Das Nati-Protokoll der EM-Kampagne
Vom Stürmer-Casting über den Rasen-Gate zum Penalty-Drama

42 Tage ist die Nati zusammen unterwegs, bis der verwandelte Penalty von Trent Alexander-Arnold den Traum vom grossen Coup platzen lässt. Skandale gibt es in diesen sechs Wochen keine, aber trotzdem das eine oder andere Schmankerl. Ein Rückblick:
Publiziert: 08.07.2024 um 20:42 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2024 um 07:30 Uhr
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

17. Mai: Murat Yakin gibt sein vorläufiges EM-Kader bekannt. Der Ort ist gut gewählt: das olympische Museum in Lausanne. 38 Spieler stehen auf der Liste des Nati-Trainers. Trotzdem fehlen Namen wie Haris Seferovic, Cedric Itten oder Eray Cömert. 

27. Mai: Die Nati rückt ins Camp nach St. Gallen ein. Viele Stars fehlen noch, trotzdem führt der SFV im Kybunpark ein öffentliches Training durch. Die Kälte und das schlechte Wetter tragen das Ihrige zur tristen Stimmung bei. Gute Eigenwerbung sieht anders aus.

29. Mai: Jetzt kommt Shaq! Dieser wird wegen leichten Problemen mit der Wade von Chicago Fire vorzeitig abgestellt.

30. Mai: Joel Monteiro muss nach dem ersten Kaderschnitt aus dem Nati-Camp abreisen.
Foto: TOTO MARTI
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30. Mai: Yakin nimmt den ersten Kaderschnitt vor. Bereits wieder abreisen muss auch Joel Monteiro. Der SFV hatte im Frühjahr die Einbürgerung des im Wallis aufgewachsenen Portugiesen vorangetrieben – einen Aufwand, den man sich hätte sparen können.

31. Mai: Noch immer regnet es in der Ostschweiz. Nun treffen auch die Stars wie Sommer, Xhaka und Akanji ein. Am Nachmittag erhält die Nati Besuch, Ski-Ass Marco Odermatt schaut im Training vorbei. Besonders mit Shaq scheint er Spass zu haben.

Shaqiri bringt den Ski-Star zum Lachen
1:49
Odermatt trainiert mit Nati:Shaqiri bringt den Ski-Star zum Lachen

3. Juni: Noah Okafor stösst zur Mannschaft, nachdem er mit seinem Klub Milan für eine Promo-Tour um die halbe Welt gereist ist. Champions-League-Finalist Gregor Kobel und den Cupfinalisten aus Lugano wird noch ein Tag Pause gegönnt.

4. Juni: Die Nati bestreitet das erste von zwei Testspielen. Bei der Dernière von Thomas Häberli als Estland-Trainer gewinnt sie 4:0. Kwadwo Duah gibt sein Debüt und ist überwältigt, Steven Zuber schiesst das 1:0 und sichert sich das EM-Ticket.

5. Juni: Albian Hajdari und Uran Bislimi wird mitgeteilt, dass sie gar nicht einrücken müssen. Der Entscheid löst im Tessin Kopfschütteln aus und man stellt sich die Frage, warum beide eigentlich aufgeboten wurden?

7. Juni: Ardon Jashari löst das letzte EM-Ticket. Yakin nimmt nun doch 26 anstatt der gewünschten 24 Spieler mit, da Embolo und Zakaria noch immer nicht voll mittrainieren.

8. Juni: Gegen Österreich bestreitet die Nati die EM-Hauptprobe und holt ein 1:1. Alle fragen sich aber: Wer an der EM soll die Nati-Tore schiessen? Steven Zuber, der Gewinner der Vorbereitung, muss mit einer Wadenverletzung raus.

