«Ich bin kein purer Schweizer – ich träume grösser»
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Xhaka zum Länderspiel-Rekord:«Ich bin kein purer Schweizer – ich träume grösser»

Andy Egli, Gilbert Gress und Raimondo Ponte über die Nati-Legende
«Im Vergleich mit Xhaka war Hermann mindestens so gut»

Granit Xhaka wird am Sonntag im Spiel gegen Belarus den Rekord von Heinz Hermann (65) mit 118 Länderspielen einstellen. Die drei Wegbegleiter Andy Egli, Raimondo Ponte und Gilbert Gress feiern die Legende 32 Jahre nach dessen Nati-Rücktritt.
Publiziert: 15.10.2023 um 00:57 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2023 um 11:19 Uhr
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Sebastian RiederSportreporter

Gilbert Gress (81)


«Heinz Hermann war eine herausragende Figur. Jeder Trainer konnte sich einen Spieler mit so einem Profil nur wünschen. Sein Markenzeichen waren wie bei mir die langen Haare. Der «blonde Engel» war beim Publikum sehr beliebt, vor allem bei den Frauen. 1985 holte ich Heinz von GC zu Xamax – zusammen mit Uli Stielike von Real Madrid. Wir gewannen zweimal in Serie die Meisterschaft und spielten auch international stark. Beinahe hätten wir Real Madrid im Achtelfinal eliminiert, aber wir hatten Pech und den Schiedsrichter gegen uns. 1990 wechselte Heinz zu Servette.

Gilbert Gress (l.) und Heinz Hermann zu gemeinsamen Xamax-Zeiten.
Gilbert Gress (l.) und Heinz Hermann zu gemeinsamen Xamax-Zeiten.
imago sportfotodienst
Gilber Gress

Xamax-Trainer: 1981 bis 1990

gemeinsame Zeit mit Heinz Hermann: 1985 bis 1990

Gilbert Gress (l.) und Heinz Hermann zu gemeinsamen Xamax-Zeiten.
Gilbert Gress (l.) und Heinz Hermann zu gemeinsamen Xamax-Zeiten.
imago sportfotodienst

Xamax-Trainer: 1981 bis 1990

gemeinsame Zeit mit Heinz Hermann: 1985 bis 1990

Selbst in den Stunden des grössten Erfolgs hat sich Heinz nie als Star aufgeführt. Er war ein bodenständiger Kerl ohne Allüren. Ein Mann der grossen Taten, nicht der grossen Worte – ein besonnener Leader auf dem Platz. Ganz im Gegensatz zu Granit Xhaka, der sehr laut ist und von der Aggressivität her immer nah an der Roten Karte spielt. Ich mag zwar Typen mit Persönlichkeit, aber Xhaka hat ein bisschen zu viel davon. Nach öffentlich ausgetragenen Debatten wie die mit Murat Yakin hätte ich ihn umgehend diszipliniert.

Wie Xhaka spielte Heinz im Mittelfeld, am liebste stellte ich ihn aber als Vorstopper auf. Er war ein Allrounder, technisch sehr versiert und für schöne Tore gut. Manchmal war er zu ballverliebt. Mit seinem Talent zelebrierte er die Dribblings wie ein Skifahrer den Tanz durch die Slalom-Stangen. Er hatte kaum Ballverluste, kam es mal vor, störte mich das ungemein. Jeder verlorene Ball hat mich auf die Palme gebracht.

Eine Lichtgestalt des Schweizer Fussballs: Heinz Hermann bestritt von 1978 bis 1991 insgesamt 118 Länderspiele für die Schweiz.
Foto: Keystone
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«Er hat über all die Jahre kein Gramm zugenommen»
Gilbert Gress über Heinz Hermann
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Heinz hatte das Format für eine Top-Liga im Ausland. Eines Nachts bekam ich um drei Uhr einen Anruf von Bernard Tapie, dem Präsidenten von Olympique Marseille. Dieser hatte zuvor mit meiner Frau telefoniert, die ihm sagte, dass ich erst um diese Zeit von einem Auswärtsspiel in Lugano zurück bin. Tapie wollte wissen, ob Heinz zu haben sei. Ich wehrte ab und sagte, dass ich ihn noch für den Europacup brauche. Danach habe ich nichts mehr von Marseille gehört.

Sozusagen habe ich zu dieser Zeit einen grossen Transfer verhindert. Wobei ich bezweifle, dass der Heinz in dieser brodelnden Atmosphäre von Marseille seine Ruhe am Ball gefunden hätte. Dieser Wechsel wäre eine kleine Sensation gewesen. Damals spielte kaum ein Schweizer im Ausland.

Auch nach seiner Karriere hatte ich mit Heinz immer wieder Kontakt. Wir treffen uns heute noch regelmässig an den Legenden-Spielen. Mit 65 ist er immer noch topfit, das überrascht mit jedes Mal. Er hat über all die Jahre kein Gramm zugenommen.»

Raimondo Ponte (68)

«Heinz kam damals als 19-Jähriger vom FC Seefeld ins FCZ-Probetraining. Coach Timo Konietzka hatte wohl schon zu viele gute Spieler und schickte ihn wieder heim. So versuchte Heinz sein Glück bei GC und wurde von Trainer Helmuth Johannsen mit Begeisterung aufgenommen. Seine aussergewöhnlichen Fähigkeiten haben wir auf den ersten Blick gesehen.

