Aktionär Sawiris zum FCL-Chaos
«Diese Ehe ist nicht mehr zu retten»

Der Knatsch bei den Aktionären des FC Luzern lastet schwer über dem Traditionsklub. Zurück zur Sachlichkeit, fordert Aktionär Samih Sawiris. «Jetzt geht es nur noch um das Wohl des FC Luzern.»
Publiziert: 15.11.2019 um 14:08 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2020 um 12:27 Uhr
Felix Bingesser

Als Samih Sawiris vor vielen Jahren sein gigantisches Tourismusprojekt in Andermatt präsentiert, da schlägt ihm viel Skepsis und Misstrauen entgegen. Kaum einer glaubt damals an das Märchen aus 1001 Nacht. Kaum einer rechnet damit, dass am 26. September 2009 der Spatenstich erfolgt und zehn Jahre später Andermatt in neuem Glanz erscheint. Sawiris hält Wort. Und küsst mit seinem Optimismus und seiner Beharrlichkeit ein ganzes Tal wach.

Und er verbringt seither viel Zeit im Land. Neben Ägypten und London wird die Schweiz zu seinem dritten Lebenszentrum. Aber schon früh spürt er, was ihm in der Schweiz zum vollkommenen Glück fehlt. Ein Boot und der Fussball. Das Boot auf dem Vierwaldstättersee ist schnell da. Aber wie soll er seine Leidenschaft für den Fussball ausleben?

In seiner Heimat gehört ihm der Klub El Gouna. Der ist von der vierten in die erste Liga aufgestiegen. «Wenn ich Fussball schaue, dann muss Herzblut dabei sein. Einfach als neutraler Zuschauer ins Stadion gehen interessiert mich eher weniger», sagt Sawiris. Ihm kommt daher gelegen, dass ihn der damalige FCL-Präsident Walter Stierli anfragt, ob er sich beim FC Luzern engagieren will.

Samih Sawiris sieht beim FC Luzern keine Zukunft mehr.
Foto: Keystone
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Sawiris lässt sich überzeugen. Nicht weil er sein Engagement als Marketinginstrument für Andermatt sieht und eine Charmeoffensive plant. Sondern aus Freude und Begeisterung für den Fussball.

Doch die Freude weicht bald der Ernüchterung. Der jahrelange Streit im Aktionariat des FC Luzern zermürbt auch Sawiris. «Ich bin eigentlich ein guter Mediator und Vermittler. Und ich war lange der Überzeugung, dass ich diesen Konflikt lösen kann», sagt er. Es gelingt auch ihm nicht. Mittlerweile sind die Fronten derart verhärtet, dass auch Sawiris in der jetzigen Konstellation keine Zukunft sieht. «Es ist wie in einer Ehe. Wenn es nicht mehr geht, dann muss man sich trennen. Und an diesem Punkt sind wir.»

Keine Lösung in Sicht

Aber auch eine Trennung ist in diesem so verzwickten Konstrukt schwierig. Sawiris hat zusammen mit seinen Mitstreitern Marco Sieber und Hans Schmid dem Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg angeboten, seine Aktien zu übernehmen oder ihm ihre Aktien zu verkaufen. Jeweils zu Selbstkosten, also ohne Gewinn. Damit der FC Luzern wieder handlungsfähig wird. Erfolglos. Bis jetzt ist keine Lösung in Sicht. «Ich möchte nicht Mehrheitsaktionär werden, ansonsten sind für uns sämtliche Optionen denkbar. Es darf jetzt nicht mehr um Befindlichkeiten gehen. Es braucht eine Lösung zum Wohle des FC Luzern», sagt Sawiris.

Dass Bernhard Alpstaeg oder das Trio Sawiris, Sieber und Schmid die totale Kontrolle und Verantwortung übernehmen, scheint so gut wie ausgeschlossen. Die Lösung dürfte viel eher ein neuer Investor oder eine neue Investorengruppe sein, die diesen gordischen Knoten lösen kann. Und mit denen ein unbelasteter Neustart möglich wird.

Wenn beiden Aktionärsgruppen das Wohl des FC Luzern tatsächlich am Herzen liegt, müssen die Eitelkeiten schnell der Sachlichkeit weichen. Und dann wird auch einer wie Samih Sawiris die Freude am Fussball und am FC Luzern zurückgewinnen.

Die Chronologie des FCL-Chaos

Frühling 2015: Bernhard Alpstaeg übernimmt für 500'000 Franken klammheimlich Walter Stierlis Aktienpaket (25 Prozent) und ist damit Mehrheitsaktionär.

27. Mai 2019: Bernhard Alpstaeg und seine Firma Swisspor verlängern den Namensrechtevertrag des FCL-Stadions um weitere fünf Jahre bis 2026. 

Sommer 2019: Alpstaeg kauft 60 Prozent des Stadions. Die restlichen 40 Prozent bleiben bei der FCL AG.   

2. Oktober 2019: Marco Sieber, Hans Schmid und Samih Sawiris machen Mehrheitsaktionär Alpstaeg ein Kauf-/Verkaufsangebot. Alpstaeg geht nicht darauf ein. 

15. Oktober 2019: Alpstaeg tritt aus dem FCL-Verwaltungsrat zurück. 

23. Oktober 2019: Sieber, Schmid und Sawiris treten aus FCL-Verwaltungsrat zurück. 

Frühling 2015: Bernhard Alpstaeg übernimmt für 500'000 Franken klammheimlich Walter Stierlis Aktienpaket (25 Prozent) und ist damit Mehrheitsaktionär.

27. Mai 2019: Bernhard Alpstaeg und seine Firma Swisspor verlängern den Namensrechtevertrag des FCL-Stadions um weitere fünf Jahre bis 2026. 

Sommer 2019: Alpstaeg kauft 60 Prozent des Stadions. Die restlichen 40 Prozent bleiben bei der FCL AG.   

2. Oktober 2019: Marco Sieber, Hans Schmid und Samih Sawiris machen Mehrheitsaktionär Alpstaeg ein Kauf-/Verkaufsangebot. Alpstaeg geht nicht darauf ein. 

15. Oktober 2019: Alpstaeg tritt aus dem FCL-Verwaltungsrat zurück. 

23. Oktober 2019: Sieber, Schmid und Sawiris treten aus FCL-Verwaltungsrat zurück. 

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