Nach dem blamablen Cup-Out
Jetzt redet FCSG-Boss Matthias Hüppi

Zwei Tage nach dem bitteren Cup-Out spricht Espen-Präsident Matthias Hüppi zu Blick. Er erwartet eine Reaktion. Trainer Peter Zeidler sitzt weiterhin sicher im Sattel.
Publiziert: 19.09.2023 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2023 um 13:08 Uhr
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Blick: Matthias Hüppi, das erklärte Ziel «Cupsieg» ist für den FC St. Gallen noch vor dem Achtelfinal futsch. Wie sehr schmerzt das Ausscheiden gegen Delémont?
Matthias Hüppi: Das tut richtig weh. Wir sind bei einem Test durchgefallen – eine grosse Enttäuschung für den ganzen FCSG und seine Fans.

Waren Sie bei der Blamage vor Ort?
Ja, klar, ich war dabei. So wie immer.

Wie sah Ihre Gefühlswelt an diesem spätsommerlichen Nachmittag im Jura vor Anpfiff aus? Eigentlich sollte man einen solchen Gegner doch locker besiegen.
Locker sicher nicht, das wäre anmassend – und Delémont hat das richtig stark gemacht. Aber auch ich bin davon ausgegangen, dass es – bei allem gebotenen Respekt vor dem Gegner – für die Qualifikation reicht. Es war zweifelsfrei unser Anspruch, zu gewinnen.

FCSG-Präsident Matthias Hüppi ist bitter enttäuscht über das Aus im Cup.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
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45 Minuten später?
Es war ein knappes Resultat. Wir haben nach dem frühen 0:1 eine schnelle Reaktion mit dem Ausgleich gezeigt. Leider haben wir dann kurz vor der Pause den zweiten Gegentreffer erhalten und lagen im Rückstand. Aber trotzdem war ja noch alles offen.

Und von St. Gallen darf man auch erwarten, dass eine ganze Halbzeit gegen einen Promotion-League-Verein reicht, um das Blatt noch zu wenden.
Dieser Erwartung, die auch unsere eigene war, sind wir nicht gerecht geworden. Je länger das Spiel dauerte, desto weiter sahen wir die Felle davonschwimmen.

Sie haben sich schon eine Runde davor in Widnau schwergetan. Haben die Spieler die Gegner unterschätzt oder die Aufgabe zu wenig ernst genommen?
Der Lernplätz aus der letzten Runde hat offensichtlich nichts gebracht. Wir sind davon ausgegangen, dass sich die unangenehme Widnauer Erfahrung positiv auswirkt. In den letzten Jahren waren wir in diesen Cup-Runden immer dominant und hatten trotz teilweise knapper Resultate kaum je ernsthafte Probleme. Auch deshalb ist es für alle besonders bitter und wir verstehen die Enttäuschung und den Ärger der Fans umso mehr. Auch, weil wir den Cup gewinnen wollten und dieser Traum jetzt abrupt und viel zu früh geplatzt ist.

Persönlich

Der St. Galler Matthias Hüppi (66) studierte nach der Matura einige Semester Jura, war danach kurz als Reporter beim Schweizer Radio tätig, ehe er von 1981 bis 2017 beim Schweizer Fernsehen arbeitete. Dort moderierte er unter anderem das Sportpanorama und prägte während Jahren zusammen mit Bernhard Russi die Ski-Berichterstattung der Schweiz. Seit Januar 2018 ist er vollamtlicher Präsident des FC St. Gallen. Hüppi ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter und einen Sohn.

Der St. Galler Matthias Hüppi (66) studierte nach der Matura einige Semester Jura, war danach kurz als Reporter beim Schweizer Radio tätig, ehe er von 1981 bis 2017 beim Schweizer Fernsehen arbeitete. Dort moderierte er unter anderem das Sportpanorama und prägte während Jahren zusammen mit Bernhard Russi die Ski-Berichterstattung der Schweiz. Seit Januar 2018 ist er vollamtlicher Präsident des FC St. Gallen. Hüppi ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter und einen Sohn.

