Hier spricht Kapitän Granit Xhaka
«Wir müssen Ronaldo die Freude nehmen»

Hier spricht der neue Kapitän! Granit Xhaka (26), nach dem Nati-Aus von Stephan Lichtsteiner der neue Anführer, spricht im grossen BLICK-Interview über Stolz und Ehre, Cristiano Ronaldo und wie ihn Lucien Favre erzog.
Publiziert: 04.06.2019 um 10:59 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2019 um 11:12 Uhr
Andreas Böni (Interview) und Toto Marti (Fotos) aus Porto

BLICK: Granit, Sie werden die Nati am Mittwoch in Portugal als neuer Captain aufs Feld führen. Was werden Sie fühlen?
Granit Xhaka: Das ist ja nicht eine Premiere für mich, da Stephan Lichtsteiner in der Nations League nie gespielt hat. Aber ich werde das fühlen, was ich in solchen Momenten und Spielen immer fühle: Grosse Ehre und Stolz. Und ich kann versprechen, dass ich auf und neben dem Platz alles dafür tun werde, die Erwartungen in die Rolle des Captains auch weiterhin zu erfüllen, für meine Mitspieler und für die Fans. Und wir haben eine tolle Mannschaft mit vielen erfahrenen und talentierten Spielern. Ich bin überzeugt, dass wir Portugal schlagen können. Das haben wir schon in Basel geschafft im Herbst 2016.

Wie sehen Sie Portugal?
Genau wie wir hat der Europameister eine gute Altersstruktur im Team, eine Mischung aus talentierten jungen Spielern, gepaart mit viel Erfahrung und einem Cristiano Ronaldo. Allerdings haben sie natürlich auch Schwächen, die wir im Halbfinal nutzen müssen.

Granit Xhaka ist nach Stephan Lichtsteiner der neue Nati-Kapitän.
Foto: TOTO MARTI
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Wie muss man gegen Cristiano Ronaldo spielen?
Man muss ihm von der ersten Sekunde an zeigen, dass er heute keinen Spass haben wird am Spiel. Wir müssen ihm die Freude nehmen. Nicht mit Fouls oder Provokationen, sondern indem man ihm die Räume nimmt und ihn schon vor der Ballannahme energisch stört. Wenn man das als Team beherzigt und im Mannschaftsverbund verteidigt, hat man eine sehr gute Chance.

Wer ist der Beste für Sie: CR7 oder Messi?
Es gibt viele Möglichkeiten, diese Frage zu beantworten, und es hängt eigentlich immer davon ab, was man als Bewertungsgrundlage nimmt. Messi ist sicherlich der talentiertere Spieler, der einfach unglaubliche Dinge mit dem Ball anstellt. Man kann sie manchmal gar nicht erklären. Ein Magier am Ball mit Fähigkeiten, die man auch als Gegner einfach nur bewundern kann. Cristiano Ronaldo hingegen hat sich trotz etwas weniger Talent mit einer unglaublichen Professionalität und akribischem Training auf ein unfassbares Niveau gebracht. Er hat früh erkannt, wie wichtig Training in den Bereichen Athletik, Ernährung, Regeneration und auch mentaler Stärke für Fussballer ist, und hat dies für sich perfektioniert. Aus meiner Sicht hat er Messi voraus, dass er durch sein Selbstvertrauen und seine Präsenz als Leader auf dem Platz jeden seiner Mitspieler besser macht.

Wie sehen Sie die Nations League? Als besseres Testspiel-Turnier oder richtige Ernstkämpfe?
Ich begrüsse diesen neuen Wettbewerb. Es ist für die Fans und für die Spieler eine tolle Möglichkeit, uns ein Jahr vor der EM in einem Turniermodus mit anderen Top-Mannschaften messen zu können. Wir haben uns verdientermassen für das Finalturnier qualifiziert und freuen uns darauf, Portugal zu fordern und zu zeigen: Wir wollen unbedingt in den Final!

