Nati im Sinkflug
Jetzt gehts um Yakins Job!

Das Remis gegen Belarus ist ein neuer Tiefpunkt in der aktuellen EM-Quali der Nati. Das lässt auch Zweifel an Murat Yakin aufkommen.
Publiziert: 16.10.2023 um 12:29 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2023 um 16:06 Uhr

Sogar der sonst so diplomatische SRF-Experte Beni Huggel fordert: «Nach der EM-Quali wird eine Grundsatzdiskussion nötig.» Nach dem erneuten Ausrutscher gegen einen auf dem Papier klar schwächeren Gegner stellen sich hinter der Nati viele Fragezeichen. Und klar ist: Auch die Frage, ob Murat Yakin noch der richtige Trainer ist, muss auf den Tisch. 

Dabei geht es nicht nur um die Frage: Wie weiter nach der EM im Sommer 2024? Nach dem Abwärtstrend in den letzten Monaten, verbunden mit den Störgeräuschen neben dem Platz, ist auch die kurzfristige Betrachtung nötig. Sprich: Ist Yakin, auch wenn er die Quali im November schafft, der richtige Trainer für die EM? Oder braucht es wie bei Gastgeber Deutschland einen Neuanfang an der Seitenlinie, um das Feuer neu zu entfachen?

Blick nennt die Gründe, warum sich nach dem 3:3 gegen Belarus bei der Nati die Trainerfrage stellt:

Murat Yakin steht nach den schwachen Resultaten der letzten Monate in der Schusslinie.
Foto: TOTO MARTI
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Sportlicher Abwärtstrend

Nach dem souveränen Start in die EM-Quali zeigt der Trend seit Juni steil nach unten: In fünf Spielen gabs nur zwei Siege, zwei mühsame gegen Fussballzwerg Andorra. Gegen Rumänien, Kosovo und Belarus kassierte die Nati insgesamt sieben Gegentore und gewann nie. Das muss zu denken geben – gemessen an der Qualität im Schweizer Kader, gemessen an den Ansprüchen, die Spieler und Verband verfolgen. Und noch etwas: Anhaltspunkte, dass die Talsohle erreicht ist, gibts nicht. Der Eindruck, den die Nati zuletzt hinterliess, sorgt vielmehr für ernsthaftes Bangen ums EM-Ticket – und das in der mit Abstand schwächsten aller Qualigruppen.

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Die WM als Ursprung

Es ist der Ursprung der sich inzwischen immer schneller drehenden Abwärtsspirale in der Nati: die WM in Katar. Yakin nominiert mit Rodriguez und Widmer in seinem 26-Mann-Kader nur zwei gelernte Aussenverteidiger. Im Achtelfinal gegen Portugal wird dies zum Problem, als Widmer krank Forfait erklären muss. Taktisch orientierungslos und körperlich geschwächt geht die Nati 1:6 unter. Die Klatsche wird im Nachgang nur ungenügend aufgearbeitet. Der Tenor: Portugal hatte mehr Erholung, die Nati war durch das grassierende Virus geschwächt. Selbstkritik? Fehlanzeige. 

Verlorene Ausstrahlung

Kein Porträt von Murat Yakin kommt ohne Begriffe wie «Gelassenheit», «Coolness» oder «Souveränität» aus. Er gehört zur Art Menschen, über die es heisst: Betreten sie den Raum, drehen sich alle um. Doch die Yakin-Aura bröckelt nun schon seit Monaten. Vom Strahlen, das ihn nach der Ernennung zum Nati-Trainer im Sommer 2021 umgab, ist nichts mehr übrig. Jüngstes Beispiel: Beim Besuch im SRF-Studio nach dem 3:3 gegen Belarus macht Yakin einen ratlosen Eindruck, antwortet an den Fragen und Inputs von Rainer-Maria Salzgeber und Beni Huggel vorbei. «Gegen unsere Gruppengegner muss man sich defensiv nicht vorbereiten» – diese Aussage ist dann doch sehr fragwürdig, nach sieben Gegentoren gegen Rumänien, Kosovo und Belarus. Nicht umsonst heisst es: So wie ein Trainer gegen aussen auftritt, kommuniziert er auch intern..

«Müssen defensiv konkreter und organisierter sein»
2:20
Yakin kritisiert Verteidigung:«Müssen defensiv konkreter und organisierter sein»

Taktische Fehlgriffe

Gefragt nach seinen Stärken, antworten alle Yakin-Kenner: Keiner kann das Spiel lesen wie er, keiner den Gegner lahmlegen wie er. Der Nimbus vom Taktikgott umgibt Yakin seit seinen Europacup-Erfolgen mit dem FCB, als er in einer Champions-League-Gruppenphase zweimal José Mourinhos Chelsea besiegte. Ein Plan, die Idee Yakins wird auch in den Nati-Spielen stets schnell erkennbar – doch im Gegensatz zur Vergangenheit entpuppt sich dieser immer öfter als Fehlgriff in die Taktikkiste. Beim 1:6 an der WM gegen Portugal war die defensive Systemumstellung mehr Hürde statt Hilfe. Das 2:2 gegen Rumänien kam nach Yakins Wechsel zustande, nachdem die Mannschaft zuvor stabil wirkte. Und gegen Belarus bringt die erneute Systemumstellung auf Viererkette nicht die gewünschte defensive Stabilität – im Gegenteil.

