Eine Trainer-Ikone macht Schluss
Das sagen Weggefährten zur Karriere von Roy Hodgson

Der englische Erfolgscoach Roy Hodgson hat im Fussball grosse Spuren hinterlassen. Nun ist seine Karriere mit dem Rücktritt bei Crystal Palace wohl definitiv beendet. Das halten ehemalige Spieler von ihrem Ex-Trainer.
Publiziert: 20.02.2024 um 19:50 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2024 um 22:39 Uhr
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Roy Hodgson (76) sagt dem Fussball «Goodbye». Am Montag ist er von seinem Amt als Crystal-Palace-Trainer zurückgetreten. Wenige Tage zuvor klagte er über Unwohlsein und wurde in einem Spital behandelt. Jetzt gehe es ihm zwar wieder gut, betont er, trotzdem zieht er einen Schlussstrich.

Hodgsons Karriere ist eine Erfolgsgeschichte. Dazu gehören mehrere Kapitel, die er in der Schweiz geschrieben hat. Eines davon ist die Qualifikation mit der Schweiz für die WM 1994. Blick hat sich bei mehreren Weggefährten umgehört. Und für alle ist er nicht nur als Trainer in bester Erinnerung geblieben, sondern auch als Mensch.

Stéphane Henchoz (49) – Xamax (1991/92), Nati (1993-95), Blackburn (1997-99)

«Roy Hodgson ist ein Mann mit Klasse. Ich habe viel Respekt vor ihm und vor seiner Karriere. Fussball war für ihn keine Arbeit. Es ist seine Passion. Ich wünsche ihm Gesundheit und mehr Zeit für seine anderen Interessen wie Literatur und Theater. Ich habe seine Art als Trainer und Person immer gemocht und das kann ich nicht von allen Trainern behaupten. Zum ersten Mal kam ich mit Hodgson bei Xamax in Berührung. Ich spielte bei den Reserven, als er nach einem Spiel von uns in die Garderobe kam. Zunächst gratulierte er uns zum Sieg. Dann zeigte er auf mich und erklärte, dass ich ab morgen in der 1. Mannschaft spiele. Schliesslich liess er mich in seinem letzten Spiel als Xamax-Trainer debütieren. Im Uefa-Cup gegen Real Madrid – in Madrid! Ein riesiges Geschenk. Unter ihm lernte ich, in einer Viererkette zu verteidigen. Wir waren es zu jener Zeit gewohnt, mit einem Libero zu spielen. Ich erinnere mich an Trainings von zweieinhalb bis drei Stunden mit viel Taktikübungen. Später gab ich unter ihm auch das Debüt in der Nati. Und er war es auch, der mich aus Hamburg nach Blackburn lotste. Damit ermöglichte er es mir, in England zu spielen, was ein anderer Traum von mir war. Zum Schluss habe ich noch eine ganz spezielle Erinnerung: Im Oktober 1995 gingen wir vor einem EM-Qualispiel gegen Ungarn im Hardturm, seinem letzten Nati-Spiel vor dem Wechsel zu Inter, auf dem Dolder Golf spielen. Ich schaffte ein Hole-in-One. Er holte den Ball aus dem Loch, überreichte ihn mir und sagte, dass ich ihn an einem guten Ort aufbewahren soll. Diesen Ball habe ich bis heute behalten.»

Roy Hodgson verabschiedet sich von der Fussballbühne.
Foto: imago images / Sportimage
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Ciriaco Sforza (53) – Nati (1992-95) und Inter (1996/97)

«Durch das Einfache stark werden. Dafür steht für mich Roy Hodgson. Es ist seine unbestrittene Qualität. Und es ist etwas, das ich von ihm gelernt habe. Als er von Xamax zur Nati kam, war er sehr hungrig. Er pochte auf seine Übungen. Dabei waren ihm Disziplin und Ordnung sehr wichtig. Und der Erfolg gab ihm recht. Nur schon die Qualifikation für die WM 1994, in dieser schwierigen Gruppe mit Italien, Portugal und Schottland, war eine grossartige Arbeit. Dann schafften wir es in Amerika sogar bis in den Achtelfinal. Das war ein Riesenerlebnis. Ich erlebte Hodgson dann später ja auch bei Inter. Doch in Mailand war es für ihn nicht so leicht. Zwar standen die Präsidenten immer hinter ihm. Doch das Umfeld machte es ihm schwer. Das war für mich unverständlich. Für mich bleibt Hodgson als grosser Gentleman in Erinnerung.»

Boris Smiljanic (47) – GC (1999/00)

«Die Zeit mit Roy Hodgson bei GC war eine sehr intensive Zeit, aber leider nicht von Erfolg gekrönt. Ich erinnere mich noch gut an seinen Abschied. Nach einer 0:2-Pleite gegen Luzern war nicht sicher, ob er das Training leitet. Und dann hat er sich tatsächlich im Tram, das uns damals zu unserem Trainingsgelände geführt hat, von uns Spielern verabschiedet. Er ist ein Unikat. Ein aufgestellter Mensch, der jede Minute von seinem Leben geniesst. Er hat es beherrscht, vom Trainer zum Privatmenschen zu switchen. Während den Trainings konnte er richtig fluchen, aber danach war er ein Gentleman. Wenn ich an ihn denke, kommen mir mehrere Anekdoten in den Sinn. So nannte er mich auf dem Platz immer Triple-B. Irgendwann wollte ich wissen, weshalb. Er antwortete mir, dass ich sein Big-Bad-Boris sei. Mit ihm persönlich hatte ich seit seinem Abgang aus Zürich nie mehr Kontakt. Ich wünsche ihm, dass er jetzt das Leben auch ohne Fussball so fest geniessen kann.»

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