Sie haben mit 26 schon unglaubliche 74 Länderspiele bestritten. Vermissen Sie in der Schweiz manchmal die Wertschätzung?
Nein, absolut nicht. Ich habe an mich den Anspruch, der bestmögliche Spieler zu werden, der ich sein kann, und meine Fähigkeiten in die Dienste meiner Mannschaft zu stellen. Für mich ist es wichtig die Fans von Arsenal und der Nati stolz darauf zu machen, wie wir auftreten, spielen, kämpfen und Spiele gewinnen. Aber klar tut es unheimlich gut, wenn man persönlich Wertschätzung bekommt für seine Leistungen, aber das wichtigste ist und bleibt die Mannschaft.

Wie oft denken Sie an das bittere WM-Aus gegen Schweden zurück?
Gar nicht mehr. Wir haben die WM intern ausführlich analysiert und fokussieren uns voll auf die neuen Aufgaben. Eine Mannschaft besteht und lebt von den gemeinsamen Erfahrungen. Wir müssen aus den  Niederlagen und Rückschlägen das mitnehmen, was uns besser macht.

Zum Beispiel nach dem Serbien-Spiel und dem Doppeladler.
Ich sehe es als einen wichtigen Sieg mit einem Treffer in der letzten Minute und als ein Spiel, aus dem ich persönlich sehr viel gelernt habe.

Wie würden Sie sich medial nach jenem Spiel im Nachhinein verhalten? Haben Sie zu lange geschwiegen?
Eine solche Situation wird es nicht wieder geben. Generell werde ich in Zukunft aber frühzeitiger reagieren, wenn es Bedarf zur Stellungnahmen oder Richtigstellungen geben sollte.

Der wohl wichtigste Trainer Ihrer Karriere war Lucien Favre. Und der hat Sie am Anfang knallhart auf die Bank gesetzt.
Lucien Favre war für mich der richtige Trainer zur richtigen Zeit und ein wichtiger Teil meiner Entscheidung, mit 19 Jahren zu Gladbach zu wechseln. Nachdem ich die ersten fünf Spiele der Saison gespielt hatte, war ich der Meinung, ich müsste nicht mehr voll auf ihn hören. Seine Anweisungen und seinen Spielplan nicht mehr genau befolgen, daraufhin landete ich bis zur Rückrunde auf der Bank. Es war eine wichtige Lektion für mich. Ich habe in der Zeit viel Disziplin und Fussballtaktisches von Herrn Favre gelernt, von dem ich heute noch profitiere.

Würden Sie gerne nochmals unter ihm spielen?
Wenn es sich nochmal ergeben sollte, würde ich mich sehr darüber freuen. Ich habe es immer sehr genossen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Für mich ist er ein absoluter Fussballfachmann, der jeden Spieler besser machen kann. Auch wenn es für Dortmund am Ende nicht zum Titel in der Bundesliga gereicht hat, war es doch beeindruckend zu sehen, wie er diese junge Mannschaft eingestellt und spielen lassen hat.

Auch ein Junge hat Sie in Gladbach sehr geprägt. Der fünfjährige Julian, der am Downsyndrom leidet. Er besuchte Sie zuletzt in London. Wie kam diese Freundschaft zustande?
Bei meinem ersten Spiel als Kapitän von Gladbach hatte ich das riesige Glück, dass Julian mir als Auflaufkind zugeteilt wurde! Da er etwas Probleme hatte, selber an meiner Hand einzulaufen, habe ich ihn spontan hochgehoben und bin mit ihm im Arm aufgelaufen. Es war ein unbeschreiblicher Moment, den wir geteilt haben. Seit diesem Tag ist Julian eine wichtige Motivations- und Inspirationsquelle für mich geworden. Er ist ein Vorbild für mich, das mich jeden Tag daran erinnert, Herausforderungen positiv anzunehmen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Ich bin wirklich froh darüber, einen Freund wie Julian in meinem Leben zu haben.

