«Der Mehrheitsaktionär befiehlt! Das werde ich auch tun»
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FCL-Alpstaeg mit Machtwort:«Der Mehrheitsaktionär befiehlt! Das werde ich auch tun»

Besitzer Alpstaeg rechnet mit FCL-Führung ab
«Wolf und Meyer müssen lernen, zu arbeiten!»

Am Fusse des Pilatus rumort es gewaltig und FCL-Besitzer Bernhard Alpstaeg (77) wird im SonntagsBlick zum Vulkan: Er rechnet mit der Führung ab, spricht über den Streit um Supertalent Ardon Jashari (20) und redet über seine umstrittene Firmengründung.
Publiziert: 02.10.2022 um 00:19 Uhr
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Aktualisiert: 02.10.2022 um 14:37 Uhr
Andreas Böni und Stefan Kreis

Von aussen betrachtet läufts beim FC Luzern gerade ziemlich rund. Die Mannschaft gewinnt vier der letzten fünf Spiele. Heute werden gegen YB knapp 14'000 Fans in die Swissporarena pilgern. Mit Ardon Jashari (20) spielt erstmals seit zehn Jahren wieder ein FCL-Spieler für die Nati. Und doch spricht die Fussballstadt nicht über den sportlichen Höhenflug. Sondern über das, was hinter den Kulissen läuft. Es geht um Macht. Um Geld. Um Spielerberater. SonntagsBlick hat jenen Mann besucht, der beim FC Luzern das Sagen hat: Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg.

Bernhard Alpstaeg, Sie haben zweieinhalb Jahre lang kein Interview gegeben. Warum erklären Sie sich nun öffentlich?
Bernhard Alpstaeg: Das ist auch eine Zeitfrage, zudem gebe ich nicht gerne Interviews. Ich bin zu wenig bewandert in diesem Bereich. In erster Linie arbeite ich mit meinen 4200 Mitarbeitern, damit ich Geld verdiene, das ich im Fussball ausgeben kann. Ich stehe jeden Morgen um sechs Uhr auf und bin bis abends um sechs im Büro. Das hält jung.

Beim FCL brennts mal wieder. Man hört, Sie seien nicht zufrieden mit Präsident Stefan Wolf und Sportchef Remo Meyer.
Ich bin mit der ganzen Führung nicht zufrieden. Ich muss sie alle kritisieren. Sie sind zu wenig demütig, zu wenig aktiv, zu wenig bescheiden. Sie müssen lernen, zu arbeiten. Mit allen anderen auf der Geschäftsstelle bin ich zufrieden. Wir haben hervorragende Mitarbeiter und tolle Fans, bei denen ich mich dafür entschuldigen muss, dass wir schon wieder Turbulenzen haben.

Hebt den Mahnfinger: FCL-Besitzer Bernhard Alpstaeg.
Foto: PIUS KOLLER
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Die Massnahmen der Führung haben immerhin so weit gefruchtet, dass man nicht abgestiegen ist.
Der FCL stand vor einem halben Jahr am Abgrund. Trainer Mario Frick hat dann alles gerettet. Das ist sein Verdienst, nicht das Verdienst von Herrn Meyer.

Bleibt Remo Meyer im Amt?
Bis jetzt ja.

Und mittelfristig?
Das wird die Zukunft zeigen.

Schmeissen Sie Meyer raus, geht wohl auch Präsident Stefan Wolf. Das wäre ein Verlust. Er wurde als Spieler Cupsieger, ist eine Klub-Ikone.
Das ist er für Sie, nicht für mich. Die Geschäftsführung trägt den Kopf zu weit oben. Ich habe leider eine zu lange Leine gelassen. Das war mein Fehler. Meine Gegenfrage an Sie: Wäre es schlimm, wenn Stefan Wolf ginge?

Ja. Von seiner Ausstrahlung her für den Klub, absolut.
Das ist Ihre Meinung. Ganz grundsätzlich sage ich, dass die aktuelle Führung zu wenig darauf hört, was die Mitarbeiter sagen. Wenn ich in meiner Firma etwas wissen will, dann gehe ich zu den Büezern. Da erfahre ich die Wahrheit. Nicht, wenn ich die Direktoren frage.

