«Dann gehen die Lichter aus!»
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Jetzt spricht der Liga-Boss
«Dann gehen die Lichter aus!»

Heinrich Schifferle, Präsident der Swiss Football League, ist eigentlich ein zurückhaltender und diplomatischer Mann. Aber im BLICK-Interview redet er Klartext. «Finden wir keine kreativen Lösungen, dann gibt es ein Lichterlöschen», sagt er.
Publiziert: 30.07.2020 um 07:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2020 um 07:54 Uhr
Felix Bingesser

Herr Schifferle, wann haben Sie erstmals davon gehört, dass die Beschränkung von 1000 Zuschauern bis zum März 2021 verlängert werden könnte?
Heinrich Schifferle: Das war vor einigen Tagen.

Haben Sie diese Planspiele erschüttert?
Erschüttern kann mich nach den letzten Monaten nichts mehr. Aber ich bin schon überrascht, wie man so handstreichartig eine für uns so fatale Entscheidung ins Auge fassen kann. Unsere Hoffnung, dass man ab September wieder eine gewisse Normalität hat, die war schon sehr gross.

Was fordern Sie denn?
Eine einheitliche und gesamtschweizerische Lösung. Es kann nicht sein, dass solche Dinge ­allenfalls kantonal geregelt ­werden. Das wäre eine Wettbewerbsverfälschung sondergleichen. Und die Beschränkung auf 1000 Zuschauer ist für uns keine Option. Dann gibt es in einem Jahr keine zwanzig Profiklubs mehr.

Im Worst-Case-Szenario werden die Fussball-Stadien noch lange grösstenteils leer sein.
Foto: Sven Thomann
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Ist das nicht eine dieser hilfeschreienden Drohungen?
Nein.

Was schlagen Sie dann vor?
Maskenpflicht in den Stadien, keine Gästesektoren und keine Stehplätze mehr. Zusammen mit den üblichen Schutzmassnahmen könnte man unserer Meinung nach die Stadien zu fünfzig Prozent füllen. Ein solches Konzept schlagen wir vor. Und nochmals: Eine solche Lösung ist für uns existenziell.

Der Bund gibt dem Sport Kredite von 100 Millionen.
Ja, und dieses Geld brauchen wir. Wir wollen keine Geschenke. Doch die Vereine brauchen diese Darlehen. Aber zu Bedingungen, die erfüllbar sind. Auch hier müssen wir sehr schnell eine Lösung finden.

Welche Bedingungen sind nicht ­erfüllbar?
Der Umfang der Garantien und Sicherheiten, die man leisten muss. Dazu die Tatsache, dass die Liga und somit alle Klubs solidarisch haften. Das ist in dieser Form einfach nicht umsetzbar. Die Diskussionen in diesem Bereich sind unsäglich. Stand jetzt stehen diese 100 Millionen nicht zur Verfügung. Wir wollen keine Geschenke. Aber rückzahlbare Kredite zu Bedingungen, die machbar sind. In anderen Branchen wurde unkomplizierter geholfen.

Es gibt Leute, die sehen das als Zwängerei des Profisports.
Jeder kann seine Meinung haben. Ich vertrete die Interessen des Profisports. Da reden wir von einem grossen Wirtschaftszweig, von 3000 Arbeitsplätzen. Man unterschätzt den Sport nach wie vor. Wenn die Spitze wegbricht, dann bröckelt auch der Nachwuchs- und Breitensport.

Aber ist der Hilfeschrei nach dem Staat nicht zu einfach?
Wir schreien nicht nach Hilfe, sondern wir legen Konzepte und Vorschläge auf den Tisch. Wenn man nicht bald einen Impfstoff findet, weiter mit 1000 Zuschauern spielen muss und keine Lösung für die Kredite findet, hat der Profisport keine Perspektive. Wenn der Staat befiehlt und uns den Stecker zieht, muss er uns auch helfen.

Bald wird auch der neue TV-Vertrag verhandelt. Teleclub und UPC üben den Schulterschluss. Sind auch weniger Einnahmen zu befürchten?
Ich habe von diesen Diskussionen gehört. Aber es gibt auch andere Interessenten für das Premiumprodukt Fussball. Ich bin kein Prophet, aber ich bin optimistisch, dass in diesem Bereich eine gute Lösung gefunden wird.

Schauen Sie auch nach Deutschland? Wie werden dort die Probleme angepackt?
Vergleiche sind schwierig. Die grossen Ligen erhalten viel mehr TV-Gelder. Die sind nicht so ausgeprägt von den Zuschauereinnahmen abhängig wie wir.

Wurden Sie schon für die Übergabe des Meisterpokals aufgeboten?
Ja. Das wird ja entweder in Lausanne oder dann in Bern sein.

Hoffen Sie auf eine Finalissima?
Ich bin ja neutral. Aber aus sportlicher Sicht wäre eine solche Finalissima sicher ein Höhepunkt und täte unserer Meisterschaft am Ende einer so schwierigen Saison gut. Grundsätzlich und trotz einiger Rückschläge sind wir sehr zufrieden, wie die letzten Wochen unter diesen schwierigen Bedingungen gelaufen sind. Aber länger können wir so nicht durchhalten. Wir brauchen Lösungen und Perspektiven. Und zwar schnell.

Ihre bald zehnjährige Amtszeit endet im November 2021. Hätten Sie sich eine ruhigere Phase zum nahenden Ende als Liga-Boss gewünscht?
Die letzten Monate waren sehr belastend. Auch die kommenden werden wohl nicht ruhiger. Klar, man wünscht sich das nicht. Aber man muss die Herausforderung annehmen. Turbulenzen dieser Art haben ja in dieser Ausnahmesituation ganz viele Menschen. Darum ist es wichtig, gemeinsam und solidarisch kreative Lösungen zu finden. Und nicht ganze Branchen ihrem Schicksal zu überlassen.

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