Der dienstälteste Ausländer der Super League zieht weiter
Der ewige Pa Modou sagt tschüss!

Pa Modou zieht nach 13 Jahren weiter. Der fröhliche Gambier mit den grossen Oberschenkeln und dem noch grösseren Herzen redet über den Schweizer Fussball und seine Stiftung und verrät, weshalb seine Familie hier bleibt.
Publiziert: 18.08.2020 um 15:30 Uhr
Michael Wegmann

Ihr Vertrag beim FCZ wird nicht mehr erneuert. Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Pa Modou: Ich will weiterspielen. Ich werde erst 31 und bin fit. Es ist wahrscheinlich, dass ich meine Karriere im Ausland fortsetze. Ich würde gerne beruflich noch etwas Neues kennenlernen.

Sie sind mit Abstand der dienstälteste Ausländer in der Schweiz. Sie haben wohl nicht damit gerechnet, dass Sie so lange bleiben würden, als Sie an Ihrem 18. Geburtstag vor 13 Jahren beim FC Wil unterschrieben haben?
Nein. Ich war mir sicher, dass ich nur zwei, drei Saisons in der Schweiz bleibe und dann in eine grössere europäische Liga wechsle.

Enttäuscht, dass es nicht geklappt hat?
Nein. Ich bin sehr glücklich, wie alles gekommen ist. Es war das Beste für mich und für meine Familie. Die Schweiz ist das beste Land der Welt. Hier können die Kinder alleine zur Schule gehen.

Nach 13 Jahren in der Schweiz sagt Pa Modou tschüss.
Foto: keystone-sda.ch
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Tönt, als würde Ihre Familie hierbleiben, wenn Sie weiterziehen.
Ja. Sie fühlen sich extrem wohl in Horgen, haben dort ihre Freundinnen und Freunde. Die Schule ist super. Unsere Tochter Mariam ist in St. Gallen zur Welt gekommen, unser Sohn Muhammed im Wallis, als ich bei Sion spielte. Es gibt keinen Grund, sie aus ihrem Umfeld zu reissen. Sie sind in der Schweiz zu Hause.

Haben Sie deshalb zusammen mit Ihrer Frau Mariama Jobe in Ihrer Heimat Gambia eine ­Stiftung gegründet, die sich für die Gesundheit Schwangerer einsetzt?
Meine Mutter ist an den Folgen einer Schwangerschaft gestorben, da war ich gerade mal zweijährig. Als wir dann hier in der Schweiz erstmals Eltern wurden, haben wir ­realisiert, wie reibungslos Geburten auch ablaufen können. In Gambia sterben viele Frauen an Kleinigkeiten. Da war für meine Frau und mich klar, dass wir helfen wollen. Keine Frau soll dasselbe Schicksal wie meine Mutter erleiden, dafür kämpfen wir.

Wie war es, ohne Mutter ­aufzuwachsen?
Ich bin bei meiner Grossmutter und meinem Onkel aufgewachsen. Sie sorgten sich um mich, haben mich geliebt. Wir hatten wenig Geld, aber ich hatte eine glückliche Kindheit. Aber klar fehlte mir immer meine Mutter. Die Tatsache, dass sie nie zurückkehren wird, macht mich traurig. Immer noch.

Wo war Ihr Vater?
Er war nach dem Tod meiner Mutter derart traurig, dass er uns verlassen hat. Als ich elf oder zwölf war, ist er zurückgekehrt.

Waren Sie sauer auf ihn?
Nein. Er hat mir alles erklärt. Er hat es nicht übers Herz gebracht zu bleiben. Er hat getan, was er tun musste. Ich habe es akzeptiert. Er wohnt übrigens heute in meinem Haus in Gambia. Wir gehen ihn in den Ferien oft besuchen. Wir unterstützen ihn, wo wir können.

Vor kurzem haben Sie in einem Dorf in Gambia einen Brunnen bauen lassen und den Menschen sauberes Trinkwasser geschenkt. Fühlen Sie sich als Captain der Nationalmannschaft für alle Ihre Landsleute verantwortlich?
Wir sind privilegiert. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir so vielen Menschen wie möglich helfen wollen. Und es ist wahnsinnig toll, wie wir dabei in der Schweiz unterstützt werden. Viele meiner Mitspieler haben uns immer wieder mit Geld oder Kleidern geholfen. Als ich beim FC Sion spielte, hat man sogar ein Charity-Turnier für unsere Stiftung organisiert. Beim FCZ wurde uns von Mitspielern, dem Ehepaar Canepa und der Schulthess-Klinik geholfen. Diese Solidarität ist schon toll.

Apropos FCZ. Es schien, als wollten Sie in Ihrem Abschiedsspiel gegen Thun unbedingt noch ein Tor schiessen ...
… vor allem meine Kollegen wollten, dass ich noch eines mache. Leider hatte der Ball in diesem Spiel aber so ziemlich bei jeder Aktion keine Lust, an meinem Fuss zu bleiben (lacht). Das mit dem Tor wollte einfach nicht mehr sein.

Egal, ob beim FC St. Gallen, in Sion oder zuletzt beim FCZ. Überall galten Sie als ungemein wichtig fürs Teamgefüge, für die Integration von neuen Spielern. Immer hilfsbereit ...
… immer fröhlich. Zu allen nett. Ich will dazu beitragen, dass sich die anderen wohlfühlen. So bin ich halt. Meine Mutter soll übrigens ­genau gleich gewesen sein.

Wie war es für Sie, als Sie vor 13 Jahren in die Schweiz kamen?
Natürlich ganz anders. Ich war 18, wohnte im Hotel und hatte unglaublich Heimweh nach meiner Familie in Gambia. Jeden Tag habe ich zu Hause angerufen. Aber zum Glück waren da bei Wil so tolle Leute wie Trainer Uli Forte oder mein Teamkollege Adrian Winter. Sie haben mir extrem geholfen, mich zu integrieren. Bei St. Gallen half mir dann auch Philipp Muntwiler. Er hat mich immer mit dem Auto mitgenommen.

Mit Winter haben Sie die letzten Jahre beim FCZ wieder zusammen gespielt.
Adi ist ein toller Typ und ein sehr guter Freund geworden.

Und wer war der beste Fussballer, dem Sie in Ihren 13 Jahren in der Schweiz über den Weg gelaufen sind?
Ooh, da kommen mir einige in den Sinn. Salah war eine Wucht als Gegenspieler. Oder Edimilson bei Sion. In St. Gallen spielte ich mit Oscar Scarione zusammen, ein toller Fussballer. Moreno Costanzo hatte ebenfalls ein ganz feines Füsschen. Aber da waren auch andere tolle Fussballer wie Granit Xhaka, Yassine Chikhaoui, Gilles Yapi oder Seydou Doumbia. Alle unglaublich talentiert.

Keiner davon spielt heute noch in der Super League. Ist unsere Liga in den letzten Jahren eigentlich schwächer geworden?
Ganz eindeutig, ja. Früher war das Niveau in der Super League viel höher als heute.

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