Uns kommt gerade eine frühere Aussage von Ihnen in den Sinn: An Ex-Sportchef Heinz Hermann gefiel Ihnen die «Heilandsfrisur» nicht.
Das ist lange her. Aber das gefällt mir bis heute noch nicht. Wie auch der Zopf von Remo Meyer – gar nicht mein Geschmack.


Ein Blick-Artikel Anfang September ist der Auslöser für die unruhigen Wochen des FC Luzern. Bernhard Alpstaeg, der millionenschwere Swisspor-Unternehmer, hat Agron Krasnici, dem Berater von FCL-Juwel Ardon Jashari, ein Stadionverbot erteilt. Per eingeschriebenem Brief. Ein Grund fürs Verbot wird in diesem Schreiben nicht genannt.

Warum haben Sie Krasnici das Stadionverbot erteilt?
Herr Krasnici fiel immer wieder negativ auf. Er sprach schlecht über alle. Er zeigte keine Loyalität. Darum wollte ich ihn nicht mehr im Stadion haben. Loyalität, korrektes Auftreten und Vertrauen sind mir wichtig, beruflich und privat. Das sind meine Werte.

Ist die FCL-Führung mit dem Stadionverbot gegen Krasnici einverstanden?
Das weiss ich nicht, und es ist mir auch egal. Sie müssen zur Kenntnis nehmen, dass ich der Mehrheitsaktionär und Hausherr bin. Wenn ich jemanden zu Hause nicht empfangen will, dann mache ich das nicht. Ich kann noch weitere Stadionverbote verhängen, wenn ich will. Um es klarzustellen: Jashari kann jeden Berater haben, den er will – aber bitte nicht diesen.

Inwiefern haben Sie sich um die Familie Jashari gekümmert?
Ich hörte vor einigen Jahren, dass seine Mutter in der Spenglerei in der Nähe der Swisspor putzen geht – für 400 bis 500 Franken monatlich, damit ihr Sohn Fussball spielen kann. Ich sagte, ich würde ihr das Geld zahlen, sie solle zu Hause bleiben. Dem Jungen besorgte ich eine Lehrstelle intern. So konnte er flexibel arbeiten, um sich fussballerisch fortzubilden. Und dann ist plötzlich Krasnici aufgetaucht und hat eine Provision kassiert, ohne etwas für den Spieler zu machen.

Es ist doch normal, dass ein Klub bei Verhandlungen einen vertrauenswürdigen Berater dazwischenschaltet.
Mir lupfte es den Hut. Ich vermute, dass Krasnici mit Remo Meyer viele Transfers macht, während andere Berater abblitzen.

Das können Sie doch einfach in den Büchern nachprüfen.
Vielleicht sollte ich das tun.

SonntagsBlick hat Meyer mit dem Vorwurf konfrontiert, dass er mit Krasnici gemeinsame Sache mache. Der Sportchef will sich nicht öffentlich äussern. Präsident Stefan Wolf stärkte seinem Sportchef Mitte September den Rücken. Als es um dieselben Vorwürfe ging, antwortete Wolf: «Ich habe die Schnauze voll davon, dass irgendwelche Leute versuchen, Remo Meyer kaputtzumachen!» Für seinen Sportchef lege er die Hand ins Feuer.
Auch die Rolle Alpstaegs im Fall Jashari wirkte zuletzt undurchsichtig. Ein Blick ins Handelsregister zeigt eine Firma namens «BA Sport AG» in Horw LU aufgeführt. Einzige eingetragene Person ist Alpstaeg Bernhard Traugott aus Dürrenäsch in Horw. Gegründet wird die Firma im August 2022. Im Eintrag heisst es unter anderem: «Die Gesellschaft bezweckt die Erbringung von Beratungs- und Unterstützungsleistungen im Bereich sportliche Aktivitäten, insbesondere den Erwerb, die Verwaltung und die Verwertung von Bildrechten an Sportlern, Profis und Nicht-Profis sowie der damit verbundenen digitalen Rechte aller Art.» Laut «Luzerner Zeitung» hat die BA Sport AG Jashari unter Vertrag nehmen wollen. Zudem soll laut der Zeitung Daniel Schecker, Alpstaegs Schwiegersohn in spe, eine Rolle in der neuen Beraterfirma spielen.

Damit macht sich Alpstaeg angreifbar: Im Reglement der Swiss Football League (SFL) steht unter «Arbeit mit Vermittlern» im Artikel 2 unter Grundsätze: «Spieler und Vereine dürfen keine Offiziellen als Vermittler beauftragen.»