Zwei Gesichter der Nati-Stars

Sie spielen in den europäischen Top-Ligen und rufen Woche für Woche in ihren Klubs die Leistung ab: Manuel Akanji, Fabian Schär, Yann Sommer oder Ricardo Rodriguez. Doch im Dress der Nati ist davon kaum etwas zu sehen. Yakin schafft es nicht, dass die Spieler auch nur annähernd ihr Niveau im Klub erreichen. Sinnbildlich dafür steht Schär. Der Innenverteidiger befindet sich mit Newcastle seit Monaten im Höhenflug. Zuletzt schlugen die Magpies auch dank eines Traumtors des Ostschweizers PSG 4:1. In der Nati bringt er kaum einen Fuss vor den anderen. Gegen Kosovo und gegen Belarus steht Schär bei mehreren Gegentoren total im Schilf.

Konflikt mit Granit Xhaka

Es beginnt mit der frühen Auswechslung im 100. Länderspiel gegen den Kosovo in Zürich und akzentuiert sich in Prag, nach dem 1:2 in der Nations League gegen Tschechien. Captain Granit Xhaka eröffnet den Reigen der Sticheleien mit der Bemerkung: «Die Trainer, die mich und mein Spiel kennen, wissen, dass meine Position tiefer ist.» Da gings um Taktik, um Xhakas Position. Nach dem 2:2 im Kosovo kritisiert Xhaka die Trainings und die Plätze. Ganz gezielt. Yakin kontert, man habe trainiert wie immer. Und nun diese neuen Spitzen. Zuerst jene von Xhaka vor dem Spiel, als er ein Weitermachen bis zur EM 2028 vom Trainer abhängig mache. Und nach dem schwachen 3:3 sagt Yakin indirekt, dass die Forderung nach zehn Siegen aus zehn Spielen von «anderen Leuten» realitätsfremd sei. Den Namen Xhaka nimmt er nicht in den Mund. Und doch: Man spürt den Vorwurf einer gewissen Arroganz und Ignoranz heraus.

Ungenügende Trainings

Granit Xhaka hat betont, dass nicht nur er das Gefühl hatte, es sei im September im Vorfeld des Kosovo-Spiels nicht gut trainiert worden. Dieses Gefühl hätten auch andere Spieler. Immer wieder hört man den Vorwurf, dass auch die Trainingspläne von Murat Yakin spontan über den Haufen geworfen würden. Und die Qualität der Einheiten massiv darunter leide. Zudem stören sich die Spieler daran, dass der Trainer bei den Trainings immer sein Handy dabei habe.

Captain Xhaka schäumt nach Kosovo-Remis
2:31
Kritik an Nati-Trainings:Xhaka schäumt und teilt mächtig aus

Atmosphärische Störungen

Die zwei Wörter begleiten Yakin seit Beginn seiner Trainerkarriere: Früher oder später rumort es im und um die von Yakin trainierte Mannschaft – und es kommt zu «atmosphärischen Störungen». Wegen solchen wurde Yakin 2014 trotz zwei Meistertiteln in Folge und Sensationsergebnissen im Europacup beim FC Basel entlassen – weil es zwischen ihm und den Platzhirschen Stocker, Sommer, Streller und Degens knirschte. Ähnliche Strömungen vernimmt man rund um die Nati seit der WM in Katar: Direkt im Anschluss ans 1:6 gegen Portugal hinterfragten Spieler öffentlich Taktik und Personalwahl Yakins. Dann der latente Zoff mit Captain Xhaka. Und nun sagt Xherdan Shaqiri nach dem 3:3 gegen Belarus vielsagend: «Es stimmt vieles nicht in diesem Team.»

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Liga A, Gruppe 1
Mannschaft
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Portugal
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Kroatien
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Polen
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Schottland
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Italien
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Frankreich
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Belgien
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Israel
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Deutschland
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Niederlande
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Bosnien und Herzegowina
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Ungarn
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Dänemark
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Spanien
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Serbien
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Schweiz
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Georgien
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Albanien
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Tschechien
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Ukraine
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Griechenland
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England
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Irland
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Finnland
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Liga B, Gruppe 3
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Slowenien
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Norwegen
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Kasachstan
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Montenegro
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Schweden
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Slowakei
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Estland
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Rumänien
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