Kubilay Türkyilmaz exklusiv über die FCB-Krise
Keine Leader, keine Stürmer, keine Selbstkritik

Blick-Kolumnist Kubilay Türkyilmaz analysiert die Probleme beim FC Basel. Er nimmt die Führungsspieler, die Angreifer und die Selbstreflexion von Alex Frei unter die Lupe.
Publiziert: 06.09.2022 um 17:14 Uhr
Kubilay Türkyilmaz

Ich habe den FC Basel den letzten Wochen genau unter die Lupe genommen. So wie es Trainer Alex Frei getan hat. Seine Analyse macht er nicht öffentlich. Ich meine schon. Hier ist sie:

  1. Dem FCB mangelt es an wahren Leadern. Die Namen dazu: Frei, Xhaka, Lang und Szalai. Anstatt die Mannschaft mitzureissen, enttäuschen sie. Dabei sind die Routiniers im System FCB mit den vielen jungen Spielern umso wichtiger, weil sich die Talente an ihnen aufrichten können müssten. Einige der Jungen haben schon recht viel Persönlichkeit entwickelt. Aber da wechseln sich Hochs und Tiefs naturgemäss frisch-fröhlich ab. Das ist normal – aber im Moment ein Problem.

  2. Dem FC Basel fehlen wahre Stürmer, die das Runde ins Eckige zu befördern wissen und ein Spiel entscheiden können. Vom jungen Bradley Fink kann man keine 20 Tore oder andere Wunderdinge erwarten, er ist ein Perspektivspieler. Andi Zeqiri ist kein Stürmer, das weiss auch Frei. Dass er nun Stossstürmer spielt, ist aus der Not geboren. Und Adam Szalai gibt dir auch keine Garantien. Basel kreiert viel, konkretisiert aber wenig. Mit einem Top-Stürmer hätte der FCB sechs Punkte mehr und es würde Ruhe herrschen.

  3. Frei selber hat mit seiner Aussage, er habe die Probleme nach eingehender Analyse eruiert, die Schuld einzig den Spielern zugewiesen und nur sie ins Visier genommen. Sich selbst nicht. Das kommt in der Garderobe üblicherweise nicht gut an. Sich auch zu hinterfragen, wird für Frei deshalb essenziell sein.

  4. Und dann ist da noch die Klubführung. Der FC Basel ist im Moment ein delikates Gebilde. Klubbesitzer David Degen stellt dem Coach Spieler hin, die dieser besser und somit wertvoller machen soll. Gleichzeitig soll er sofort Erfolg haben. Doch das geht nicht. Frei braucht Zeit. Und der Klub sowie die Fans Geduld.

Doch den gewünschten Erfolg wird Frei nur haben, wenn ihn Degen in Ruhe arbeiten lässt. Als Erstes wäre nach den Aussagen des Trainers nun ein Statement der Klubleitung zwingend angebracht, dass Frei bedingungslos gestützt werde in diesem Vorhaben. Oder besser als ein Statement: eine Erklärung, dass man von diesem Weg in keinem Fall abweichen werde.

Von etwas muss man sich aber auf jeden Fall verabschieden: vom FCB von anno dazumal zu träumen. Das hat diese Mannschaft nicht drauf. In ein paar Jahren könnte der FCB wieder dahin gelangen. Mit seriöser und geduldiger Arbeit. Ob aber die nötige Geduld aufgebracht wird, wage ich zu bezweifeln.

Ich habe den FC Basel den letzten Wochen genau unter die Lupe genommen. So wie es Trainer Alex Frei getan hat. Seine Analyse macht er nicht öffentlich. Ich meine schon.
Foto: TOTO MARTI
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Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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