischter! Än Institution, hey!» Klublegende Ricardo Cabanas würde sich heutzutage wohl kaum mehr trauen, einem Schiri diese Worte nachzurufen.

Und jetzt also das Ende der China-Ära. Am Mittwoch ging der Besitzerwechsel in Zürich über die Bühne. Der Klub gelangt in amerikanische Hände, die schon den Los Angeles FC besitzen. Darunter illustre Figuren wie Ex-Weltfussballerin Mia Hamm, Basketball-Ikone Magic Johnson und Schauspieler Will Ferrell. 

Die China-Ära bei GC ist zu Ende.
Foto: keystone-sda.ch
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10 Millionen pro Saison in der Kreide

Was übergeben die Chinesen den Amis? In erster Linie einen hochdefizitären Klub. Sodass man sich fragt: Warum tun die Käufer das? – Das müssen diese wohl selbst beantworten. 

GC macht derzeit pro Saison über 10 Millionen Minus. Zusammen mit dem Kaufpreis in einstelliger Millionenhöhe ergibt das die gegen 50 Millionen, die seit 2020 aus China in den Klub flossen. Zugutehalten muss man Jenny Wang und Co.: Sie haben immer bezahlt. Anders gesagt: Die Millionen aus dem Fenster geworfen.

Denn eingetroffen von den stolzen Plänen der Chinesen ist nichts. Dabei posaunte Sky Sun noch im Frühsommer 2022 im Blick-Interview: «Titel? Je früher, desto besser!» Sun ist von April 2020 bis Anfang 2023 Präsident. Oder erster Abgesandter von Wang. Sein «Hopp Tschii Sii!» am Ende seiner Antrittsrede ist Kult – einbilden sollte sich Sun darauf jedoch nichts. 

Jene Antrittsrede erscheint erst ein halbes Jahr, nachdem die «Champion Union HK Holding Limited» von Stephan Anliker und Peter Stüber 90 Prozent der GC-Aktien übernimmt. Ein halbes Jahr! Das und das «Tschii Sii» stehen sinnbildlich für die Distanz zwischen Klub und Besitzern, die nicht nur geografisch bestand. Sun lässt sich nur eine Handvoll Mal in der Schweiz blicken, Besitzerin Wang gar nur einmal. 

Farmteam von Wolverhampton

Wenig verwunderlich, regiert in den vier Jahren das Chaos. Wegen des ewigen Kompetenzgerangels zwischen Besitzerseite und dem Schweizer Lager. Gesteuert werden die Hoppers, auch wenn von den Verantwortlichen anders dargestellt, aus England. Sie sind Farmteam der Wolverhampton Wanderers, die Wangs Ehemann gehören. Das wird im Sommer 2023 einmal mehr klar, als der ehemalige Wolves-Angestellte Matt Jackson neuer und letzter GC-Präsident in der China-Ära wird.

Zahlreiche Spieler finden den Weg von der Insel nach Niederhasli. Swissness? Kein Thema. Eine der ersten Amtshandlungen nach der Machtübernahme ist die Absetzung von Sportchef Fredy Bickel. Sein Ersatz ist der Wolverhampton-Scout Bernard Schuiteman.

In diesem Stil gehts weiter. Ein Kommen und Gehen. Als Ex-CEO Jimmy Berisha im Sommer 2022 Marcel Koller als Sportchef einsetzen und Super-League-erprobte Spielergrössen holen will, ist er als Folge seinen Job los. 

Anfang 2023 tritt Sky Sun zurück. Es ist der Anfang vom Ende der China-Ära. Er wird bei GC kurzzeitig beerbt von Bill Pan, der im Auftrag der Besitzer die Geschäftsbücher durchleuchtet. Und das Signal nach China sendet: Verkaufen! 

Aber eben: Wer übernimmt schon ein hochdefizitäres Unternehmen – und entrichtet auch noch einen Obolus dafür? Die Chinesen haben mit dem Los Angeles FC nun eine Lösung, die sie befriedigt. Ob das GC zurück in die Spur bringt, wird sich zeigen. Dass es nach dem Besitzerwechsel personell wieder einmal rumpeln wird, davon darf man ausgehen. 

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Servette FC
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FC Zürich
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FC Luzern
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FC Basel
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FC St. Gallen
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FC Sion
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Yverdon Sport FC
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Grasshopper Club Zürich
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