Hyypiä zeigt seine Geburtsstadt Porvoo in Finnland
«Ich will beim FCZ strenger werden»

Heute sitzt Sami Hyypiä bei FCB – FCZ im Stadion. Noch am Donnerstag empfing der neue FCZ-Trainer SonntagsBlick in Finnland. Dabei sprach er über Familie, Sauna und Motocross. Und er verriet, weshalb er in Zürich strenger werden will.
Publiziert: 29.08.2015 um 23:59 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 02:48 Uhr
Von Michael Wegmann (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Porvoo

Farbige Holzhäuschen mit weissen Giebeln. Strassen mit Kopfsteinpflaster. Kleine Läden mit sorgfältig dekorierten Schaufenstern. Und Kaffees mit Holztischen. Überall Blumenschmuck. Man glaubt sich mitten in der Verfilmung eines Kinder­romans von Astrid Lindgren. In «Pippi Langstrumpf» oder in «Wir Kinder aus Bullerbü».

Dabei sind wir nicht in Schweden, sondern in der Altstadt von Porvoo. Einem finnischen Städtchen rund 50 Kilometer östlich von Helsinki. «Zum Glück ist ein Auto auf dem Bild. So merkt man wenigstens, dass wir im Jahr 2015 sind ...», sagt Sami Hyypiä lachend, als er sich das Bild des SonntagsBlick-Fotografen ansieht.

Die finnische Fussballlegende ist das wohl berühmteste Kind Porvoos. Der neue FCZ-Trainer wird hier 1973 geboren, hier gelebt hat er kaum. Als Einjähriger ist er mit seinen Eltern weggezogen. Nach Voikkaa, ein Dörfchen mit 3000 Einwohnern, wo er bis 19 gelebt hat. «Da kannte jeder jeden», sagt er. In diesen Tagen ist er mit seiner Familie wieder zurück in seine Geburtsstadt gezügelt. Nun gehts für Sami Hyypiä gleich weiter nach Zürich.

In Porvoo kennt er kaum jemanden, doch alle kennen ihn. Wie überall in Finnland. Hyypiä gilt mit Jari Litmanen als grösster Fuss­baller in der Geschichte Finnlands. «Jari ist der Kaiser, Sami der König und ich der Prinz», sagt Hannu Tihinen. Der ehemalige FCZ-Captain war jahrelang Hyypiäs Partner in der finnischen Innenverteidigung.

Der «König» empfängt SonntagsBlick am Donnerstagmorgen in seiner Geburtsstadt zur Privat­audienz. Ohne Begleitschutz und ohne seine Königsfamilie. «Ich habe soeben meine Jungs zur Schule gebracht», sagt Hyypiä.

Hätten Rico (11) und Casper (8) schulfrei gehabt, sie wären dennoch nicht zum Treffen mitgekommen. «Das habe ich immer schon so gehalten», sagt Hyypiä, «mein Privatleben soll privat bleiben.»

Familie bleibt in Finnland

Seine Söhne besuchen erstmals eine finnische Schule. «Es ist Zeit, dass sie nun richtig Finnisch lernen», sagt der Papa. Deshalb wird er tags darauf allein nach Zürich fliegen. Und da vorerst auch allein leben. «Das wird sicher nicht einfach. Ich bin ein Familienmensch.» Bei seinen früheren Engagements war seine Familie immer dabei. In Liverpool. In Leverkusen. Zuletzt auch in Brighton.

Wo hat es seiner Frau Susanna am besten gefallen? «Ich denke, hier in Finnland. Vielleicht wollen die Jungs ja bald auch nicht mehr weg. Doch wenn meine Familie Zürich gesehen hat, sieht es vielleicht wieder anders aus», sagt Hyypiä.

Trotz Sonnenbrille, den blonden Riesen (1,96 m) erkennt jeder. Hier ein Blick, da ein Nicken. Und doch bleiben die Landsleute zurückhaltend: Weder ein Autogrammwunsch noch eine Anfrage für ein Selfie mit ihrem Star. «Ich geniesse die Ruhe hier.» Wie anders als in Liverpool. Hyypiä war einer der Publikumslieblinge an der Anfield Road. Bei seinem Abschiedsspiel wurde er gefeiert. SAMI stand in der berüchtigten Fankurve «The Kop» in grossen Lettern. «Ein fantastisches Gefühl. Einzig die Tatsache, dass ich nur sechs Minuten spielen durfte, trübte die Stimmung.»

Ein einziges Mal ist dem ruhigen Finnen der Hype um seine Person zu viel geworden. Da sei er während dem Autogrammeschreiben in einem Kaufhaus einfach verduftet. «Sonst bin ich ein geduldiger Mensch», sagt er, «kein spezieller. Einfach ein glücklicher, der sein Hobby zum Beruf machen durfte.»

Und Fussball war schon immer seine grosse Leidenschaft. Fussball und Eishockey, wie es sich für einen Finnen gehört. «Im Sommer Fussball, im Winter Eishockey. Leider ist das für die Jungen heute nicht mehr möglich. Da im Winter auch gekickt wird.» Klar stehe er aber auch gerne auf den Langlaufski.

