Professioneller Lauschangriff
Der SFV hört heute jeden Länderspiel-Kommentar ab

Der Kommunikationsabteilung des Fussballverbands entgeht heute nichts mehr, was über die Nati publiziert wird. Kein Buchstabe. Kein Wort. Auch keines von Sascha Ruefer.
Publiziert: 15.04.2023 um 00:34 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2023 um 08:25 Uhr
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Alain KunzReporter Fussball

Zehn Stellen sind heute unter «Direktion Unternehmens-Kommunikation» im Organigramm des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) eingereiht. Diese sind auf 13 Mitarbeiter aufgeteilt. Plus eine Praktikantin. Und das im kleinen Fussballland Schweiz.

Die Professionalisierung in diesem Bereich ist in den letzten Jahren in einem horrenden Tempo vorangegangen. Nach der WM 2018 in Russland machte sie einen veritablen Quantensprung. Musste sie auch, um mit der immer schneller werdenden Online-Welt mitzuhalten. Dass es immer mal wieder grosse öffentliche Aufreger gibt, hat die Fussballschweiz jüngst erfahren. Die Rassismus-Vorwürfe an die Adresse von SRF-Kommentator Sascha Ruefer in Bezug auf Nati-Captain Granit Xhaka lassen grüssen.

Einst war das mediale Tempo hingegen ungefähr so gemächlich wie der Standfussball früherer Generationen. «Wir hatten keinen Presseverantwortlichen», erinnert sich einer der Stars von damals, Georges Bregy. Erst für die WM 1994, als sich die Schweiz nach einer Durststrecke von 28 Jahren endlich wieder für eine Endrunde qualifizierte, änderte sich das. Allerdings wurde für das Turnier bloss der TV-Mann André Francioli auf Mandatsbasis engagiert.

SFV-Kommunikationschef Adrian Arnold (r.) folgt Nati-Coach Murat Yakin auf Schritt und Tritt.
Foto: keystone-sda.ch
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Hodgson machte, was er wollte

Trainer Roy Hodgson interessierte das nicht wirklich. Er machte, was er wollte. Der Engländer schottete das Team hermetisch ab – mehr als Spielern und Journalisten lieb war. Hodgson gab Pressekonferenzen, wann er Lust hatte. Und wo er wollte. Schliesslich musste er sie um seine Golfpartien mit Goalietrainer Mike Kelly herum drapieren. Erst nach dieser WM kam mit Pierre Benoit (73) der erste vollamtliche Pressechef. «Wir waren zu zweit. Eine Sekretärin, die aber nur das Administrative besorgte, und ich, der immer alleine im Feld war.»

Der Nati-Kommentator hiess damals Beni Thurnheer. «Wir hatten keine Ahnung, was Beni über den Sender liess», so Benoit. «Zwischendrin erzählte das mal einer. Mehr nicht.» Welch ein Gegenschnitt zu heute! Heute begleiten Kommunikationsdirektor Adrian Arnold und sein Assistent die A-Nationalmannschaft auf Schritt und Tritt, unterstützt von einem Fotografen und einem Kameramann. Ein Beispiel: Der Fotograf stellt den Spielern spätestens 15 Minuten nach Schlusspfiff Fotos zur Verfügung, die sie auf ihren Social Accounts posten können.

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2:12
Markus Babbel zum Fall Ruefer:«Sascha ist ein toller Mensch – und sicher kein Rassist»

«Murat hat nie Angst»

In dieser Zeitspanne wird auch der Nationaltrainer gebrieft, bevor er an die Presskonferenz geht. Arnold erklärt: «Es ist wichtig, dass Trainer und Spieler wissen, was auf sie zukommen kann. Wir versuchen da gewisse Dinge zu antizipieren.» Dazu wurden die Livekommentare aller drei Landessprachen abgehört. Das sei überhaupt keine Lex Ruefer, betont Arnold. «Wir wollen einfach wissen, was gesagt wurde. So wie wir Zeitungen und Onlineportale lesen.» Murat Yakin sei kein Coach, der Tausend Infos wolle. «Nur die zwei, drei wesentlichsten Dinge, die über den Äther liefen. Oft will er zudem vorgängig die Meinung von Direktor Pierluigi Tami oder von mir hören», so Arnold weiter. Als erfahrener ehemaliger TV-Journalist antizipiert er auch andere Fragen. Beispielsweise weshalb der Coach einen Spieler ausgewechselt habe, der drei Tore geschossen hat. «Aber mit Murat ist es sehr einfach. Er ist entspannt, hat nie Angst und ist transparent.»

