Jetzt zeigt ihn der SFV an
Tiktoker macht «Hymnenkontrolle» der Nati-Stars

Seine «Singkontrolle» während dem Abspielen der Nationalhymne könnte einem Social-Media-Star zum Verhängnis werden. Der Beschuldigte bleibt locker – und wünscht sich ein Treffen mit Xhaka und Co.
Publiziert: 08.01.2024 um 19:58 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2024 um 06:52 Uhr
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Sebastian WendelReporter Fussball

Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka sind «Schachtelgrinde». Murat Yakin ein «Kebab-Verkäufer». Und der dunkelhäutige Jordan Lotomba eine «gefürchige Gestalt». Unter dem Pseudonym «bireweichesouhund» macht sich der Tiktoker Mirco Casorelli über die Stars der Schweizer Nationalmannschaft lustig – und hat deswegen jetzt eine Anzeige wegen Verstoss gegen die Rassismus-Strafnorm Art. 261bis des Strafgesetzbuchs am Hals. Absender: Kein Geringerer als der Schweizer Fussballverband (SFV).

Nati-Hymne unter Lupe genommen

Hintergrund: Seit geraumer Zeit nimmt Casorelli die Nati-Stars während dem Abspielen der Nationalhymne genau unter die Lupe. Kommentiert, wer singt und wer nicht, garniert das Ganze mit den eingangs erwähnten Begriffen – und veröffentlicht die Videos unter dem Titel «Singkontrolle». Obwohl auch einige Casorelli dafür kritisieren oder die Beiträge als nicht lustig bezeichnen, erntet er von seinen Followern grösstenteils Beifall. Auf Tiktok folgen «bireweichesouhund» 72'000 Leute, auf Instagram 18'700.

Wegen dieser grossen Reichweite ist Casorelli aus Sicht des SFV eine öffentliche Person. Und eine Anzeige berechtigt. Schon im vergangenen Juli hat der Verband die Kantonspolizei Bern gebeten, Ermittlungen gegen Casorelli zu starten. Gegenüber Blick sagt SFV-Kommunikationsdirektor Adrian Arnold: «Es ist jedem freigestellt, ob er das Nichtsingen der Hymne als gut oder nicht gut befindet. Humor und Parodie enden aber dort, wo die Würde eines Menschen verletzt oder Menschen erniedrigt werden. In diesem Fall beleidigt, erniedrigt und hetzt der Autor öffentlich gegen Nati-Spieler von uns, deren Familien einen Migrationshintergrund haben, also aufgrund derer Herkunft. Das ist Rassismus, den wir im SFV in keinem Fall tolerieren – nicht im Fussball und nicht anderswo in unserer Gesellschaft.»

Die Schweizer Nati während der Nationalhymne beim EM-Qualispiel gegen Israel.
Foto: TOTO MARTI
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Der Wunsch, gegen die Videos vorzugehen, kam gemäss Blick-Infos vor allem von Granit Xhaka, Shaqiri und Co. – also von den Spielern. Erst zögerte man beim Verband, um den Beiträgen keine noch grössere Plattform zu schenken. Doch nachdem Casorelli auch während der U21-EM im Sommer 2023 «zuschlug», ging die Anzeige doch raus. Auch als Signal, dass der SFV den von ihm initiierten Kampagnen gegen Rassismus und Diskriminierung nötigenfalls auch Taten folgen lässt.

Er kriegte Post von der Polizei

Ein halbes Jahr später, Ende letzter Woche, hat Casorelli Post von der Polizei erhalten. Eine Einladung, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Das, was er der Polizei sagen wird, nimmt Casorelli gegenüber Blick vorweg: «Das ist lächerlich! Ich bin sicher kein Rassist. Mein Vater ist Italiener, meine Frau ist dunkelhäutig. Die Videos sind Satire.» Wenn er von der «Jugo-Boyband» rede, sei ihm sehr wohl bewusst, dass Albaner und Serben zwei verschiedene Lager sind. Er habe zahlreiche Freunde mit Migrationshintergrund, gebürtige Albaner würden sich im Witz untereinander gegenseitig «Schachtelgrind» zurufen. Und: «Wenn mir jemand Spaghettifresser sagt, ist nichts dabei. Solange es nicht aggressiv gemeint ist.»

Mit den «Singkontrollen» habe er angefangen, weil er ein ähnliches Video im Internet gesehen habe: «Ich war damals krank, mir war langweilig – also habe ich es nachgemacht. Aber nur aus Spass!»

Tiktoker findet Anzeige übertrieben

Trotzdem: Kann er die vom SFV genannten Gründe für die Anzeige verstehen? Casorelli: «Wie gesagt: Eine Anzeige ist völlig übertrieben. Und ich habe auch keine Angst vor einer Verurteilung. Zumindest hat mir am Telefon ein Polizist gesagt, ich brauche mir wohl keine Sorgen zu machen. Aber ja: Wer nicht weiss, dass ich mein Geld mit Satire auf Social Media verdiene und die Videos noch nie gesehen hat, der könnte vielleicht denken, ich sei rassistisch.»

Einen Anwalt hat sich Casorelli bislang nicht genommen. Er wolle erst die Einvernahme bei der Polizei abwarten. Viel lieber würde er die Angelegenheit anders lösen: von Angesicht zu Angesicht mit den Nati-Stars, über die er sich lustig macht. Casorelli: «Das wäre doch top! Aber ich befürchte, dass ich dafür zu wenig berühmt bin.»

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