Nach Protest der FCZ-Fans
Sorgt das Kaskadenmodell für vollgestopfte Innenstädte?

Mit einem Marsch durch Zürich haben 2000 FCZ-Fans gegen eine Kurvensperre protestiert. Ein Szenario, das in Zukunft häufiger drohen könnte.
Publiziert: 23.04.2024 um 16:34 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2024 um 16:35 Uhr

Ancillo Canepa (70) ist keiner, der vor den Behörden klein beigibt. Erst im Februar hat der FCZ-Präsident angekündigt, gegen eine verhängte Kurvensperre gerichtlich vorzugehen. Kein Wunder, nimmt Canepa die Protest-Aktion der FCZ-Fans am Bahnhof Zürich nicht unerfreut zur Kenntnis.

Nachdem Anfang April FCZ-Fans in Genf mit der örtlichen Polizei aneinandergeraten waren, hatte die Stadt Zürich für die Partie gegen St. Gallen eine Sperrung der Fankurve angeordnet. Die Fans reagierten mit einem Protestmarsch von Bahnhof zum Letzigrund auf die Sanktion. Die Aktion sorgte zwar für ein kleineres Verkehrschaos, verlief aber friedlich.

Canepa findet Fan-Proteste legitim

Doch was ist, wenn die Anzahl der gesperrten Fankurven durch die Einführung des Kaskadenmodells in der neuen Saison weiter zunimmt? Werden die Schweizer Innenstädte an Spieltagen regelmässig von Fans geflutet, wie es am Sonntag in Zürich der Fall war?

Am Sonntag blockierten rund 2000 FCZ-Fans Teile des Zürcher Bahnhofs.
Foto: keystone-sda.ch
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«Dass in der Schweiz Demonstrationen erlaubt sind, ist allgemein bekannt. Dass die wichtigsten Stakeholder, also die Fans, von diesem Recht auch Gebrauch machen, ist grundsätzlich legitim», findet zumindest Canepa. Davon, dass Fan-Proteste künftig den Klubs in Rechnung gestellt werden, hält er nicht viel. «Wir werden uns die angekündigte Rechnung anschauen und dann über das weitere Vorgehen entscheiden. Allen Stammtisch-Meinungen zum Trotz: Wir haben in den letzten Jahren bereits Millionen von Franken für Polizeikosten an den Staat abgeliefert», so der FCZ-Präsident.

Klubs sollen für Kosten aufkommen

Auf Seite der Politik nimmt man die Fan-Proteste gelassen zur Kenntnis. «Fan- oder Protestmärsche hat es schon immer gegeben», sagt der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause. Er glaubt nicht, dass es in Zukunft vermehrt zu Konflikten innerhalb der Stadt kommen wird. Und falls doch, würden auch in Bern die Klubs zur Kasse gebeten. «Je weiter der Startpunkt vom Stadion entfernt ist, umso höher fällt das Sicherheitsaufgebot aus – und damit auch die Kosten», sagt Nause zu möglichen Fan-Kundgebungen.

Für die Basler Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann war absehbar, dass sich Fussballfans gegen die verhängten Massnahmen stellen. «Es ist bekannt, dass dabei bisweilen auch zu kreativen Mitteln gegriffen wird. Solange die Fans friedlich sind, ist dies ein zu akzeptierender Teil der freien Meinungsäusserung», so Eymann. «Eine Verhärtung der Fronten sollten wir alle vermeiden, weil damit keiner Seite gedient ist.»

Fans kaufen einfach Tickets für andere Sektoren

Bei der Stadt Zürich hält man fest, dass der Fan-Protest am Sonntag friedlich vonstattenging. «Wir sind uns bewusst, dass Massnahmen wie eine Kurvensperrung keine perfekte Lösung darstellen», sagt Sicherheitsdirektorin Karin Rykart. «Trotzdem ist das Kaskadenmodell wichtig, denn es beinhaltet einheitliche Regeln, welches gewalttätige Verhalten welche Massnahme nach sich zieht. Das sorgt für Transparenz.»

Allein mit Transparenz werden die Fans aber nicht vom Kaskadenmodell überzeugt werden können. In den vergangenen Wochen kam es schweizweit immer wieder zu Protest-Aktionen. Im Januar riefen die Fangruppen der Super-League-Klubs dazu auf, nach Bern zu reisen und dort gemeinsam gegen Kollektivstrafen zu protestieren. Das Ganze stellte sich schliesslich als grosser Bluff heraus. Die Fans wollten nur zeigen, wie mit einem blossen Aufruf der Berner Sicherheitsapparat ins Rollen gebracht werden kann.

Und gegen die Kurvensperrungen haben die Fangruppen aktuell noch ein einfaches Rezept. Sie decken sich einfach mit Tickets für andere Sektoren ein. So wie am Sonntag im Anschluss an den Protest für das FCZ-Spiel im Letzigrund. Mit der Einführung des Kaskadenmodells wird das aber nicht mehr möglich sein. Dass es die mehreren hundert ausgesperrten Fans dann in die Innenstädte zieht, ist alles andere als abwegig.

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