10. Juni: Die Nati reist per Bus nach Stuttgart. Dort gibt es gleich Ärger: Der neu verlegte Rasen entspricht überhaupt nicht den Vorstellungen des SFV. Pierluigi Tami sagt: «Wir sind nicht zufrieden mit dem Platz. Ja, wir sind enttäuscht.» Dass die Spieler nach dem öffentlichen Training vor 3700 Fans sich keine Zeit nehmen, um Selfie- und Autogrammwünsche zu erfüllen, irritiert. Einzig der ehemalige Stuttgarter Gregor Kobel nimmt sich kurz Zeit.

Nati-Direktor Tami mit Platz im EM-Quartier unzufrieden
1:51
«Klar ungenügend»:Nati-Direktor Tami mit Platz im EM-Quartier unzufrieden

11. Juni: Die Nati hat ihren Rasen-Gate. Der SFV hat bei der Uefa Beschwerde eingelegt, und es werden Optionen geprüft, wohin die Nati ausweichen kann. Realistisch ist nur das Trainingsgelände des VfB Stuttgart, das rund eine halbe Fahrstunde entfernt ist.

13. Juni: Shaq tritt vors Mikrofon und sagt, dass er spätestens Ende Jahr sein Amerika-Abenteuer abbrechen und nach Europa zurückkommen wird. Erste Gerüchte machen die Runde, dass er zum FCB zurückkommen könnte. Christian Constantin schliesst sein Interesse an Shaq aus.

14. Juni: Für das erste Spiel gegen Ungarn reist die Nati von Stuttgart nach Köln mit der Deutschen Bahn an. Und ist pünktlich. Nur die Ordnungshüter scheinen etwas nervös zu sein und weisen unwirsch Passanten weg.

15. Juni: Yakins Trümpfe stechen im Startspiel gegen Ungarn alle: Duah, Aebischer und Embolo, der überraschend sein Comeback gibt und sich auf dem Weg zum 3:1 auch von seiner Oberschenkel-Bandage nicht stoppen lässt. Shaq bleibt 90 Minuten auf der Bank.

Duah schiesst die Nati nach Traumpass in Führung
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Yakin-Überraschung sticht:Duah schiesst die Nati nach Traumpass in Führung

16. Juni: Die Nati ist zurück auf der Waldau. Giorgio Contini erklärt die taktischen Schachzüge, die zum Sieg gegen Ungarn geführt haben. Der Rasen bereitet noch immer Ärger. Dieser wird noch einmal ausgewechselt.

Nati bekommt im Waldau Stadion neue Unterlage
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Nach Rasen-Gate im EM-Camp:Nati bekommt im Waldau Stadion neue Unterlage

19. Juni: Wieder spielt die Nati in Köln, nun gegen Schottland. Nach dem frühen 0:1 schlägt der Moment von Xherdan Shaqiri: Aus gut 20 Metern donnert er den Ball ins Lattenkreuz. «No Shaq, no Party», heisst es in Anlehnung an die schottischen Fans, welche die Nationalhymne in einer Lautstärke singen, welche fast das Dach wegfliegen lässt.

Wunderbares EM-Tor:Shaqiri trifft gegen die Schotten mit einem Traumschlenzer

23. Juni: Die Nati ist praktisch durch, nun folgt das grosse Spiel gegen Deutschland, für das sich in Frankfurt viel Prominenz ankündigt. Toni Brunner empfängt die Nati am Bahnhof und wünscht Murat Yakin viel Glück, auf der VIP-Tribüne sitzen Marco Odermatt und Bundesrat Beat Jans. Die Nati gibt den Sieg in letzter Sekunde aus der Hand.

24. Juni: Fabian Rieder ist der Mann der Stunde: Zuerst spielt er stark gegen Deutschland, dann verkündet er seinen Wechsel zum VfB Stuttgart. Die Spieler geniessen mit ihren Angehörigen einen freien Tag. Der Gegner im Achtelfinal heisst Italien – dank eines Treffers in der 98. Minute von Zaccagni gegen Kroatien. 

