Ex-Hopper Sigurjonsson zurück im Letzi
«Keiner ist überrascht, dass Yakin weg ist»

Ein typischer Isländer? Der macht das Maul auf und eckt an. Murat Yakin kanns bestätigen. Nur Schafskopf und Gammelhai mögen Victor Palsson und Runar Mar Sigurjonsson trotzdem nicht.
Publiziert: 18.04.2018 um 14:35 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:14 Uhr
Michael Schifferle, Michael Wegmann (Text) und Toto Marti (Fotos)

Eins stellt Runar Mar Sigurjonsson klar: Ein Huh gibts nicht! Wieder den isländischen Schlachtruf intonieren, der dank der EM in Frankreich grosse Bekanntheit erlangte? Sich zum 1000. Mal mit gestreckten Armen aufstellen und klatschen? Ödet den Espen-Isländer an. Und worauf er keine Lust hat, das tut er nicht.

Runar Mar Sigurjonsson (27) ist ein Mann mit eigenem Kopf. Er schert sich nicht drum, was andere von ihm halten. Victor Palsson (26) weiss das. Er kennt ihn seit 2008, als sie gemeinsam in Islands U19-Auswahl spielten.

Heute sind sie Gegner, die im Letzigrund um die Europa League kämpfen. Auf der einen Seite steht der Espe Sigurjonsson, der Direkte, Rustikale. In einem 2500-Seelen-Nest wächst er auf, bricht die Schule ab und schuftet vor der Profikarriere als Fischer – was er heute noch wäre, hätte er es nicht zum Profi in Zwolle (Ho), Sundsvall (Sd) und der Schweiz gebracht.

Zwei Isländer in der Super League: FCZ-Crack Palsson (links) und Espe Sigurjonsson.
Foto: TOTO MARTI
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Auf der anderen Seite steht Palsson. Er, der heute wegen einer Gelbsperre pausieren muss, drückt sich etwas diplomatischer aus. In der Hauptstadt Reykjavik wird er gross. Geht in den Liverpool-Nachwuchs. Spielt in Edinburgh, New York, Holland, Schweden, Dänemark.

Palsson ist gegen St. Gallen gesperrt.
Foto: Sven Thomann

Manches trennt die Super-League-Isländer, vieles eint sie. Vor allem die Veranlagung zum Chef. FCZ-Captain Palsson sagt: «Isländer sind grundsätzlich eher verschlossen. Aber die, die den Weg ins Ausland wählen, sind Führungsspieler. Ich mache den Mund auf, so bin ich.»

Sigurjonsson nickt. «Wir sind Leader – und harte Arbeiter.» Sein Trainer Giorgio Contini schätzt ihn für seine Positionstreue und taktische Disziplin. Vor allem: für seine Präsenz. ­Fähigkeiten, die auch Palsson eigen sind. Er sagt: «Isländer verstecken sich nie.» Manchen wärs wohl lieber, sie täten es. Murat Yakin etwa, der sich bei GC am eigenwilligen Sigurjonsson rieb – und ihn nach St. Gallen verjagte. Der Verschmähte sagte im «St. Galler Tagblatt»: «Yakin spielt ein Kindergartenspiel.»

Nun ist der Trainer weg – und Sigurjonsson nicht erstaunt. «Keiner ist überrascht, dass es so kam.» Auch nicht Sigurjonssons frühere Teamkollegen, die ihm Respekt zollten für die Haltung gegenüber dem Trainer. «Und wie sie das haben!»

Auch Palsson eckte schon an. Als er noch in Holland spielt, wirft ihm sein Trainer vor, dass er zu rüde spiele. «Ich war früher leichtsinniger», sagt Palsson. Seine Lektion hat er gelernt. Er braucht keine dummen Tacklings, um Chef auf dem Rasen zu sein. In der Nationalmannschaft sind sie derzeit allerdings keine Pfeiler. Palsson wurde sechsmal eingesetzt, Sigurjonsson 15-mal. Auch zum Kader für die EM 2016 gehörte der St. Galler – allerdings ohne Einsatz. Er ist es auch, der auf einen Platz im WM-Kader hofft. Palsson sagt hingegen: «Ich bin wohl nicht dabei.»

Er wirkt wie Sigurjonsson zufrieden mit seinem Leben, mit dem Lebensstandard in Zürich. Und auch das Essen aus ­ihrer Heimat vermissen sie nicht wirklich. Schafskopf und Gammelhai? Nicht ihre Sache. «Das essen eher die ­alten Isländer.»

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