In Basel fiel er einst durch
FCB-Sportchef Stucki ist ein FCZ-Held

Fünf Jahre lang kickt FCB-Sportchef Daniel Stucki für den FCZ. Wie er den 13. Mai erlebte. Warum es Sprüche gab. Und weshalb er seine Profi-Karriere mit 29 schon beendet hat.
Publiziert: 01:11 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Er fiel beim FCB durchs Probetraining
  • Beim FCZ gabs Sprüche wegen Basler Dialekt
  • Wie ihn die Zeit als Polizist geprägt hat
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Blick_Portrait_819.JPG
Stefan KreisReporter Fussball

Daniel Stucki (42) sagt «fünf» statt «foif. Und «uns» statt «ois.» Weswegen er in der Stadt Zürich jahrelang auf die Schippe genommen wurde. Von 2005 bis 2009 spielt der FCB-Sportchef beim FCZ. Dass Sprüche wegen des Dialekts gekommen sind, sei klar, sagt Stucki. «Negative Gedanken an meine Zeit in Zürich aber habe ich nicht.»

Dafür gibts auch keinen Grund. Drei Meistertitel und einen Cupsieg holt der Linksverteidiger mit dem FCZ. Insgesamt steht er in 94 Pflichtspielen für die Zürcher auf dem Rasen. Höhepunkt ist das Auswärtsspiel im San Siro gegen die AC Milan. Ronaldinho, Kaka, Seedorf, Schewtschenko. Nicht schlecht für einen Mann, der mit 17 ein Probetraining des FC Basel absolvierte, den Ansprüchen aber nicht genügte. «Ich bin technisch nicht gut genug gewesen», sagt Stucki selbstkritisch. Sein damaliger Trainer, FCB-Legende Ruedi Zbinden, meint: «Wir hatten damals bei der U17 eine richtig starke Mannschaft, und ich habe keinen Platz für ihn gesehen. Er war auch nur kurz bei uns im Training.» Das gebe es manchmal, so Zbinden. «Ottmar Hitzfeld beispielsweise fiel im Probetraining von Nordstern durch, landete dann aber beim FCB.»

Statt zum grossen FCB gehts für Stucki zum kleinen Bruder Concordia. NLB statt NLA. Und Stucki hatte mit der Profi-Karriere innerlich praktisch abgeschlossen. «Ich habe an der Uni Basel Wirtschaft studiert, der Aufwand war enorm. Ich bin nur noch hin- und hergerannt. Deshalb habe ich beschlossen, nach der Saison mit dem Fussball aufzuhören.»

FCB-Sportchef Daniel Stucki absolvierte 94 Pflichtspiele für den FC Zürich.
Foto: Pius Koller
1/6

Stucki aber hat die Rechnung ohne den FCZ und Xamax gemacht. Beide Klubs klopfen im Winter beim Linksfuss an, Stucki entscheidet sich für Zürich statt für Neuenburg: «Der FCZ war der grössere Verein, hatte die bessere Infrastruktur. Und Zürich war bloss eine Stunde von Basel entfernt.» Als Kind sei er an fast jedes Spiel ins alte Joggeli gefahren. «Für einen Fünfliber Eintritt. Mit einer rotblauen Fahne in der Hand.» Bedenken, dass er nun plötzlich zum Erzrivalen des FCB wechsel wird, hatte er aber nie. Auch weil er immer in Basel wohnhaft geblieben sei, sein Umfeld immer am Rheinknie gehabt habe.

Mit 29 ist Schluss mit Fussball

Es versteht sich deshalb von selbst, dass er nach dem Ende seiner Aktivkarriere zurück in die Heimat geht. Mit 29 wechselt Stucki vom FCZ zu den Old Boys in die 1. Liga. Zwar hätte er weiterhin Profi-Fussballer sein können, doch der Linksverteidiger hatte keine Lust mehr. «Wenn ich an etwas keine Freude mehr habe, dann ist es mir egal, was es am Ende alles mit sich zieht und was ich verlieren kann. Dann höre ich auf», sagt Stucki. Es hätten ihn «gewisse Dinge am Fussballbusiness» gestört, unter anderem seien Absprachen nicht eingehalten worden. Konkret aber wird der bald 43-Jährige nicht. Das sei alles schon viel zu lange her.

Stucki kriegt ein Angebot aus der Immobilienbranche. «Nach drei Monaten habe ich aber dummerweise gemerkt, dass wir auch das nicht gefällt», so der Mann aus Kaiseraugst AG. Stucki zieht die Reissleine, beschliesst, Polizist zu werden. «Das hat mich schon immer interessiert», sagt Stucki. Noch heute profitiere er von dieser Zeit: «Ich habe gelernt, unter maximalem Druck ruhig zu arbeiten. Du hast teils 17-Stunden-Tage zu absolvieren, mit 30 Kilo mehr auf dem Körper, bei 30 Grad. Das ist brutal.»

Auch im Fussballgeschäft müsse man stressresistent sein und mit Druck umgehen können, wenn man vor 30'000 Menschen spiele. Aber Polizist zu sein, sei nochmal intensiver, so Stucki: «Es geht um Leben und Tod. Um Schickssalsschläge. Das lässt dich realistischer durchs Leben gehen. Die Persönlichkeitsentwicklung ist enorm gross. Weil du vor Ort Dinge lösen und verarbeiten musst. Du merkst plötzlich, dass nicht jedes Problem im Alltag weltbewegend ist und dass es schlimmere Dinge gibt.»

Erinnerungen an den 13. Mai

Deshalb wird Stucki auch nicht in Tränen ausbrechen, sollte sein FCB am Samstag im Klassiker gegen den FCZ verlieren. Ärgern würde es ihn natürlich trotzdem. Weil er weiss, wie gross die Rivalität zwischen den beiden Vereinen ist. Am 13. Mai 2006 sitzt Stucki beim FCZ auf der Bank, als die FCB-Anhänger nach dem verlorenen Meisterschaftsfinale für die Schande von Basel sorgen. Mitbekommen hat Stucki von den Ausschreitungen fast nichts. Weil er nach Abpfiff zusammen mit seinen Kollegen umgehend in die Katakomben gestürmt sei. «Dort mussten wir fast zweieinhalb Stunden warten, bis sich die Situation wieder beruhigt hat», so Stucki. 

Ähnliche Szenen werden sich am Samstag zwar nicht abspielen. Gleichwohl wirds wie bei fast jedem Klassiker ordentlich zur Sache gehen. 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?