Marco Streller über seine neue Rolle als Sportchef
«Ich werde Lehrgeld bezahlen!»

Warum Seydou Doumbia nicht finanzierbar ist, Kuzmanovic zurückkommen wird und Neo-Präsident Bernhard Burgener ein cleverer Typ ist? FCB-Sportchef Marco Streller erzählts im Interview.
Publiziert: 16.06.2017 um 23:42 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:12 Uhr
Stefan Kreis und Martin Arn (Interview), Sven Thomann (Fotos)

BLICK: Kann Marco Streller Sportchef?
Marco Streller: Selbstverständlich habe auch ich mir diese Frage gestellt. Aber ich hätte das Amt nicht angetreten, wenn ich es mir nicht zutrauen würde. Ich kann mich selbst gut einschätzen, weiss, dass ich ab und an noch Lehrgeld bezahlen werde. Trotzdem bringe ich vieles mit, was es für den Job braucht: Erfahrung auf höchster Stufe als Spieler, Empathie, Energie und zunehmend auch gute Kenntnisse des Spielermarktes. Zudem habe ich ein hervorragendes Team um mich herum, das mich unterstützt. Und ich habe in den letzten Jahren einiges von der alten Klubführung gelernt.

Sie gelten als harmonie­bedürftiger Mensch. Bringen Sie die nötige Härte mit, die es für den Job braucht?
Ja, der Entscheid beispiels­weise, nicht mit Urs Fischer weiterzumachen. Das war nicht einfach, ich sage einem Menschen auch lieber, dass er bleiben kann, doch manchmal geht es nicht anders. So ist das Geschäft.

Wie gehen Sie in einen Ver­handlungsmarathon mit einem Wunschspieler?
Ich war selbst lange genug Profi, weiss, was es braucht, finde den Draht zu den Spielern schneller, kann von meinen eigenen Erfahrungen erzählen, bringe Herzblut mit in die Verhandlungen.

Er gehört zu Basel wie die Birs: Marco Streller posiert vor FCB-Graffitis.
Foto: Sven Thomann|Blicksport
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Wie haben Sie Ricky van Wolfswinkel überzeugt?
Wir waren sehr früh dran, haben ihm das Gefühl gegeben, dass wir ihn unbedingt wollten. Und seine Frau hat dann wohl auch noch ein Wörtchen mitgeredet.

Bianca, d ie Tochter von Johan Neeskens, die in der Schweiz aufgewachsen ist?
Ja, sie hat sicher nichts dagegen, in der Nähe ihrer Familie zu sein. Bei mir zu Hause bestimmt schliesslich auch meine Frau (lacht).

Warum ist van Wolfswinkel besser als Marc Janko?
Marc ist ein anderer Spielertyp, einer, der seine Stärken in der Box hat, der wahnsinnig viele Tore geschossen hat. Ricky ist schwerer zu greifen, weil er aktiver ist. Und er passt besser ins Pressing­System, das wir in der kommenden Saison spielen wollen.

Ein System, in dem auch Doumbia eine Option gewesen wäre.
Ja, aber Doumbia ist für uns zu den aktuellen Konditionen nicht finanzierbar.

Es hiess, der FCB müsse das Kader verkleinern: Gibt es noch Abgänge?
Daniel Hoegh hat uns schon verlassen. Es ist so, dass das Kader zu gross war. Die Sache ist nur, dass alle ausser Doumbia noch einen laufenden Vertrag haben.

Auch Top-Verdiener Zdravko Kuzmanovic, der noch bis 2020 an den Klub gebunden ist: Was hat der FCB mit ihm vor?
Im Moment trainiert er individuell mit Konditrainer Marco Walker. Kuz wird am 22. Juni beim Trainingsauftakt dabei sein.

Als Kuzmanovic ging, gab es einige Irritationen. Unter anderem hat er beklagt, dass Trainer Urs Fischer nicht auf ihn gesetzt habe. Was sagen Sie dazu?
Ich denke, er wollte zu viel, als er zum FCB kam. Er ist einer, der Verantwortung übernehmen will. Er kam aus einer Verletzung. Ein fitter Kuzmanovic hat enorme Fähigkeiten.

Wird es eine wöchentliche Jassrunde geben – mit Ihnen, Wicky, Alex Frei?
Alex ist kein guter Jasser (lacht). Im Ernst: Momentan kommen wir sowieso sehr wenig dazu, ich hoffe, dass wir im Trainingslager mal Zeit finden.

Valentin Stocker würde die Jassrunde komplettieren ...
... Vali hat einen Vertrag in Berlin. Natürlich ist es unser Wunsch, dass er irgendwann wieder das rot-blaue Trikot trägt, aber zurzeit ist eine Rückkehr kein Thema.

Befürchten Sie nicht, dass man Ihnen vorwerfen könnte, Sie seien alle viel zu eng befreundet: Alex Frei, Wicky, Sie?
Von den drei Trainerkandidaten, die am Schluss noch im Rennen waren …

… Thorsten Fink, Patrick Rahmen und Raphael Wicky …
… von diesen dreien habe ich Raphi eigentlich am wenigsten gut gekannt. Wir haben uns aber immer sehr geschätzt und hatten es auch lustig in der Nati. Inzwischen haben wir aber gemerkt, dass uns sehr viel verbindet. Und wir sind uns bewusst, dass es bei einem Misserfolg auch um unsere Köpfe gehen könnte.

Sie befassen sich also auch mit der Möglichkeit, zu scheitern?
Nein, ich verschwende keinen Gedanken daran. Dafür bin ich zu optimistisch, dafür ist das Fundament des Klubs zu gut, dafür habe ich ein zu gutes Team um mich herum.

Gegen die Wahl von Jean-Paul Brigger zum starken Mann gab es an der GV Widerstand, weil er viele Jahre für die Fifa gearbeitet hat. Haben Sie diese Personalentscheidung unterschätzt?
Das mag so wirken. Aber Brigger hat sich ja dann auch erklärt. Er ist ein sehr angenehmer Mensch, und ich freue mich sehr auf die Arbeit mit ihm.

An der GV hat Bernhard Burgener angetönt, Vaclik und Lang seien unverkäuflich. Die Berater der beiden Spieler werden nun eine Gehaltserhöhung verlangen.
Man kann das auch als Wertschätzung sehen. Vielleicht wollte er damit auch sagen: «Wer diese beiden Spieler haben will, der muss richtig viel bezahlen.» Ihr könnt mir eins glauben: Bernhard Burgener ist sehr clever, ich habe viel von ihm gelernt.

Burgener hat von Anfang an klar gemacht, dass er Unternehmer ist und kein Mäzen: Wird der wirtschaftliche Erfolg über den sportlichen gestellt?
Nein. Bernhard Burgener hat etwas für die Aktien bezahlt. Es ist also sein gutes Recht, im Erfolgsfall auch etwas zurückzubekommen. Jedes gute Unternehmen schüttet Dividenden aus, wenn es Gewinn macht. Ich finde es richtig, dass er das so offen kommuniziert hat. Aber Sie können darauf zählen, dass der sportliche Erfolg an erster Stelle steht.

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