26. Juni: Im Training passiert es. Als die Nati Penaltyschiessen übt, zwickt es Granit Xhaka in den Adduktoren. Was sich zunächst harmlos anfühlt, entpuppt sich als Muskelfaserriss. Noah Okafors Körpersprache im Training lässt den Schluss zu, dass trotz guter Stimmung nicht alle happy sind.

27. Juni: Die Italien-Söldner äussern sich über den Achtelfinal-Gegner. Remo Freulers Aussage, dass sie aus der 0:3-Schlappe von vor drei Jahren gelernt und sich danach auf Kosten von Italien für die WM qualifiziert hätten, kommt einigen in den falschen Hals. Der Bologna-Spieler sieht sich genötigt, auf seinen sozialen Medien die Aussage richtigzustellen. Das Zitat der Woche liefert aber Fabian Rieder: «Wir dürfen Italien nicht unterschätzen.»

«Wir waren an der WM – Italien nicht»
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Freuler-Aussage sorgt für Zoff:«Wir waren an der WM – Italien nicht»

29. Juni: Endlich ist es Sommer. Der Ort, das Berliner Olympiastadion, geschichtsträchtig, ebenso der Auftritt der Nati. Sie dominiert Italien von A bis Z und zieht wie 2021 in den EM-Viertelfinal ein. Xhakas Probleme mit dem Oberschenkel werden sichtbar, doch Schmerztabletten erfüllen ihren Zweck.

Freuler bringt SRF-Ruefer mit Führungstor zum Ausrasten
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«Tooooooooooooooor»:Freuler bringt SRF-Ruefer mit Führungstor zum Ausrasten

30. Juni: Xhaka bittet zur Audienz mit den Medien. Der Captain ist gut drauf und verrät, dass er zu seinen beiden Mädchen gesagt habe, er werde erst zurückkehren, wenn etwas Grosses passiert sei.

2. Juli: Der SFV verkündet, dass die MRI-Untersuchung keine Verletzung bei Xhaka hervorgebracht habe. Murat Yakin spricht über England und fühlt mit seinem Gegenüber Gareth Southgate mit: «Ich kenne die Situation mit dem Druck aus dem letzten Jahr. Das ist für einen Coach nicht einfach.»

5. Juli: Der Tag vor dem England-Spiel. Die Nati hat es eilig, schon nach elf Minuten will der SFV-Mediendirektor die Pressekonferenz mit Yakin und Schär abbrechen. Wesentlich ausführlicher beantwortet Southgate die Fragen – und scheut sich nicht, auch ein Statement zu den englischen Parlamentswahlen abzugeben.

6. Juli: Der Abend in Düsseldorf soll zu einem historischen Tag werden. Doch der Coup misslingt, auch weil Xherdan Shaqiris direkt getretener Corner in der 117. Minute ans Lattenkreuz klatscht. Um 20.39 Uhr ist alles vorbei. Auch der fünfte Engländer trifft vom Punkt, Manuel Akanji wird zum tragischen Helden.

Hier nimmt das Unglück für die Nati seinen Lauf
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Akanji scheitert:Hier nimmt das Unglück für die Nati seinen Lauf

7. Juli: Pressekonferenz mit Präsident, Nati-Direktor und Nati-Trainer. Alle bedanken sich bei der Mannschaft und sind stolz auf das Geleistete. Nur Yakin spricht von einer verpassten Chance. Er deutet an, dass er gerne als Nati-Trainer weitermachen würde, allerdings nur mit Giorgio Contini. Dann macht sich die Nati auf den Heimweg und wird von mehreren Tausend Fans in Zürich empfangen. Es ist Balsam für die Seele.

«Habe eine Unterschrift von Embolo ergattert»
3:44
Nati frenetisch empfangen:«Habe eine Unterschrift von Embolo ergattert»
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Niederlande
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Bosnien und Herzegowina
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Serbien
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