«Als der Krieg ausbrach, waren wir in der Türkei»
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Neuzugang Brayan Riascos:«Als der Krieg ausbrach, waren wir in der Türkei»

GC-Neuling Riascos traf sein Idol
«Ronaldo nannte mich eine Maschine»

Als in der Ukraine der Krieg ausbricht, befindet sich Brayan Riascos gerade im Trainingslager. Zurückgekehrt nach Osteuropa ist er nicht mehr, stattdessen spielt der Kolumbianer nun für GC. Und muss dort den Teamkollegen vom Treffen mit Cristiano Ronaldo erzählen.
Publiziert: 24.04.2022 um 15:28 Uhr
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Aktualisiert: 03.05.2022 um 10:21 Uhr
Sebastian Wendel

Einmal Cristiano Ronaldo treffen und mit dem fünffachen Weltfussballer plaudern? Nicht nur für Fans, auch für viele Spieler ein Traum, der für immer ein solcher bleiben wird. Kein Wunder also, muss Brayan Riascos (27) seit seinem Wechsel zu GC die Geschichte immer wieder erzählen.

April 2020: Die Fussballwelt steht wegen Corona still. Auch Ronaldos damaliger Klub Juventus Turin hat seine Spieler ins Homeoffice geschickt, was der Superstar für einen längeren Aufenthalt in seiner Heimat Portugal nützt. Auf der Insel Madeira mietet er mit seiner Familie für 4500 Franken pro Woche eine Luxusvilla und erhält die Erlaubnis für Einzeltrainings im Stadion seines Jugendklubs Nacional Funchal. Als Ronaldos Aufenthalt die Runde macht, wollen ihn alle sehen – doch der König des Fussballs bestimmt selber, wer zu ihm darf. Brayan Riascos, der zu dieser Zeit bei Nacional unter Vertrag steht, gehört zu den Auserwählten. Weil der Stürmer zu diesem Zeitpunkt der beste Torschütze von Nacional ist, was einem bei der Tormaschine Ronaldo natürlich Respekt verschafft.

Eines Vormittags also ruft der Sportdirektor bei Riascos an und sagt, dass er kommen solle. Hastig fährt der zum Stadion und steht dann tatsächlich vor seinem grossen Idol. Es werden die üblichen Nettigkeiten ausgetauscht, Fotos gemacht – und schon verschwindet Ronaldo wieder im Sog seiner Entourage.

Daumen hoch: Brayan Riascos fühlt sich bei GC wohl – auch dank der vielen Portugiesisch sprechenden Teamkollegen.
Foto: Sven Thomann
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Der Stolz über Ronaldos Worte

Mit 27 Jahren hat Brayan Riascos selbst für Fussballerverhältnisse viel erlebt: Zehn Klubs, fünf Länder – doch nichts hat sich so eingebrannt wie das Treffen mit Ronaldo. «Er ist der Beste aller Zeiten», sagt Riascos und kann den Stolz nicht verhehlen über das, was Ronaldo zu ihm gesagt, als sie sich gegenüberstanden: «Du bist eine Maschine!» Riascos Körperbau macht sogar dem Muskelpaket Ronaldo Eindruck. Logisch: Es ist ja auch das Erste, was ins Auge sticht, wenn man Riascos spielen sieht. Doch wer denkt, dafür seien wie bei Vorbild Ronaldo unzählige Stunden im Kraftraum nötig gewesen, der irrt. «Krafttraining mag ich überhaupt nicht», lacht er und sagt: «Es sind die Gene. Väterlicherseits sehen wir alle so aus. Und glauben Sie mir: Ich bin von allen der Kleinste und Dünnste.» Dabei liegt der 1,81 Meter grosse Riascos mit 80 Kilogramm weit über dem Idealgewicht, muskulär bedingt natürlich …

Keine Frage: Riascos hat das Zeug zur Super-League-Attraktion, das hat er in den bisher zwei Teileinsätzen für GC angedeutet. Dass er überhaupt in der Schweiz gelandet ist, hat einen unschönen Grund – und auch ein bisschen mit Ronaldo zu tun. Geboren in Kolumbien und mit 15 in eine Akademie in Guatemala gewechselt, wechselt der Stürmer nach Wanderjahren in Brasilien und in Portugal im Sommer 2021 zum ukrainischen Zweitligisten Metalist Charkiw. An der erfolgreichen Vorrunde, die Charkiw auf Rang 1 abschliesst, hat Riascos mit sechs Toren grossen Anteil.

Seit Ende März bei GC: «Ich würde gerne länger bleiben»

Doch dann der Schock: Während des Wintertrainingslagers in der Türkei beginnt die russische Invasion in der Ukraine. Während die ukrainischen Teamkollegen in die Heimat zurückkehren und einige von ihnen vom Militär eingezogen werden, flüchtet Riascos aus der Türkei nach Portugal zu seiner Ehefrau. Dort wartet er auf Informationen des Präsidenten von Metalist, ehe es heisst, Spieler aus der Ukraine dürfen dank einer Sondererlaubnis der Fifa den Klub wechseln. Riascos erhält Anfragen aus Japan und Brasilien – und eine von GC.

Hinter dem Interesse der Hoppers steckt der mächtige Spielerberater Jorgé Mendes, der Cristiano Ronaldo zu seinen Klienten zählt und der eng mit den chinesischen Besitzern von GC verbandelt ist. Ende März kommt es zum Transfer. «Für mich ist die Schweiz die beste Lösung», sagt Riascos, «bei GC hat es viele Spieler, die Portugiesisch sprechen, entsprechend gut bin ich aufgenommen worden.»

Der Leihvertrag mit GC läuft bis Ende Saison. Ob er danach in die Ukraine zurückkehrt? «Keine Ahnung, das liegt nicht in meinen Händen. Mir hat es in Charkiw gefallen. Andererseits: In ein paar Wochen werde ich Vater einer Tochter, die Sicherheit meiner Familie steht an oberster Stelle. Wenn es eine Möglichkeit gibt, würde ich gerne in der Schweiz bleiben.» Dank der China-Millionen wäre es für GC jedenfalls kein Problem, Riascos aus dem Vertrag in Charkiw herauszukaufen.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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