GC-Leithammel Abrashi redet Klartext
«Die Last ist gross, die ich tragen muss»

Captain Abrashi redet über die vielen auslaufenden Verträge bei GC, Spieler, die nicht kämpfen und verrät, weshalb er unter dem Druck als GC-Identifikationsfigur gelitten hat.
Publiziert: 18.03.2023 um 14:46 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2023 um 17:07 Uhr
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Michael WegmannStv. Fussballchef

Amir Abrashi, die Verträge von 13 Ihrer Teamkollegen laufen Ende Saison aus. Verhandelt wird derzeit nicht, weil Bill Pan im Auftrag von Besitzer Fosun erst die Geschäftsbücher durchleuchtet. Wie schwierig ist es, sich in einer solchen Situation auf den Fussball zu konzentrieren?
Amir Abrashi:
Für einige kann es schwierig sein, wenn sie in ein paar Wochen vertragslos sind. Sie wissen nicht, ob sie hier eine Zukunft haben, ihnen fehlt die Sicherheit. Klar machen sie sich Sorgen.

Können Sie da als Captain und Leader irgendwie helfen?
Ich versuche es. Ich sage ihnen immer wieder, dass sie nun alles reinhauen sollen. Für GC, aber auch für sie selbst. Denn kein Klub auf der Welt interessiert sich für Spieler, welche verlieren und nicht kämpfen. Es ist keine Selbstverständlichkeit, einen neuen Klub zu finden, auch wenn man ablösefrei ist. Ich weiss, wovon ich rede.

Das ist Amir Abrashi

Geboren am 27. März 1990, wuchs Amir Abrashi als Sohn albanischer Eltern in Bischofszell auf. Nach dem Umzug nach Winterthur wechselte er in die Jugendabteilung von «Winti», 2010 der Sprung als Profi zu GC. Nach fünf Jahren der Wechsel zum SC Freiburg, ehe er nach einem halbjährigen Abstecher zum FC Basel 2021 zu den Hoppers zurückkehrte. Für Albanien bestritt Abrashi bislang 50 Länderspiele.

Geboren am 27. März 1990, wuchs Amir Abrashi als Sohn albanischer Eltern in Bischofszell auf. Nach dem Umzug nach Winterthur wechselte er in die Jugendabteilung von «Winti», 2010 der Sprung als Profi zu GC. Nach fünf Jahren der Wechsel zum SC Freiburg, ehe er nach einem halbjährigen Abstecher zum FC Basel 2021 zu den Hoppers zurückkehrte. Für Albanien bestritt Abrashi bislang 50 Länderspiele.

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Immer mit vollem Körpereinsatz bei der Sache: GC-Leithammel Amir Abrashi hier gegen Basels Wouter Burger.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
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Was meinen Sie?
Als mein Vertrag bei GC 2015 ausgelaufen ist, hatte ich ein einziges Angebot auf dem Tisch: vom SC Freiburg aus der zweiten Bundesliga. Es war im Nachhinein ein Glücksfall.

Warum?
Diese fünfeinhalb Jahre bei Freiburg waren genial. Noch heute pflege ich gute Kontakte dahin.

Zurück zu GC: Man könnte auch argumentieren, dass Ihre Teamkollegen besser den Zweikämpfen aus dem Weg gehen würden, um sich nicht zu verletzen.
Es könnte sein, dass dies der eine oder andere Berater seinem Spieler empfiehlt. Aber dafür bin ich definitiv der Falsche. Vom «den Zweikämpfen aus dem Weg gehen», halte ich gar nichts, wie Sie sich wahrscheinlich vorstellen können.

Wegen Ihrer Spielweise wurden Sie auch schon als Terrier bezeichnet. Eine Beleidigung?
Absolut nicht! Ich habe in meiner Karriere ja selbst viel talentiertere Fussballer als mich gesehen. Aber ich bin stolz auf das, was ich alles erreicht habe. Ich habe 60 Bundesligaspiele mit Freiburg absolviert, bin noch immer Nationalspieler Albaniens. Das ist doch nicht schlecht für einen Jungen aus Bischofszell, oder?