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Gegen Widnau hiess es, Sie seien in der Kabine gewesen und hätten eine «zornige Gardinenpredigt» gehalten. Blick-Infos haben das damals allerdings dementiert. Umso brisanter: Haben Sie es sich diesmal erlaubt, in die Kabine zu gehen und die Mannschaft nach dieser Schmach zur Rede zu stellen?
Nein, das ist nicht meine Aufgabe – und bei aller Emotionalität und bei allem Mitfiebern auch nicht meine Art. Spieler und Staff waren doch total am Boden. Da haue ich sicher nicht zusätzlich drauf. Man muss sich in meiner Rolle auch etwas zurückzuziehen können und versuchen, Klarheit zu gewinnen. Am Montag haben dann unmissverständliche Gespräche stattgefunden. So einfach geht man sicher nicht zur Tagesordnung über. Aber es gilt dann doch, den Fokus nach vorne zu richten. Im Fussball geht es schnell. Und wir müssen nun eine Scharte auswetzen.

Trainer Peter Zeidler sagte nach Abpfiff zu SRF, dass das Team taktisch und mental den Schlüssel zum Erfolg nicht gefunden habe. Solche Worte nach einer Niederlage gegen einen Promotion-League-Klub dürfen doch nicht sein und sind eine Art Bankrotterklärung des Trainers?
Das ist ihre Interpretation. Man könnte es auch einfach eine ehrliche Antwort nennen.

Trotzdem werden damit die Worte von Lukas Görtler wieder aktuell, der schon vor der Saison die Vorbereitung des Trainers auf die Gegner kritisiert hat.
Wenn es nicht rund läuft, kommt in diesem Geschäft alles wieder hoch. Ich kenne die Mechanismen. Fakt ist, das Ausscheiden ist ein Rückschlag im laufenden Prozess und in einer bisher sehr respektablen Saison. Das Team wird alles dafür tun, um sofort zu reagieren. Es stehen drei Spiele innert einer Woche an.

Was, wenn die Reaktion ausbleibt? Ist dann auch die Trainerstelle von Zeidler, der über einen Vertrag bis 2027 verfügt, erstmals so richtig in Gefahr?
Wie kommen Sie darauf? Peter Zeidler wird seinerseits alles dafür tun, um die Mannschaft optimal vorzubereiten, damit sie den Dämpfer abschütteln kann. Und wir sorgen dafür, dass alle in der nötigen Ruhe arbeiten können. Dass bei uns keiner allein im Regen steht, dürfte bekannt sein. Dass wir uns gemeinsam über erfolgreiche Spiele freuen, ebenso. Es funktioniert nur, wenn alle am gleichen Strick ziehen.

Was für eine konkrete Reaktion erwarten Sie denn in der kommenden Woche?
Wir haben diese Saison messbare Fortschritte in Sachen Mentalität gemacht. Wir kämpfen solidarisch bis zum Schluss und sind spät im Spiel noch zu Reaktionen imstande. Das haben wir nicht nur gegen Zürich gezeigt, als wir tief in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielt haben. Auch gegen Basel, Servette und Luzern haben wir spät getroffen. Diese Mentalität mit dem Tor um jeden Preis haben wir gegen Delémont vermisst und will ich schnellstmöglich wieder sehen.

Es ist bereits Ihre sechste Saison mit Zeidler. Einen Titel haben Sie seither nicht feiern können – im Gegensatz zur Konkurrenz wie FCZ, Luzern und Lugano.
Das ist eine Tatsache. Es hat dreimal nicht ganz gereicht (Meisterschaft und Cup). Ich weiss, wie schnelllebig der Profifussball ist. Die Errungenschaft von gestern ist heute vergessen – die Bitternis von gestern aber auch. Du kriegst immer wieder neue Chancen. Einen Titel zu gewinnen, ist und bleibt unser Traum, gerade auch für unsere grosse und treue Fangemeinde, deren Nerven öfters strapaziert werden.

Geduld scheint demnach immer noch zur Genüge vorhanden zu sein.
Wir haben einen unbändigen Willen, der Klub steht stabil da, die Rahmenbedingungen sind gut und wir tun alles dafür. Jetzt müssen wir vorerst aber dafür sorgen, dass der Ärger schnellstmöglich verraucht.

Wo müssen Sie zum Saisonende stehen, dass es nach dem Scheitern im Cup eine ordentliche Saison wird?
Nach diesem Taucher dürfen wir nicht im Jammern verharren. Die Saison geht noch lange. Die Ziele sind bekannt und wir haben sie offensiv kommuniziert und stehen weiterhin dazu.

Das heisst: nach 33 Runden ganz klar und ohne Diskussion, unter den ersten sechs Teams in der Tabelle sein und in der zweiten Phase einen europäischen Platz herausholen?
Genau.

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