Beim FCZ brodelt Trainerthema
Diese fünf Gründe sprechen für Henriksen-Rausschmiss

Es war vor sechs Jahren, als beim FCZ Trainer Uli Forte trotz Rang 3 in der Super League gehen musste. Nun könnte es beim drittplatzierten Zürich mit Bo Henriksen zum selben Szenario kommen.
Publiziert: 19.12.2023 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.12.2023 um 16:19 Uhr
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Der FCZ steckt in der Henriksen-Falle. Das ist nicht überraschend. Auch bedingt durch den lange fehlenden Sportchef verschob der Klub die Frage nach der Vertragsverlängerung mit Trainer Bo Henriksen (48) immer weiter nach hinten. Jetzt will man «in aller Ruhe» im Trainingslager reden. Dazu muss man wissen: Henriksen hat gemäss dänischen Quellen längst intern angekündigt, den FCZ im Sommer zu verlassen.

Im FCZ brodelt es. Wie weiter in der Trainerfrage? Der Klub hat drei Möglichkeiten. Henriksen vom Bleiben zu überzeugen. Mit Henriksen als «Lahme Ente» bis Sommer weiterzumachen. Oder mit dem Dänen per sofort Schluss machen. Für die letzte Option sprechen erhebliche Gründe:

Henriksen will sowieso gehen

Ende Juli publizierte die dänische Zeitung «BT» einen Hammer: Henriksen habe die FCZ-Klubführung informiert, dass er seinen im Sommer 2024 auslaufenden Vertrag nicht verlängern werde. Gemäss «BT» habe Henriksen nicht gepasst, dass es in Zürich nach dem Abgang von Sportchef Marinko Jurendic keine nahtlose Nachfolgelösung gab und er selber widerwillig interimistisch einspringen musste. Zudem wurde sein Wunsch nach einem neuen Stürmer nie erfüllt. Henriksen selber bestätigte weder in Dänemark noch in den Monaten danach in der Schweiz jemals, dass sein Abgang längst feststeht.

FCZ-Trainer Bo Henriksen: Der baldige Abgang des Dänen wird trotz Rang 3 in der Liga immer wahrscheinlicher.
Foto: Pius Koller
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Die fehlenden Bekenntnisse

Zürich war wochenlang Leader und kann nach wie vor vom Titel träumen. In einer heilen FCZ-Welt müsste da die Vertragsverlängerung mit dem Erfolgstrainer Formsache sein – wie zum Beispiel beim FC Luzern, der 2024 auslaufende Vertrag mit Trainer Mario Frick wurde schon vor Monaten verlängert, weil beide Seiten keine Zweifel hatten. Doch beim FCZ wird seit Monaten herumgeeiert – weil niemand öffentlich sagen wollte, dass der Trainer sowieso geht. Von Henriksen kam nie ein Ton, dass er gerne länger bleiben würde, er kokettierte stets mit Plattitüden wie «Meine Person und meine Zukunft sind nicht wichtig». Aber auch vom FCZ kam nie ein Bekenntnis zum Coach, man spielte stets auf Zeit. Erst recht, seit ab Oktober mit Milos Malenovic ein neuer Sportchef im Amt ist. Malenovic wird möglichst bald auf einen Cheftrainer setzen wollen, den er selber engagiert.

Die Aussagen von Canepa und Malenovic

Rund um das verlorene St.-Gallen-Spiel vom Samstag äussern sich sowohl Präsident Ancillo Canepa als auch Sportchef Malenovic bei TV-Sender Blue erstmals etwas konkreter zu einer möglichen Vertragsverlängerung von Henriksen. Der Tenor: «Alles ist offen, es kann in beide Richtungen gehen.» Das sind aussergewöhnlich kritische Worte über einen Trainer, der mit Zürich auf dem eigentlich hervorragenden dritten Rang und im Cup überwintert. Nun scheint der FCZ aber nach Gründen für eine plausible sofortige Trennung zu suchen, weil sich alle Beteiligten sowieso keine Zusammenarbeit über den Sommer hinaus vorstellen können. So sagt Malenovic kryptisch, dass die schwachen ersten Halbzeiten in den letzten drei Spielen eine eingehende Analyse nach sich ziehen werden – wirklich überraschend wäre es nicht mehr, wenn diese Analyse ergeben würde, dass Henriksen die Mannschaft nicht mehr erreicht.

Henriksen ist auf Jobsuche

Offenbar sondieren Henriksens Berater schon seit längerem den Markt, wo der Däne nach dem FCZ einen neuen Job bekommen könnte. Ziemlich unwahrscheinlich, dass Zürich mit einem Trainer weitermacht, der sich schon um seine Zukunft woanders kümmert.

Das Thema Nachwuchsförderung

Henriksen hat in nur einem Jahr den FCZ vom sieglosen Schlusslicht zum ungeschlagenen Leader (Oktober 2022 bis Oktober 2023) gemacht. Doch ein Thema bleibt intern trotz Erfolg ein heisses Eisen: Bei ihm haben die Eigengewächse einen schweren Stand.

Den Sturmtalenten Junior Ligue (18) und Labinot Bajrami (18) stellt Henriksen stets Oldie Ivan Santini (34) und den offensiv harmlosen Daniel Afriyie (22) vor die Nase. Nils Reichmuth (21) war bester Torschütze in der Sommervorbereitung, figuriert aber erst Mitte Dezember erstmals im Kader. Silvan Wallner (21) und Selmin Hodza (20) spielen nur, wenn Stammspieler ausfallen. Auch die Neuzugänge Armstrong Oko-Flex (21) und Arad Bar (23) sind bloss Statisten im Kader.

Henriksens einfache Antwort auf die Frage nach den fehlenden Einsatzzeiten der Youngster ist jeweils: «Wer sich im Training aufdrängt, der spielt.» Das mag für den Cheftrainer legitim sein. Doch der FCZ will in Zukunft mehr denn je mit Spielerverkäufen Millionen einnehmen, dafür brauchen die Juwelen Perspektiven und Einsatzzeit. Henriksens Anti-Jugend-Kurs ist auf die Dauer schwer kompatibel mit der sportlichen Führung, die mit Malenovic und den extra für diesen Bereich geholten Ricardo Moniz (Leiter Spielerentwicklung), Sascha Milicevic (Akademie-Chef) und Gianluca Frontino (ab 1.1. Co-Trainer als Bindeglied zwischen Profis und U21) mehr denn je auf die Ausbildung setzt. Kaum denkbar, dass Henriksen, der als Feuerwehrmann kam, nun plötzlich die langfristige Lösung für den intensivierten Ausbildungskurs ist.

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