Herr Alpstaeg, sind Sie denn nun selber Spielerberater?
Nein. Das ist lächerlich. Ich verdiene mein Geld in meinem Geschäft. Aber ich muss ehrlich sagen, dass der Zweck der Gesellschaft unglücklich formuliert ist. Das wird in Kürze geändert.

Ihnen droht ein Disziplinarverfahren durch die Liga.
Ich habe nichts getan, das verboten wäre. Denn die Firma war gar nie aktiv.

Aber im ganzen Jashari-Fall wirkt es so, als ob Sie nur sauer wären, weil Jashari nicht bei Ihrer Firma unter Vertrag steht.
Totaler Quatsch. Als Mehrheitsaktionär kann ich mir nach einem grossen Transfer jederzeit Dividende auszahlen lassen. Da brauche ich doch kein solches Vehikel, ich mache das nicht wegen des Geldes. Eigentlich soll es mehr wie eine Stiftung sein, die junge Menschen wie Jashari fördert, ihnen mit einer Lehrstelle oder finanziell hilft. Ein anderes Beispiel: Zuletzt wendete sich eine junge, 23-jährige Frau an mich. Sie hat eine Beinprothese, weil sie Krebs hatte, lebt von IV und hat Schulden. Ich überprüfte ihre Geschichte, die stimmte, und ich griff ihr privat unter die Arme.

Ihre Firma ist also nicht ein Vehikel für Transfers, sondern Sie geben dort den barmherzigen Samariter – das klingt zu gut, um wahr zu sein.
Es ist aber so. Wenns einem gut geht, soll man schauen, dass es den anderen Menschen auch gut geht.

Was hat Ihr Schwiegersohn in spe damit zu tun?
Gar nichts. Er ist ja beim FCL im IT-Bereich angestellt. Er ist der Lebenspartner meiner Tochter Giulia.

Im FCL-Umfeld gibt es Gerüchte, dass Sie ihn mittelfristig als Sportchef einsetzen werden.
Nein. Er ist zwar fussballaffin, aber als Sportchef sehe ich ihn nicht.

Ihre Tochter Giulia arbeitet sich in Ihrer Firma ein. Wann übernimmt sie den FCL?
Sie war schon als Kind Fan. Früher beim Morgenessen hatten wir ständig Krach, weil sie zum Fussball ging, ohne dass sie die Hausaufgaben gemacht hatte. Aber dann merkte ich, wie gut ihr der Umgang mit der Fanszene tat. Durch sie entstand der Kontakt mit dem früheren FCL-Präsidenten Walter Stierli. Später half ich ihm, das Stadion zu bauen. So kam ich genau genommen durch meine Tochter zum FCL.

Nochmals: Wann übernimmt Ihre Tochter den FCL?
Wenn sie sagt: «Papa, ich will das machen», dann finden wir einen Weg. Aber zuerst muss sie sich bei Swisspor und unseren 40 Fabriken einarbeiten.

Wo sehen Sie sie denn im FCL?
Ich traue ihr zu, Präsidentin zu werden. Wenn der FCL zur Ruhe gekommen ist.

Ist er aber noch nicht. Alpstaeg lasse sich inzwischen von Giacomo Petralito instrumentalisieren, heisst es. Die Berater-Legende ist seit Jahrzehnten im Geschäft, mit allen Wassern gewaschen. Ein Umstand, den die FCL-Anhänger im Cup-Spiel gegen Bellinzona (1:0) dazu bewogen hat, ein Transparent zu hissen: «Petralito: Persona non grata» stand drauf. Zu Deutsch: Petralito nicht erwünscht.

Herr Alpstaeg, warum die Verbindung zu Petralito?
Er ist ein Spielervermittler wie viele andere auch. Insgesamt haben sich schon mehrmals Berater bei mir gemeldet. Und jeder ist willkommen, mit mir einen Kaffee zu trinken. Petralito kenne ich seit fünf Jahren. Er fragt mich manchmal bei Immobilien-Projekten um Rat.

