Lugano-Boss Martin Blaser
«Am Sonntag gehts um unsere Existenz!»

CEO Martin Blaser und der ganze FC Lugano fiebern dem Sonntag entgegen. Der überraschende Tabellendritten braucht einen Sieg an der Urne, sonst steht die Super League auf dem Spiel.
Publiziert: 27.11.2021 um 13:55 Uhr
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Aktualisiert: 27.11.2021 um 14:21 Uhr
Michael Wegmann

Martin Blaser, am Freitag sind Sie 100 Tage CEO bei Lugano. Zeit für eine erste Bilanz. Wie gefällts Ihnen?
Martin Blaser: Ich habe mich sehr gut eingelebt. Im Klub und auch in der Stadt. Wir haben eine tolle Truppe hier auf und neben dem Platz.

Es läuft super. Man steht auf Rang drei und ist im Cup-Viertelfinal. Haben Sie das Saisonziel bereits nach oben geschraubt?
Nein. Unser Ziel in dieser Saison ist der Klassenerhalt. Dabei bleiben wir.

Darf man schreiben «ambitionsloser Lugano-Boss»?
Nein. Wer die handelnden Personen kennt, weiss, dass dem nicht so ist, aber wir sind mit einer gewissen Demut unterwegs. Es bringt überhaupt nichts, wenn wir diese Ruhe jetzt stören und neue Ziele formulieren. Im Cup ist es ein wenig anders. Da stehen wir dazu: Da wollen wir das Bestmögliche herausholen.

Martin Blaser ist seit bald 100 Tagen CEO beim FC Lugano.
Foto: TOTO MARTI
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Sie wollen den Cup-Sieg.
Sagen wir es so: Wir wollen nach Bern. Und wenn man im Final ist, will man diesen auch gewinnen.

Aber die Tessiner träumen sicher auch schon laut vom Meistertitel, oder?
Nein, im Gegenteil. Ich höre oft, wie wohltuend ruhig es derzeit im Klub sei. Diese Ruhe dürfte unser Beitrag am derzeitigen sportlichen Erfolg sein.

Lugano ist vorne dabei und hat mit dem Amerikaner Joe Mansueto einen milliardenschweren Besitzer. Man könnte auch sagen: Wir rüsten im Winter nochmals auf und greifen an.
Könnte man so sehen. Das würde aber mit den strategischen Zielen sowie dem Denken und Handeln unseres Klubs nicht übereinstimmen. Lugano ist und bleibt ein von den Strukturen her eher kleinerer Klub – das hat nichts mit dem Vermögen seines Besitzers zu tun.

Man hört aber, dass man sich nochmals verstärken wird.
Man hört viel. Da bin ich aber der falsche Ansprechpartner. Unser Sportkoordinator Carlos Da Silva, sowie Georg Heitz und Sebastian Pelzer von den Chicago Fire sind für die Kaderplanung zuständig.

Am Samstag spielt Lugano gegen GC. Viel wichtiger dürfte aber das Resultat vom Sonntag sein. Da stimmen die Luganesi über das neue Stadion-Projekt ab. Wie wichtig ist ein «Ja» an der Urne?
Existentiell. Da gibts nichts schön zu reden. Am Ende des Tages ist unsere Lizenz für die Super League an dieses «Ja» gebunden. Aber wir brauchen dieses Stadion nicht nur für die Lizenz, sondern auch für den Klub und die Bevölkerung. Für die Region ist es ein Leuchtturm-Projekt.

Der Leuchtturm der Region ist der HC Lugano. Eifersüchtig auf die Hockeyaner?
Nein. Der Eishockeyklub ist im sportlichen Bereich aktuell sicher die Nummer eins. Die Resega ist eine schöne Arena, zwar auch nicht mehr die modernste. Aber im Vergleich zum Cornaredo noch sehr jung. Unser Stadion ist 70-jährig, den heutigen Ansprüchen genügt es nicht mehr. Das neue würde ein Schmuckkästchen für 10'000 Zuschauer.

Sie waren vier Jahre Marketing-Direktor beim FCB. Egal wie schön das neue Stadion wird, so ein Standing wie der FCB in Basel wird man hier nie erreichen, oder?
Keine Frage, der FCB ist einzigartig in der Schweizer Sportwelt. Aber wir haben beim FC Lugano auch Visionen und sehen ein grosses Potential. Hier im Tessin herrscht diese Italianità, was den Fussball betrifft. Das Interesse ist riesig. Deshalb glaube ich, dass wir mit einer tollen Infrastruktur und sportlichem Erfolg etwas Schönes aufbauen können. Aber ein zweites Basel können wir strukturell nicht werden. Wir wollen künftig klein aber fein sein. Lugano hat rund 62'000 Einwohner, das Tessin 351'000. Das ist weniger als die Stadt Zürich.

Noch ein Wort zu Trainer Mattia Croci-Torti. Viele dachten, dass der langjährige Assistent nur ein Übergangstrainer ist.
Er leistet bisher hervorragende Arbeit. Er ist glaubwürdig, authentisch, emphatisch und intelligent.

Tönt, als hätte Lugano gleich für Jahre den Trainer gefunden?
Wir sind alle sehr glücklich mit und für Mattia. Aber bei allem Lob. Jeder weiss, dass die Halbwertszeit für einen Trainer im Spitzenfussball nicht bei 20 Jahren liegt. Wohl auch in Lugano nicht.

Die Lugano-Bank ist laut und sehr emotional. Gefällt das Ihnen?
Ich habe gehört, der Rasen im Cornaredo soll sehr gut sein.

Netter Versuch. Und die Bank?
Man ist sicher heissblütiger als in der Deutschschweiz. Aber ich muss ehrlich sein: Für mich ist auch ein einheitlicher und geordneter Auftritt auf der Bank fürs gesamte Erscheinungsbild sehr wichtig. Er ist zwar nicht machentscheidend, dennoch wichtig fürs Image. Da können wir sicher noch besser werden.

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