Raimondo Ponte stemmt für GC 1983 den Cup-Pokal in die Luft. Ebenfalls im Team: Heinz Hermann.
Raimondo Ponte stemmt für GC 1983 den Cup-Pokal in die Luft. Ebenfalls im Team: Heinz Hermann.
Raimondo Ponte

Gemeinsame GC-Zeit: 1982 bis 1985

Gemeinsame Nati-Zeit: 1978 bis 1984

Raimondo Ponte stemmt für GC 1983 den Cup-Pokal in die Luft. Ebenfalls im Team: Heinz Hermann.
Raimondo Ponte stemmt für GC 1983 den Cup-Pokal in die Luft. Ebenfalls im Team: Heinz Hermann.

Gemeinsame GC-Zeit: 1982 bis 1985

Gemeinsame Nati-Zeit: 1978 bis 1984

Heinz hatte auch eine sehr eigene Persönlichkeit, war stets ein authentischer Leader und immer ein Vorbild. Er lebte stets seriös, Partys waren nicht so sein Ding. Heinz hat alles dem Fussball untergeordnet. Er war für jeden Trainer ein Traum, weil man ihn praktisch überall einsetzen konnte. Gleich in der ersten Saison mit Heinz wurde GC nach sieben Jahren Unterbruch wieder Meister.

«
«Er war ein Laufwunder mit feinem Fuss. Eine Rakete.»
Raimondo Ponte über Heinz Hermann
»

Heinz wollte immer im Zentrum spielen, dort war er auch stark. Aber auf dem linken Flügel war er unwiderstehlich – einfach Weltklasse. Er war ein Laufwunder mit feinem Fuss. Eine Rakete. Er gab immer Vollgas, hat dadurch viele Spiele entschieden. Im Vergleich zu Granit Xhaka war Heinz mindestens so gut, wenn nicht noch besser.

Er hatte grossen Einfluss auf die Nati. Leider haben wir uns nie für eine EM oder WM qualifiziert. Aber das war damals brutal: Nur der Gruppenerste schaffte es an eine Endrunde.»

Andy Egli (65)

«Heinz Hermann ist für mich der genialste Schweizer Fussballer – die absolute Nummer 1. Mit einem Granit Xhaka kann man ihn nicht vergleichen, weil die heutige Generation einen viel dynamischeren Fussball spielt. Jetzt holt ihn Xhaka mit den Länderspielen ein, aber man muss sehen, dass die Nati seit 20 Jahren wegen der regelmässigen Teilnahmen an Endrunden in viel kürzerer Zeit viel mehr Matches bestreiten konnte. Heinz wäre unter diesen Umständen wohl auf etwa 200 Länderspiele gekommen. Er war ein Phänomen und praktisch nie verletzt.

Andy Egli (l.) und Heinz Hermann (m.) 1991 mit dem damaligen Nati-Coach Helmuth Johannsen.
Andy Egli (l.) und Heinz Hermann (m.) 1991 mit dem damaligen Nati-Coach Helmuth Johannsen.
Blick Sport
Andy Egli

Gemeinsame GC-Zeit: 1978 bis 1984

Gemeinsame Nati-Zeit: 1979 bis 1991

Andy Egli (l.) und Heinz Hermann (m.) 1991 mit dem damaligen Nati-Coach Helmuth Johannsen.
Andy Egli (l.) und Heinz Hermann (m.) 1991 mit dem damaligen Nati-Coach Helmuth Johannsen.
Blick Sport

Gemeinsame GC-Zeit: 1978 bis 1984

Gemeinsame Nati-Zeit: 1979 bis 1991

Heinz war ein aussergewöhnlicher Profi, aber auch als Mensch überragend – vor allem in Bezug auf seine Werte und Sensibilität. Er zeigte gegenüber Mitspielern und Gegnern immer grossen Respekt. Und er ist nach seiner Karriere ein feiner Mensch geblieben. Wir sind immer noch eng befreundet, pflegen einen regelmässigen Austausch.

«
«Wenn ihm etwas nicht passte, haute er auf den Tisch»
Andy Egli über Heinz Hermann
»

Natürlich fragt man sich, wieso Heinz nie im Ausland spielte. Die Antwort ist einfach: Wir hatten damals kaum die Möglichkeit, weil es in den Top-Ligen nur ein oder zwei Lizenzen für Ausländer gab. In Italien oder England wurden gar keine Lizenzen vergeben. Aber Heinz hatte in der Schweiz eigentlich alles, was er sich wünschen konnte – inklusive eines überdurchschnittlichen Lohns. Denn nach Abzug der Steuern war die NLA in den Achtzigerjahren viel attraktiver als Deutschland oder Spanien. Deshalb kamen auch die deutschen Real-Stars wie Günter Netzer (1976 zu GC) und Uli Stielike (1985 zu Xamax) in die Schweiz.

Im Gegensatz zu diesen schillernden Figuren war Heinz ein introvertierter Typ. Aber wenn ihm etwas nicht passte, dann brach er heftig aus und haute auf den Tisch. Seine Worte hatten eine eindrückliche Konsequenz.»

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