Heute gehts um Grossos Job
Beim FC Sion brennt der Baum

Heute spielt Fabio Grosso gegen Lugano um seinen Job. Dass er dies noch darf, erstaunt. Denn er hat die schlechteste Bilanz eines Sion-Trainers seit Uli Stielike 2008.
Publiziert: 04.03.2021 um 10:08 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2021 um 18:09 Uhr
  • Einige Spieler sind gegen den Trainer
  • Grossos Punkteschnitt ist grottenschlecht
  • Und was ist bloss mit Hoarau los?
Alain Kunz

Vier, fünf, manchmal acht Spiele. Dies war in der Vergangenheit der Haltbarkeitswert eines Trainers des FC Sion im Fall von Misserfolg. Der Spanier Gabri durfte acht Spiele wursteln, bis er seine Koffer packen musste. Sein Punkteschnitt lag bei 0,5. Gennaro Gattuso durfte sich drei Spiele lang als Trainer mit Spielerlizenz versuchen. Schnitt: 0,33 Zähler. Rookie Ricardo Dionisio wurde nach fünf Spielen von Corona ausgebremst. Sein Schnitt von 0,4 hätte ihm ohnehin kaum weitere Spiele beschert. Und Grosso? Dessen Schnitt liegt bei 1,04 Punkten pro Spiel. 24 Spiele hat er nun gemacht. Davon fünf gewonnen. Fünf! Das Cupspiel bei Erstligist Schötz eingerechnet. Das ist eine verheerende Bilanz. Die Bilanz eines Absteigers. Und ein verheerender Punkteschnitt.

Lässt man diejenigen Coaches aussen vor, die weniger als zehn Spiele an der heissen Seitenlinie des FC Sion standen, ist Grosso punktemässig der schlechteste Coach seit Uli Stielike 2008. Der deutsche Europa- und Vizeweltmeister musste nach elf Spielen mit einem Schnitt von 0,91 Punkten pro Spiel gehen. Seither haben sich 13 Trainer versucht. Und alle waren sie besser als Grosso. Und alle mussten sie am Ende vorzeitig gehen.

Der Erfolgreichste warf den Bettel in der Pause hin

Der Erfolgreichste seit dem Wiederaufstieg des FC Sion 2006 ist der argentinische Weltmeister Nestor Clausen. Sein unglaublicher Schnitt: 2,2 Punkte pro Match. Doch das hinderte den Emotionsmenschen nicht daran, in der Pause eines Cupspiels in La Chaux-de-Fonds den Bettel hinzuschmeissen. Weil, so Clausen, CC in die Garderobe geplatzt war und die Autorität des Coaches untergraben habe …

Negativer Höhepunkt: Fabio Grosso muss Vaduz-Coach Mario Frick zum Sieg im Wallis gratulieren.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Die Nummer zwei ist der heutige St.-Gallen-Coach Peter Zeidler. Warum ihn CC entliess, ist nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln. Und dann noch kurz vor dem Cupfinal 2017, der die seither anhaltende Sion-Misere einleitete. Dieses 0:3 gegen den FC Basel wirkt seither traumatisch.

Punkteschnitt aller Sion-Coaches seit dem Wiederaufstieg 2006
  1. Nestor Clausen 2,20
  2. Peter Zeidler 1,93
  3. Bernard Challandes 1,63
  4. Stéphane Henchoz 1,63
  5. Alberto Bigon 1,59
  6. Maurizio Jacobacci 1,54
  7. Raimondo Ponte 1,53
  8. Michel Decastel 1,52
  9. Didier Tholot 1,47
  10. Sébastien Fournier 1,43
  11. Charly Rössli 1,25
  12. Paolo Tramezzani 1,25
  13. Jochen Dries 1,22
  14. Murat Yakin 1,21
  15. Laurent Roussey 1,19
  16. Fredy Chassot 1,17
  17. Fabio Grosso 1,04
  18. Uli Stielike 0,91
Nestor Clausen warf nach 15 Spielen 2006 entnervt den Bettel hin.
Keystone
  1. Nestor Clausen 2,20
  2. Peter Zeidler 1,93
  3. Bernard Challandes 1,63
  4. Stéphane Henchoz 1,63
  5. Alberto Bigon 1,59
  6. Maurizio Jacobacci 1,54
  7. Raimondo Ponte 1,53
  8. Michel Decastel 1,52
  9. Didier Tholot 1,47
  10. Sébastien Fournier 1,43
  11. Charly Rössli 1,25
  12. Paolo Tramezzani 1,25
  13. Jochen Dries 1,22
  14. Murat Yakin 1,21
  15. Laurent Roussey 1,19
  16. Fredy Chassot 1,17
  17. Fabio Grosso 1,04
  18. Uli Stielike 0,91
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Serey Die: Erst Captain, dann rasiert

Doch neben den nackten Zahlen gibts weitere Fakten, die gegen Grosso sprechen: Ein Teil des Teams steht nicht mehr vorbehaltlos hinter dem Trainer. So Serey Die, den Grosso zum Captain machte, um ihn kurz später zum Dauer-Ersatzspieler zu degradieren. So Keeper Kevin Fickentscher, dem Grosso die Captainbinde wegnahm, um ihm dann auch noch Tim Fayulu vor die Nase zu setzen.

Nicht zu diesen Spielern zählt Guillaume Hoarau. Der ehemalige YB-Superstar macht nach wie vor gute Miene zum bösen Spiel, weil das sein Naturell ist, obwohl er kaum spielt. Ganze 319 Minuten in 12 Super-League-Spielen. Gegen Vaduz war er verletzt gemeldet. Schnell machten Gerüchte die Runde, er sei fit, aber von Grosso ausgebootet worden. Recherchen ergaben, dass AirFrance in der Tat angeschlagen war. Trotzdem bleibt Hoarau ein Rätsel.

Grosso irritiert mit seinen dauernden Wechseln nur noch. Eine Handschrift ist nicht zu erkennen. Als Gaëtan Karlen ein paar Spiele richtig gut drauf ist und drei Tore macht, setzt ihn Grosso auf die Tribüne. Und dann wirkt auch merkwürdig, dass Neuzugang Lubomir Tupta drei Tage nach seinem Wechsel von Serie-B-Klub Ascoli in der Startformation steht. Tupta ist ein Weggefährte von Grosso bei Hellas Verona.

Alles Dinge, die den Fans des FC Sion vor den extrem wichtigen Spielen heute zu Hause gegen Lugano und am Sonntag in Lausanne nicht viel Hoffnung machen dürften.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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