Marcel Reif hängt das Kommentatoren-Mikrofon an den Nagel
«Ab jetzt suche ich mir die Reisen selber aus»

Der Champions-League-Final am Samstag war seine Dernière. Zum zweiten Mal tritt Marcel Reif (71) als Kommentator zurück. Diesmal soll es definitiv sein.
Publiziert: 31.05.2021 um 19:57 Uhr
Eynat Bollag

Blick: Marcel Reif, sind Sie sicher, dass Sie nicht wieder vom Rücktritt zurücktreten?
Marcel Reif: Ganz, ganz sicher. Nach meinem Rücktritt damals bei Sky in Deutschland hatte Teleclub (heute Blue d. Red.) nochmals eine Idee. Aber jetzt ist es definitiv auserzählt, jetzt dürfen die Jüngeren ran.

Es gibt also nichts, dass Sie doch nochmals an ein Kommentatorenpult locken könnte?
Was ist im Leben schon tausendprozentig sicher. Es kann sein, dass ich in Burkina Faso nochmals neu anfangen werde.

Lassen Sie mich raten. Diese Chance liegt bei Null.
(Lacht) Ja!

Zum zweiten Mal hängt der deutsche Star-Kommentator Marcel Reif sein Mikrofon nun an den Nagel.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Was ist bei diesem Rücktritt anders?
Nicht viel. Damals fand ich, es reicht bei Sky. Mit Teleclub dachte ich, andere Baustelle, anderes Land. Komm, machen wir noch ein paar Spiele. Ich konnte sie mir ja aussuchen. Ich habe gesagt, lasst es mich so lange machen, wie ich finde, dass es passt. Und jetzt passt es, aufzuhören.

Weshalb?
Corona war sicher mit ein Grund. Und ich habe gemerkt, dass ich mich mittlerweile im Studio wohler fühle. Zudem muss ich meine Frequenz, was das Reisen anbelangt, etwas drosseln. Ich muss mir das etwas altersgerechter basteln.

Der Körper hat sich nun also auch eingeschaltet? Was er ja mit 71 Jahren auch durchaus darf…
Eher der Geist. Wenn etwas nicht mehr ganz so toll ist, dann bin ich nicht mehr ganz so tolerant. Deswegen sagte ich mir: Such Dir die Reisen jetzt mal selber aus und lass dich nicht vom Kalender in den Flieger verfrachten.

Erzählen Sie kurz, wie war er denn, ihr letzter Einsatz am Samstag?
Ich hab ihn sehr genossen. Es war ein tolles Spiel, endlich wieder mit Fans. Aber diese Sentimentalitäten… Die hatte ich 2016 schon durch.

Aber nun ist die Reif-Stimme aus den Stadien definitiv Geschichte. Ein bisschen darf man das schon thematisieren.
Ich merke, Sie möchten da einen historischen Moment heraufbeschwören.

Nein, aber Sie müssen sich nicht so klein machen…
Ich mache mich nicht klein. Es gab genügend Echo von Leuten, die sagten: «Mensch, warum hörst du auf». Und das ist doch wunderschön.

Sie geben noch etwas auf…
Ja, am Sonntag habe ich meine Dernière im «Doppelpass». Aber es wird mir ganz sicher nicht langweilig werden. Ich bleibe Experte bei Blue, werde weiterhin zweimal die Woche Reif-ist-Live machen und mich nebenbei dem Hausbau in Apulien widmen.

Ziehen Sie nach Italien?
Ah nein. Das wird mehr eine Sommerresidenz. Einmal im Monat möchte ich dann dort unten sein.

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