Keine Interviews mehr, keine Akkreditierungen, keine Medientermine
Christian Constantin sperrt Zeitung «Nouvelliste» aus

Es ist eine typische Walliser Story. Zwei Stieregrinde, die keinen Millimeter nachgeben. Mittendrin: Sion-Boss Christian Constantin. Er sperrt den «Nouvelliste» aus.
Publiziert: 15.03.2019 um 17:38 Uhr
|
Aktualisiert: 22.07.2019 um 14:26 Uhr
Alain Kunz

Vincent Fragnière (44) ist seit fünf Jahren Chefredaktor des Unterwalliser «Nouvelliste». Und er ist Fussballfan. Seit zwei Jahren schreibt er wieder über Fussball, nachdem er vor 20 Jahren als Jungspund bereits Matchberichte über Regional-Fussballspiele geschrieben hatte. Jetzt ist es der FC Sion. In einer zweiwöchentlichen Kolumne namens «La chronique FC Sion», die er vor anderthalb Jahren startete.

Da nimmt er kein Blatt vor den Mund. Er kritisierte auch CC offen. Und er erdreistete sich, CC nach seiner Attacke gegen Teleclub-Experte Rolf Fringer als nicht mehr tragbar für die Olympia-Kandidatur Sion 2026 zu bezeichnen. Ins Leben gerufen hatte sie CC. Und nun wird er da schnöde rausgeschmissen.

«Constantin boykottiert uns»

Zu viel für die Seele von Selbstdarsteller CC.

Christian Constantin steht einmal mehr im Rampenlicht.
Foto: Jean-Guy Python/freshfocus
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Er reagiert. Und sperrt im Juli 2018 den «Nouvelliste» aus. Keine Akkreditierungen mehr für die Spiele. Keine Einladungen mehr an Medientermine. Keine Interviews mehr mit Staff und Spielern. «Christian Constantin boykottiert uns», sagt Fragnière. «Anders kann man das nicht nennen. Und die Betonung liegt auf 'uns'. Nicht mich. Er boykottiert die gesamte Zeitung. Wir können nicht korrekt arbeiten.»

Seitdem hält dieser Zustand an. CC sieht den Fall so: «Ich habe Fragnière mehrmals gewarnt. Doch er wollte nicht hören und schrieb weiter enorm negativ über den FC Sion, über mich. Irgendwann war das Fass voll!» Der Journalist seinerseits will nicht mehr über das sprechen. «Da ist alles gesagt.»

CC nennt ein aktuelles Beispiel für seine These: «Es geht um die Gala des FC Sion. Der 'Nouvelliste' schreibt gross, dass Alain Delon nicht kommt. Aber mit keinem Wort, dass an seiner Stelle Gérard Depardieu nach Martigny reist. Das ist so ein typisches Beispiel. Alles negativ.»

Er habe ja nichts gegen Fragnière. «Er kann sogar ins Stadion kommen, wenn er sich ein Ticket kauft. Aber wir haben einfach nicht die gleiche Wellenlänge. Er braucht mich, um zu verkaufen. Ich ihn aber nicht. Ich habe ihm deshalb gesagt: Ignoriert uns! Schreibt keine Zeile mehr über uns!» Ein Ansinnen, dem Fragnière nicht Folge leistet. Zu populär ist der FC Sion. Immer noch. «Monsieur Constantin hat uns nichts zu diktieren. Auch deshalb schreiben wir weiter über den FC Sion.»

Fragnière selber kauft sich Tickets und geht an die Spiele. Auch gegen GC wird er im Tourbillon sein. Nur CC ist er nie mehr über den Weg gelaufen.

«Ich rede immer noch mit Fournier»

Leidtragender der Situation ist Stéphane Fournier, der Mann, der seit über 20 Jahren für den «Nouvelliste» über den FC Sion berichtet. «Stéphane ist ein netter Typ. Ich rede immer noch mit ihm. Nur darf er nichts davon verwenden», sagt CC. Stéphane, das sei der Kollateralschaden in dieser Sache.

«Wir haben von der Entscheidung von Constantin Kenntnis genommen und uns eine Strategie zurechtgelegt, wie wir diese Situation handhaben», sagt Fragnière. «Wir machen unseren Job. Unbeirrt.»

Das sieht dann so aus, dass vor den Heimspielen ehemalige Sion-Spieler Anekdoten von früher preisgeben und über die aktuelle Mannschaft reden. Die Noten der Sion-Spieler nach den Matches machen Trainer von Amateurklubs. Ins Stadion geht Fournier gleichwohl, ein Sponsor lädt ihn ein. Und dessen Plätze sind unmittelbar hinter jenem von … CC.

Doch irgendwann geht einem der Schnauf mit diesen Hilfskonstruktionen aus. Das denkt auch Fournier.  Fragnière zu diesem Thema: «Es ist Constantin, der eine Entscheidung getroffen hat. Also warten wir ab, was nach Saisonschluss passiert. Und wenn er daran festhält, erarbeiten wir alle gemeinsam ein neues Konzept für die neue Saison.»

CC hat nicht vor, aktiv zu werden

CC stört das nicht, wie behelfsmässig vor seiner Haustüre über den FC Sion berichtet wird. «Ich habe auch nicht vor aktiv zu werden und mit Vincent zu sprechen. Er denkt, ich sei ein Trottel. Und ich, er sei eine Dumpfbacke. Also belassen wir es dabei.» Der Chefredaktor seinerseits sieht das anders: «Es geht hier nicht um mich, sondern um alle Journalisten des 'Nouvelliste', die ihren Job nicht machen können, wie sie sollten. Das ist stossend.»

Zwei Walliser Stieregrinde. Im Clinch wie Eringer Kampfkühe. Mit einem Unterscheid: Dort gewinnt eine Kuh und eine verliert. Im Duell CC vs. Fragnière gibt es nur Verlierer.

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