Er soll für Ihre Firma an Jashari gebaggert haben und Geld für seine Markenrechte geboten haben.
Davon weiss ich nichts. Der einzige Spieler, den mir Petralito je angeboten hat, war Willy Gnonto. Aber Meyer war nicht interessiert. Darauf ging Gnonto zum FC Zürich, der diesen Sommer mit ihm ein Millionen-Geschäft machte.

Warum spielen in Ihrem Luzerner Theater so viele Berater eine Rolle?
Das gehört zum Fussball. Aber ich verstehe zum Beispiel bis heute diese Duraki-Story nicht ganz. Auch wenn ich mir sage: Wo Rauch ist, ist auch Feuer.

Die Duraki-Story. Ein weiterer Spielerberater, der bei den FCL-Unruhen eine Rolle spielt. Sedat Duraki. Er behauptet auf dem Onlineportal Nau, der Berater von Benfica-Spieler Adrian Bajrami zu sein. Laut Informationen von SonntagsBlick ist er im Besitz von Tonbandaufnahmen, die dies beweisen.

Bajrami selber bestreitet, dass Duraki sein offizieller Berater sei. Den am Ende nicht zustande gekommenen Bajrami-Deal soll FCL-Sportchef Remo Meyer mit Agron Krasnici ausgehandelt haben. Also mit jenem Mann, der von Alpstaeg ein Stadionverbot erhielt. Nau folgert nach dieser Posse, dass die Tage von Sportchef Meyer nun gezählt seien. Vertrauensbruch. Das war Mitte September. Mittlerweile sind fast zwei Wochen vergangen. Und Meyer ist immer noch im Amt.

Klar ist in dieser Beraterposse nur eines: Ohne den Segen von Besitzer und Geldgeber Alpstaeg läuft beim FCL nichts.

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Herr Alpstaeg, wie viel Geld haben Sie insgesamt in den FCL gepumpt?
Das zähle ich nicht. Ein zweistelliger Millionenbetrag wirds schon sein, aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist der FCL, denn er hat eine Stellung vom Gotthard bis nach Zofingen und vom Entlebuch bis Zug. So eine Stellung hat sonst nur der FC St. Gallen in der Schweiz. Darum sind meine Erwartungen, dass wir nun einen weiteren Vorwärtsschritt tun und immer zwischen Platz drei und fünf spielen. Wir wollen jetzt die nächste Entwicklungsstufe zünden.

Wie viele Jahre wollen Sie noch Besitzer bleiben?
Solange ich gesund bin und mich gut fühle. Bis 90 plus.

Herr Alpstaeg, ist es möglich, dass dereinst ausländische Investoren den FCL übernehmen?
Das ist Stand heute unmöglich. Wir sind Innerschweizer, ich schaue für Innerschweizer. Jeder Dritte oder Vierte hier ist ein Fussballspinner.

Bernhard Alpstaeg wurde einst zum Unternehmer des Jahres gewählt, ist Swisspor-Gründer, millionenschwer, ein Patron der alten Schule, FCL-Besitzer und Fan, als Mehrheitsaktionär per se der starke Mann. Während er sich äussert, nahmen diese Gelegenheit im Zuge der Recherche weder Wolf, Meyer, Petralito noch Krasnici wahr. Duraki bekräftigt die Vorwürfe gegenüber Meyer weiterhin. Langweilig wirds beim FCL jedenfalls nicht. Auch weil Besitzer Alpstaeg nicht daran denkt, aufzuhören.

Es gibt Gerüchte, dass Sie abdanken und Ex-Aktionäre wie Marco Sieber oder Samih Sawiris zurückkehren. Können Sie das ausschliessen?
Ja. Nicht einmal wenn wir Meister werden sollten, würde ich an einen Verkauf denken. Der FC Luzern soll ein stolzes Wahrzeichen für alle unsere grossartigen Anhänger, für die Stadt und ihre Einzugsregion sein. Für sie will ich alles tun.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Lugano
FC Lugano
6
4
13
2
Servette FC
Servette FC
6
-3
12
3
FC Zürich
FC Zürich
5
6
11
4
FC Luzern
FC Luzern
6
4
11
5
FC Basel
FC Basel
6
9
10
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
5
5
10
7
FC Sion
FC Sion
6
4
10
8
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
6
-4
5
9
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
6
-4
4
10
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
6
-7
4
11
FC Winterthur
FC Winterthur
6
-7
4
12
BSC Young Boys
BSC Young Boys
6
-7
3
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