Karli Odermatt flucht in einem Internet-Video
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«Stocker war gegen Trainer!»:Karli Odermatt flucht in einem Internet-Video

Muss Stocker im Sommer gehen?
Die Wahrheit hinter dem brisanten Odermatt-Video

Ein Video zeigt Karli Odermatt, wie er über Valentin Stocker flucht. Die Personalie Stocker spaltet die Mannschaft, sein Abgang schien klubintern beschlossen – doch kommt es auch so?
Publiziert: 22.04.2021 um 17:26 Uhr
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Aktualisiert: 25.04.2021 um 17:22 Uhr
Andreas Böni, Michael Wegmann (Text) und Stefan Bohrer (Fotos)

Ein Innenhof in Kleinbasel. Im Thai-Restaurant Chanthaburi sitzt Karli Odermatt (78) und diskutiert emotional. Was er nicht weiss: Er wird von einem Balkon aus gefilmt, 21 Sekunden lang. Und die Worte der FCB-Legende sind laut und deutlich zu hören: «Stocker war gegen den Trainer», sagt er und erhebt schwere Vorwürfe: «Die Mannschaft geht in einen Raum und sagt: Heute rennen wir nicht. Wir haben 2:6 verloren gegen Solothurn.»

Natürlich meint Odermatt nicht Solothurn, sondern Winterthur. Und die 2:6-Pleite, bei der Valentin Stocker im Pauseninterview sagte, dass die Mannschaft offensiv kein Konzept habe – er wurde danach suspendiert.

Gibt es Beweise?

Die grosse Fragen nach der Odermatt-Wutrede sind einfach: Ist es eine Einzel-Äusserung des Vertrauten von Boss Bernhard Burgener oder ist es die vorherrschende Klub-Meinung? Und gibt es Beweise oder Aussagen, die Odermatts Theorie, Stocker habe Trainer Ciriaco Sforza stürzen wollen, belegen?

Im Innenhof des Restaurants Chanthaburi an der Feldbergstrasse in Basel diskutierte Karli Odermatt laut.
Foto: STEFAN BOHRER
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Klub-intern hatte der FC Basel beschlossen, dass man mit Valentin Stocker ab Sommer nicht mehr weitermachen will. Weil man das Gefühl hat, dass Stocker eine Gruppe um sich schart und gegen Trainer und Führung Stimmung macht. Wie dies schon bei Marcel Koller der Fall war, wo die Mannschaft sich bei Präsident Burgener beschwerte.

Gespaltene Mannschaft

Doch dieses Mal gab es mannschaftsintern Widerstand gegen Stocker und Co. Weil Spieler wie Taulant Xhaka und Pajtim Kasami es kritisch sehen, wie die Gruppe um Stocker mit seinem Trauzeugen Fabian Frei und Ricky van Wolfswinkel Klub-Politik macht. Dies teilten offenbar mehrere Spieler auch Besitzer Bernhard Burgener mit.

Und so festigte sich im Klub die Meinung, dass man die Führungsstruktur der Mannschaft verändern muss, weil man den Spielern in der Vergangenheit in Trainer-Fragen zu viel Macht zugestand. So sägten Führungsspieler zum Beispiel einst Murat Yakin ab.

Und darum fiel beim FCB eine strategische Entscheidung, Spieler wie Stocker im Sommer loswerden zu wollen und eine neue Hierarchie zu bauen.

Die Szenarien

Doch kommt das auch so? Das steht in den Sternen.

Zum einen wegen des offenen Machtkampfes. Am 11. Mai entscheidet das Gericht über die superprovisorischen Massnahmen rund um die Besitzverhältnisse beim FC Basel. Und irgendwann wird sich dann entscheiden, ob Bernhard Burgener mit Investor Centricus am Ruder bleibt oder David Degen übernimmt.

Zum zweiten kommt in Basel immer alles anders als man denkt. So war bereits beschlossene Sache, dass man Trainer Marcel Koller entlässt – am Schluss entschieden Burgener und Co anders und Sportchef Marco Streller trat zurück.

Klar durchgezogene Entscheidungen, man sucht sie oft vergebens beim FC Basel.

Kein Dementi von Fabian Frei

Und es ist klar, dass nun auch in der Mannschaft die Hütte brennt. Fabian Frei sagte nach dem 1:1 in Vaduz zum Odermatt-Video: «Ja, wir haben es mitbekommen. Und es war ein Thema. Den Rest hat jeder gesehen. Und ich weiss nicht: Gibt es zwei Meinungen über das Video? Ich war sehr überrascht – und auch ein wenig schockiert, das kann man ehrlicherweise schon sagen. Es ist nicht so, dass ich mich gross darüber gefreut habe.»

Den Vorwurf, dass Stocker die Mannschaft gegen Sforza aufwiegelte, dementiert er nicht.

Was denkt Rahmen?

Ein Faktor rund um Stocker wird auch sein, ob Patrick Rahmen weiter FCB-Coach bleibt. Das erste Zeichen des Interims-Trainers war glasklar: Er beliess Stocker als Captain, die davor ausgesprochene Suspendierung kein Thema mehr.

Dies hat eine gewisse Logik nach der gemeinsamen Zeit, die die beiden schon vor über zehn Jahren verbrachten. Zur Erinnerung: Rahmen war von 2004 bis 2011 im FCB-Nachwuchs tätig. Danach begleitete er Meistertrainer Thorsten Fink als Assistent zum Hamburger SV.

Und so ist die heisse Frage, ob Rahmen den eigentlich verabschiedeten Klub-Entscheid zum Ende der Saison mittragen will – oder ob er sich für Stocker einsetzt und es doch noch zur Wende kommt.

Enger Draht zu Streller

Doch bleibt Rahmen überhaupt Trainer? Seine Basler Herkunft, sein Draht zu den Spielern und sein guter Job in Aarau sprechen dafür – mit Ausnahme des Barrage-Rückspiels, als man trotz 4:0-Hinspielsieg noch rausflog. Wenn Rahmen mit Basel nun Platz 2 erreicht, hat er intakte Chancen.

Was der eine oder andere kritisch sieht, ist sein enger Draht in die Vergangenheit. Zu Legende Marco Streller, dem Ex-Sportchef. Zu Macher Bernhard Heusler, der ihn mit seiner Agentur auch berät. Zum einen oder anderen verdienten Spieler, mit denen man als Verein vielleicht nicht mehr plant in Zukunft. Aber solche Verbindungen können ja auch helfen, Dinge in der Zukunft richtig anzupacken.

Patrick bestimmt den Rahmen. In erster Linie mit Resultaten. Am Samstag wartet Lausanne auswärts.

Und Odermatt? Er zeigt sich gegenüber Blick reuig: «Ich habe mich dafür öffentlich entschuldigt. Ich hoffe, dass damit die Angelegenheit erledigt ist.»

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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