In der Dokumentation «The Pressure Game» sagte Arnold, das Ziel der Kommunikationsabteilung sei es, keine Schlagzeilen zu liefern. Nun präzisiert er: «Wir wollen keine Schlagzeilen liefern, die sich negativ auf das Team auswirken könnten. Zum Beispiel, dass ein Spieler sich in den Emotionen negativ über einen Mitspieler äussert. Das kann schnell zu Rissen im Team führen. Positive Schlagzeilen hingegen und solche, die intern keinen Staub aufwirbeln, lesen auch wir gerne.»

Xhaka haut trotzdem raus

Um auf die Interviews vorbereitet zu sein, werden die Nationalspieler gecoacht. Und zwar schon früh. «Wir halten regelmässig Medienarbeit-Ausbildungsmodule von zwei bis vier Stunden in den U15- bis U21-Nationalmannschaften ab», erläutert Arnold. Und zu Beginn wichtiger Zusammenzüge gibts Reminder. Eine Art Mini-WK. Hauptthema: Social Media. «Die Spieler sollen nur Dinge posten, die sie auch auf einer Bühne vor hundert Zuhörern von sich geben würden», veranschaulicht Arnold.

Trotz allen Kontrollmechanismen: Manchmal hauen emotionale Spieler wie Granit Xhaka trotzdem einen raus. In einer freien Welt ist Big Brother nur bedingt handlungsfähig. Das gilt auch für Livekommentare. Für Geschriebenes. Und selbst in Dokumentationen, wie wir gelernt haben. Und das ist auch gut so.


Liga A, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Portugal
Portugal
2
2
6
2
Kroatien
Kroatien
2
0
3
3
Polen
Polen
2
0
3
4
Schottland
Schottland
2
-2
0
Liga A, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Italien
Italien
2
3
6
2
Frankreich
Frankreich
2
0
3
3
Belgien
Belgien
2
0
3
4
Israel
Israel
2
-3
0
Liga A, Gruppe 3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Deutschland
Deutschland
2
5
4
2
Niederlande
Niederlande
2
3
4
3
Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina
2
-3
1
4
Ungarn
Ungarn
2
-5
1
Liga A, Gruppe 4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Dänemark
Dänemark
2
4
6
2
Spanien
Spanien
2
3
4
3
Serbien
Serbien
2
-2
1
4
Schweiz
Schweiz
2
-5
0
Liga B, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Georgien
Georgien
2
4
6
2
Albanien
Albanien
2
0
3
3
Tschechien
Tschechien
2
-2
3
4
Ukraine
Ukraine
2
-2
0
Liga B, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Griechenland
Griechenland
2
5
6
2
England
England
2
4
6
3
Irland
Irland
2
-4
0
4
Finnland
Finnland
2
-5
0
Liga B, Gruppe 3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Slowenien
Slowenien
2
3
4
2
Norwegen
Norwegen
2
1
4
3
Österreich
Österreich
2
-1
1
4
Kasachstan
Kasachstan
2
-3
1
Liga B, Gruppe 4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Türkei
Türkei
2
2
4
2
Wales
Wales
2
1
4
3
Island
Island
2
0
3
4
Montenegro
Montenegro
2
-3
0
Liga C, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Schweden
Schweden
2
5
6
2
Slowakei
Slowakei
2
3
6
3
Aserbaidschan
Aserbaidschan
2
-4
0
4
Estland
Estland
2
-4
0
Liga C, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Rumänien
Rumänien
2
5
6
2
Kosovo
Kosovo
2
1
3
3
Zypern
Zypern
2
-3
3
4
Litauen
Litauen
2
-3
0
Liga C, Gruppe 3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Belarus
Belarus
2
1
4
1
Bulgarien
Bulgarien
2
1
4
3
Nordirland
Nordirland
2
1
3
4
Luxemburg
Luxemburg
2
-3
0
Liga C, Gruppe 4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Nordmazedonien
Nordmazedonien
2
2
4
2
Armenien
Armenien
2
1
3
3
Lettland
Lettland
2
-2
3
4
Färöer
Färöer
2
-1
1
Liga D, Gruppe 1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
San Marino
San Marino
1
1
3
2
Gibraltar
Gibraltar
1
0
1
3
Liechtenstein
Liechtenstein
2
-1
1
Liga D, Gruppe 2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Moldawien
Moldawien
1
2
3
2
Malta
Malta
2
-1
3
3
Andorra
Andorra
1
-1
0
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