Für den Jungen aus Bischofszell gehts bei GC weiter: Neben Ndenge sind Sie der einzige, dessen Vertrag vor Sky Suns Abgang noch verlängert wurde. Haben Sie auf Geld verzichten müssen?
Sagen wir es so: Ich habe zu schlechteren Konditionen unterschrieben. Aber Sie müssen mich deshalb jetzt nicht zum Essen einladen. Es passt schon. Ich freue mich, dass ich mindestens noch eine Saison für GC anhänge.

Warum hat GC mit Ihnen als erstes verlängert?
Warum hätte man das nicht tun sollen?

Weil Sie mit 32 wohl nicht nervös geworden wären, hätte man noch zugewartet.
Stimmt, ich hätte auch ohne Unterschrift Vollgas gegeben. Aber da ich als Captain als Leader und Vorbild auf und neben dem Platz wahrgenommen werde, hat man vielleicht damit ein Zeichen setzen wollen. Auf jeden Fall freue ich mich darauf.

Wie ist die Stimmung im Team?
Die Stimmung ist super, ich habe wohl noch nie so ein geiles Team erlebt wie zurzeit. Neben dem Platz kommen wir alle super miteinander klar. Auf dem Platz könnten wir ab und an ein wenig mehr für den anderen fighten.

Sie sind nebst Pusic quasi der einzige Spieler mit GC-DNA. Wie kommen Sie damit klar?
Es gibt schon weitere Spieler, die eine GC-DNA haben, wie zum Beispiel Giotto Morandi oder die jungen Kacuri und de Carvalho. Gleichzeitig ist auch Dominik Schmid langsam ein Leader geworden, obwohl er kein GC-Bueb ist. Aber ich wünsche mir schon, dass wir künftig mehr Spieler mit GC-Wurzeln haben. Die Last, die ich tragen muss, ist gross. Letzte Saison war es besonders schlimm. Ich hatte zeitweise das Gefühl, dass ich für alles, was auf und neben dem Platz passiert, die Verantwortung tragen muss. Ich litt unter diesem Druck. Diese Saison versuche ich, alles ein bisschen weniger an mich heranzulassen.

GC bangt um Abrashi

Beim 2:1 gegen Winterthur muss GC-Captain in der 79. Minute verletzt vom Platz. Nun hoffen die Zürcher, dass der Aggressiv-Leader am Samstagabend in Sion dabei ist. Gewinnt GC, distanziert man den Gegner um acht Punkte. Verliert man, steckt man wieder mitten im Abstiegskampf. Wie wichtig Abrashi für GC ist, zeigt ein Blick in die Statistik: In den sieben Partien dieser Saison ohne Abrashi holte GC 0,57 Punkte im Schnitt. Mit Abrashi sind es 1,41 Punkte in 17 Spielen. An seinen Toren und Assists liegts definitiv nicht, dass GC mit ihm auf dem Platz mehr Erfolg hat: Der defensive Mittelfeldspieler hat noch keinen Skorerpunkt. Doch was Mentalität und Einsatz betrifft, ist er unersetzbar.

Beim 2:1 gegen Winterthur muss GC-Captain in der 79. Minute verletzt vom Platz. Nun hoffen die Zürcher, dass der Aggressiv-Leader am Samstagabend in Sion dabei ist. Gewinnt GC, distanziert man den Gegner um acht Punkte. Verliert man, steckt man wieder mitten im Abstiegskampf. Wie wichtig Abrashi für GC ist, zeigt ein Blick in die Statistik: In den sieben Partien dieser Saison ohne Abrashi holte GC 0,57 Punkte im Schnitt. Mit Abrashi sind es 1,41 Punkte in 17 Spielen. An seinen Toren und Assists liegts definitiv nicht, dass GC mit ihm auf dem Platz mehr Erfolg hat: Der defensive Mittelfeldspieler hat noch keinen Skorerpunkt. Doch was Mentalität und Einsatz betrifft, ist er unersetzbar.

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Und gelingts?
Phasenweise. GC geht mir halt schon sehr nah. Verlieren wir ein Spiel, trifft es mich tief. Dann bin ich mies gelaunt und die Woche ist im Eimer. Gewinnen wir aber, bin ich der glücklichste Mensch der Welt.

Was wünschen Sie sich für die nächsten Wochen?
Punkte.

Nicht, dass auf dem Campus wieder Ruhe einkehrt?
Es ist nicht mal so unruhig, wie man es draussen darstellen möchte. Das ist mein siebtes Jahr bei GC und ich habe schon viel schlechtere und unruhigere Zeiten erlebt.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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