Es scheint, als bekomme der FCZ einen richtigen Klischee-Finnen. Geht er auch in die Sauna? «Klar, regelmässig. Das tun wirklich alle Finnen. Dennoch entspreche ich nicht ganz dem Klischee. Ski­springen war nie mein Ding!»

Dass er wegen seiner «Züglerei» letzten Samstag das Spiel FCZ gegen Luzern verpasste, hat bei vielen Schweizer Fussballexperten für Unverständnis gesorgt. Hyypiä meint: «Hätte der FCZ nicht 2:5 verloren, wäre dies kaum diskutiert worden.»

Dass er erst diesen Montag – 10 Tage nach seiner Präsentation – sein Amt antritt, sei übrigens sein Wunsch gewesen. «So habe ich in der Nati-Pause 14 Tage Zeit, mit den Spielern ohne Ernstkampf zu arbeiten.»

Heute sitzt Hyypiä im St. Jakob-Park. Erstmals sieht der Coach seine Mannschaft live. Die ersten Runden hat er sich auf DVD angeschaut. «Klar konnte ich auf diese Weise noch nicht alles sehen. Aber ich habe schon ein ungefähres Bild von der Mannschaft im Kopf.»

Der ehemalige Weltklasse-Verteidiger weiss auch schon, wo er anpacken will. «Ich habe verschiedene Dinge gesehen, die es zu verbessern gilt. Bevor ich diese jedoch in der Öffentlichkeit thematisiere, möchte ich zuerst mit den Spielern und meinen Trainerkollegen über die Verbesserungsmöglichkeiten sprechen.»

Die Zusammenarbeit mit dem Staff ist ihm wichtig. Sami sei schon immer ein vorbildlicher Team­player gewesen, sagt Tihinen. Immer loyal den Kollegen gegenüber, immer das Wohl der Mannschaft im Kopf. «Der Goalie war immer mein bester Freund», sagt Hyypiä, «er hat jeweils meine Fehler korrigiert.»

Solidarität und Einsatz ist sein oberstes Credo. Beim Finnen gibts nur 100 Prozent – ob im Spiel oder im Training. Als Trainer wie früher als Spieler. Weil er sich auch noch als 35-Jähriger in Leverkusen in jedem Training verausgabte, hat sich Trainer Jupp Heynckes etwas einfallen lassen. Hyypiä verrät: «Er hat mir am Donnerstag verboten, auf den Trainingsplatz zu gehen. Er wollte nicht, dass ich am Wochenende müde bin.»

Hyypiä hatte nie die schnellsten Beine. Deshalb sei er gezwungen gewesen, schneller als andere zu denken, sagt er. «Ich musste vieles mit dem Kopf kompensieren. Antizipieren und vorausschauen.»

Abseits des Rasens ist er gerne schnell unterwegs. Hyypiäs grosse Leidenschaft ist Motocross fahren. «Das ist die beste Ablenkung, die es gibt. Man muss sich so konzentrieren, dass man an nichts anderes denken kann. Da muss ich auch den Fussball vergessen, sonst stürze ich!» Er hat sich bereits erkundigt, wo er in der Schweiz die Möglichkeit hat, ab­zuschalten. Auch schon gestürzt? Hyypiä trocken: «Wer noch nie gestürzt ist, der fährt ganz einfach zu langsam.»

Über die Zeit in Brighton will er nicht sprechen

Zumindest ins Stocken ist seine Trainerkarriere geraten. Nach fulminantem Start in Leverkusen wird er im April 2014 wegen Erfolglosigkeit entlassen. Seine nächste Trainerstation bei Brighton (Englands 2. Division) beendet er nach einem halben Jahr selbst. Über diese Zeiten mag er nicht sprechen. «Ich wende auch keine Zeit und Kraft auf, um mich mit dem Wetter zu beschäftigen. Das ist verlorene Zeit, ich kann es nicht ändern.»

Gleiches gelte für die Vergangenheit. «Ich habe aus ihr meine Lehren gezogen und schaue vorwärts. Beim FCZ will ich strenger werden.Denn Trainer investieren sehr viel Zeit, da verlange ich, dass jeder Spieler hundert Prozent Einsatz gibt. Sonst ist die ganze Arbeit für die Katz.»

Hyypiä ist sich bewusst, dass der FCZ «ein sehr wichtiger Schritt» in seiner noch jungen Trainer­karriere bedeutet. Deshalb habe er das Angebot genau geprüft. «Alles hat für den FCZ gesprochen. Ich bin bereit und freue mich sehr, die Arbeit aufzunehmen.» Ein kon­kretes Saisonziel will der Hüne aus Porvoo nicht nennen. «Aber ich möchte jedes Spiel gewinnen, jedes Spiel. Und nur wenn jeder alles gibt, haben wir die Möglichkeit es zu schaffen.»

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