Trotz laufenden Verträgen
Diese Fussballer wollen ihre Wechsel erzwingen

Sie schwänzen, quengeln, drohen und wollen damit eines erzwingen: trotz Vertrag den Klub wechseln.
Publiziert: 16.08.2017 um 15:04 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 12:55 Uhr
Max Kern

Milliarden-Gelder chinesischer und katharischer Oligarchen überfluten den europäischen Fussball-Markt und erhöhen die Preise. Die 222 Mio. Euro (253 Mio. Franken!) als Ablöse für Neymars Transfer von Barça zum PSG werden bald durch eine noch irrwitzigere Summe abgelöst. In England erhält Meister Chelsea allein vom TV umgerechnet 190 Mio Fr. Und Absteiger Sunderland kassiert 122 (!) Mio. Fr. Wen wundert’s, dass Spieler trotz mehrjähriger Arbeitsverträge ihren vorzeitigen Wechsel zu einem noch besser zahlenden Klub erzwingen wollen? Wenn nötig, gar mit Streik. Ausschliesslich eine Auswirkung der horrenden Transfersummen? Nicht nur.

Quengeln, Training schwänzen, mit Rücktritt drohen. Das gabs schon vor 22 Jahren. Heiko Herrlich (45), der heutige Trainer von Bayer Leverkusen, drückte 1995 seinen Wechsel von Gladbach zu Borussia Dortmund durch. Er behauptete, eine mündliche Zusage von Gladbach-Manager Rüssmann zu haben und drohte: «Bevor ich nochmal meine Schuhe für Mönchengladbach schnüren muss, höre ich lieber mit Fussball auf.» Dank Vermittlung des Deutschen Fussball-Bundes ging der Transfer über die Bühne, für die damalige Rekordsumme von ca. 6 Mio. Fr.


Ousmane Dembélé

Ousmane Dembélé, noch Borussia Dortmund.
Foto: Imago




6 Millionen? Heute rechnet Dortmund mit dreistelligen Millionen-Beträgen. Der Verein von Nati-Goalie Roman Bürki verlangt von Barcelona (die mit den 253 Neymar-Millionen) für den Franzosen Ousmane Dembélé (Vertrag bis 2021!) umgerechnet 171 Mio Fr. Das Angebot der Katalanen soll erst bei 120 Mio Fr. liegen. Der erst 20-jährige Flügel schwänzte letzte Woche das Training, ist seither vom Klub wettbewerbsübergreifend gesperrt. Dafür gibt’s sogar Lob von der Konkurrenz. Bayerns Boss Uli Hoeness sagt: «Borussia hat sich bisher sehr klug verhalten. Man muss als grosser Verein – und das ist der BVB  – auch mal Stärke zeigen. Entweder wir kriegen das, was wir uns vorstellen, oder der Spieler muss bleiben.»

Geoffrey Kondogbia

Geoffrey Kondogbia, noch Inter Mailand.
Foto: Getty Images




Der französische Internationale Geoffrey Kondogbia (24) hat letzten Freitag das Training von Inter nach einem Krach mit Trainer Luciano Spalletti verlassen. Am Tag darauf schwänzte der Mittelfeldspieler die Einheit. Kondogbia will trotz Vertrag bis 2020 einen Wechsel zu Valencia erzwingen. 2015 zahlte Inter für Kondogbia umgerechnet 39,9 Mio Franken, jetzt möchten die Mailänder mindestens 28,5 Mio Fr.

Florent Hadergjonaj

Florent Hadergjonaj, noch Ingolstadt.
Foto: Imago




Der Emmentaler Florent Hadergjonaj (23) will trotz Vertrag bis 2020 Absteiger Ingolstadt Richtung Aufsteiger VfB Stuttgart verlassen. Der Rechts-Verteidiger, der schon in der Nati schnupperte, ist vom Klub bis Ende August suspendiert worden.

Diego Costa

Diego Costa, noch Chelsea.
Foto: Reuters




Und da ist noch Diego Costa, spanischer Nationalspieler in Diensten von Chelsea. Die Londoner setzen wegen interner Querelen nicht mehr auf den Top-Stürmer (20 Tore in der letzten Saison). Doch möchten sie, dass Costa in der Reserve mittrainiert, sich fit hält, bis zu einem allfälligen Wechsel zu einem Klub, der viel Geld zahlt. Oder als Notnagel in der ersten Mannschaft. Costa spielt da nicht mit. Er weilt in seinem Geburtsland Brasilien, verweigert das Training, zahlt seine Bussen und will den Wechsel zu seinem Ex-Klub Atletico Madrid erzwingen.

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