Der Sommermärchen-Prozess ist definitiv geplatzt
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Riesen-Pleite für Bundesanwalt:Der Sommermärchen-Prozess ist definitiv geplatzt

«Lügen! Hacker! Böswillig!»
Fifa schiesst in der Affäre Lauber scharf zurück

Im Fall Lauber reagiert die Fifa mit einem scharfen Communiqué. Und sie attackiert darin erneut die alte Führung.
Publiziert: 28.04.2020 um 10:39 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2020 um 11:23 Uhr
Andreas Böni

Immer neue Vorwürfe gegen Bundesstaatsanwalt Michael Lauber (54) und Fifa-Boss Gianni Infantino (50) gelangen nun an die Oberfläche. Der Grundvorwurf: Eine zu enge Bande zwischen Bundesanwaltschaft und den Fifa-Anwälten. Und verschleierte Treffen zwischen den Bossen. Der «Tages-Anzeiger» zitiert am Montag aus einer E-Mail, die Infantino am 12. April 2016 an seinen Jugendfreund (unterdessen Walliser Oberstaatsanwalt) Rinaldo Arnold schrieb: «Ich werde versuchen, es der Bundesanwaltschaft zu erklären, da es ja auch in meinem Interesse ist, dass alles so schnell wie möglich geklärt wird, dass klar gesagt wird, dass ich damit nichts zu tun habe.»

Die Fifa reagiert nun scharf auf die Vorwürfe, die «absichtlich irreführend und böswillig» seien, wie sie in einem Statement schreibt. «Die Position der Fifa und die wahre Natur der Tatsachen» würden in dem Artikel «absichtlich weggelassen».

E-Mail Aussagen von Infantino «aus dem Zusammenhang gerissen»

Und dann zielt der Weltverband direkt auf Rui Pinto. Dieser war es, der dem «Spiegel» die Football-Leaks-Dateien zuspielte. Inzwischen sitzt er in Portugal im Hausarrest. Die Fifa schreibt: «Erstens wurde die im Artikel erwähnte E-Mail offensichtlich durch Hacking erhalten, was eine illegale und kriminelle Handlung ist. Solche E-Mails werden nicht nur gehackt, sondern können auch leicht manipuliert werden, und einige der E-Mails in Ihrem angeblichen Besitz wurden möglicherweise manipuliert.»

Die Vorwürfe gegen Bundesanwalt Michael Lauber: Die Kontakte seiner Behörde zur Fifa seien weniger harmlos, als Lauber dargestellt hatte.
Foto: AFP
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Und weiter: «Die im Artikel erwähnte E-Mail war eine private E-Mail an einen engen Freund von Herrn Infantino, und der von Ihnen zitierte Inhalt ist völlig aus dem Zusammenhang gerissen, mit dem einzigen Ziel, Ihre Leser irrezuführen. In der Tat hatte nicht nur Herr Infantino keinen Grund, in dieser E-Mail zu lügen, die E-Mail sagte auch nie, dass Herr Infantino ‹seinen Namen löschen› wollte. Im Gegenteil, Herr Infantino äusserte lediglich den Wunsch, die Situation mit ‹Ich habe damit nichts zu tun› zu erklären.»

Angebliches Verfahren gegen Infantino ist «völlige Lüge»

Die Behauptung, dass gegen Infantino wegen eines Vertrags für Uefa-Wettbewerbe in Ecuador strafrechtlich verfolgt wurde, sei «eine klare und völlige Lüge mit dem einzigen Zweck, den Ruf von Herrn Infantino ohne jegliche Beweise zu schädigen. Es war daher völlig normal, dass Herr Infantino sich über die in dieser Angelegenheit verbreiteten Lügen sehr verärgert fühlte und mit mehreren Personen darüber sprach, einschliesslich seiner Freunde. Es muss daher sehr deutlich gemacht werden, dass alles, was Herr Infantino in dieser Hinsicht getan hat, weder illegal ist noch gegen eine Regel einer Organisation verstösst. Tatsächlich war Herr Infantino weder Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens noch gab es ein Verfahren gegen ihn zu diesem Zeitpunkt oder später.»

Der Verkauf der fraglichen Rechte an bestimmten Uefa-Wettbewerben in Ecuador sei nach einem fairen und offenen Ausschreibungsverfahren unter der Leitung der TEAM Marketing AG streng gesetzeskonform geführt worden.

Auch die Treffen mit Lauber seien für Infantino normal gewesen, schreibt die Fifa, «um seine und die Bereitschaft der Fifa zu demonstrieren, bei Ermittlungen in Bezug auf die Ereignisse bei der Fifa vor seiner Ankunft im Amt zusammenzuarbeiten. Das war schon 2016 der Fall und ist es auch heute noch. Die Fifa, die in der Vergangenheit durch kriminelle Handlungen mehrerer Personen beschädigt wurde, trifft sich regelmässig mit Staatsanwälten auf der ganzen Welt. Nirgendwo ist dies ein Problem, ausser anscheinend in der Schweiz.»

«Kleptomane Aktivitäten der alten Fifa»

In vielen anderen Ländern würden Menschen auch dank der Zusammenarbeit mit der Fifa verurteilt. Insbesondere in den USA habe die Kooperation mit der Fifa zu über 40 strafrechtlichen Verurteilungen geführt.

Und dann geht die Fifa noch auf Sepp Blatter und Co. los: «Was die Schweiz betrifft, so hoffen die Fifa und Herr Infantino, dass alle Untersuchungen im Zusammenhang mit den kleptomanen Aktivitäten der alten Fifa, die den Fussball weltweit zig Millionen gekostet haben, bald abgeschlossen werden und dass es konkrete Ergebnisse in Form von Verurteilungen geben wird. Dies wird auch die schlecht informierten und/oder schlecht beabsichtigten Spekulationen von Verschwörungstheorien beenden, die darauf abzielen, denselben Menschen zu helfen, die die Fifa und den Fussball verletzt haben und die bis heute nicht für solche kriminellen Handlungen zur Rechenschaft gezogen wurden. Konzentrieren wir uns hier auf die Bestrafung der Kriminellen, ohne uns auf lokale politische Streitigkeiten zwischen einigen Abgeordneten, Medien und/oder Staatsanwälten einzulassen. Denn wenn die Botschaft lautet, dass man in der Schweiz zig Millionen stehlen kann, wie es in und um die alte Fifa geschehen ist, und dies ungestraft tun kann, dann wird es sehr traurig sein. Nicht für die Fifa, für die Schweiz.»

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