Vergangenen Mittwoch verloren Sie den Europa-League-Final mit 1:4 gegen Chelsea. Die bitterste Niederlage Ihrer Karriere?
Natürlich. Ich sagte ja vor dem Spiel, dass der Final das Highlight meiner Karriere sei. Entsprechend tut es sehr weh, verdammt weh. Es ärgert mich enorm, dass wir verloren haben.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Saison bei Arsenal?
Ich hatte mir vor der Saison klare Ziele gesteckt. Mir war es wichtig, meine Passqualität weiter zu verbessern und öfter ins Risiko zu gehen, um torgefährliche Situationen für meine Mitspieler zu kreieren. Ich wollte mehr Verantwortung bei Standards übernehmen und definitiv auch öfter gefährlich in der gegnerischen Hälfte auftauchen. Alle diese Punkte habe ich für den Moment erfüllt, aber es gibt noch vieles, woran ich arbeiten und mich verbessern kann. Bezüglich Verein kann man objektiv betrachtet sagen, dass unsere Saison trotz des Umbruchs nach zwei Jahrzehnten unter Arsène Wenger mit dem Erreichen des Finales der Euro League und Platz 5 erfolgreich war. Ich persönlich sehe das natürlich etwas emotionaler und anders. Wenn man bis zum Schluss um die Champions-League-Plätze mitspielt und es am Ende durch mehrere unnötige Niederlagen im Saisonfinal verpasst, kann ich, und wir als Team dürfen das auch nicht, damit nicht zufrieden sein. Unser Anspruch ist ganz klar das Erreichen der Champions League, auch wenn das immer schwieriger wird in unserer Liga. Darum sage ich nach der Niederlage im Europa-League-Final: Nein, ich bin nicht zufrieden mit der Saison.

Was ist der Unterschied zwischen Arsène Wenger und Unai Emery?
Beide sind absolute Fachleute und sehr akribisch in ihrer Arbeit. Ein kleiner Unterschied ist eventuell, das Arsene Wenger immer eine spielerische Lösung sucht, wohingegen Unai Emery aus einer guten defensiven Ordnung heraus agiert.

Sie sind einer von fünf Captains. Ramsey geht, Cech ist Ersatz, Spieler wie Koscielny oder Özil kommen langsam ins Alter. Hoffen Sie in der nächsten Saison Captain zu sein?
Hoffen ist für mich nicht das richtige Wort in diesem Zusammenhang. Würde es mich unheimlich stolz machen und würde ich die Mannschaft gerne als Captain anführen? Absolut. Ich versuche aber, auch ohne die Binde als Leader vorweg zu gehen und Verantwortung zu übernehmen.

Könnte es nach drei Jahren an der Zeit sein, den nächsten Schritt zu einem Top-Top-Klub zu machen?
Ich bin Führungsspieler bei ein Top-5 Team in der stärksten Liga der Welt. Wir haben die Saison nur zwei Punkte hinter dem Dritten beendet, wir standen im Final der Euro-League und können mit einem Sieg in die Champions League einziehen. Ich sehe uns als Verein auf einem sehr guten Weg und ich habe noch einen langfristigen Vertrag. Ich fühle mich aktuell sportlich und privat sehr gut.

Sie werden Papa. Wie wird sich Ihr Leben dadurch verändern, denken Sie?Es wird noch grossartiger werden und mit noch mehr Verantwortung gefüllt werden. Wir freuen uns riesig.

Sie werden 27. Haben Sie sich schon überlegt, was Sie nach der Karriere machen wollen?
Auch wenn das hoffentlich noch sehr lange hin ist, sehe ich mich selber in einer Rolle nah an der Mannschaft. Ob das als Trainer oder eher im Management sein wird, schauen wir mal. Ich kann mir vieles vorstellen.

Shaqiri trainiert mit der Nati in Porto
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Bosnien und Herzegowina
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Serbien
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