Thorsten Fink trainiert in Japan jetzt die Superstars
«Ich bin immer noch überzeugt, dass Shaqiri ein Weltstar werden kann »

Ex-Basel-Coach Thorsten Fink (51) trainiert nun Vissel Kobe in Japan. Seine Spieler: Die Ex-Barcelona-Stars Andres Iniesta, David Villa und Thomas Vermaelen oder Weltmeister Lukas Podolski.
Publiziert: 12.08.2019 um 08:27 Uhr
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Aktualisiert: 12.08.2019 um 14:38 Uhr
Andreas Böni

BLICK: Thorsten Fink, wie ist das Leben in Japan?
Thorsten Fink:
Es ist wunderschön hier. Sehr ruhig – und das Essen ist überragend. Viel Gemüse, Salate, das weltberühmte Kobe-Beef oder Sushi. Ich habe schon etwa vier Kilo abgenommen. Und alles hier ist sehr korrekt und sauber.

Ein Beispiel?
Wenn du in einem fremden Stadion dein Abschlusstraining hast, dann dauert das 60 Minuten. Da darfst du keine Sekunde überziehen wegen der Chancengleichheit.

Sie liegen mit Vissel Kobe nur auf Platz 15.
Ja, und trotzdem wirst du in der Stadt nicht angefeindet. Das Publikum ist nicht so fanatisch, die Fans gehen mehr wegen des Events ins Stadion. Wenn du 2:2 spielst und es gab vier Tore, dann gehen sie zufrieden nach Hause. Aber das Niveau ist sehr hoch, vom Tempo, der Technik und der Taktik her. Höher als in der Super League, würde ich sagen. Und mit unseren Stars werden wir auch nichts mit dem Abstieg zu tun haben.

Coach Thorsten Fink und Andres Iniesta bei Vissel Kobe.
Foto: Getty Images
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Wie ist es, mit Andres Iniesta zu arbeiten. Ist er noch hungrig?
Er ist der einzige meiner Stars, der jedes Spiel macht. Ein Top-Profi. Wahrscheinlich ist er nicht mehr so gut wie früher, aber er imponiert mir total. Auch menschlich, wie er mit den Leuten umgeht. Null überheblich, null Starallüren. Ich baue das Spiel um ihn herum auf, aber es ist ja auch klar: Dem kannst du als Trainer nur noch sagen: Spiel schön. Von Taktik musst du dem nichts mehr erzählen.

Mit David Villa und Thomas ­Vermaelen sind zwei weitere ­Ex-Barcelona-Spieler in Ihrem Kader. Wie kommt das?
Unser Klubbesitzer Hiroshi Mikitani ist Gründer von Rakuten, einem der grössten Internet-Unternehmen der Welt. Er ist mehrfacher Milliardär und seine Firma ja auch Hauptsponsor des FC Barcelona. Er trifft seine Entscheidungen, wie er will. Wenn er Vermaelen holen will, dann holt er ihn. Dann werde ich kurz gefragt, aber entscheiden tut er. So bauen wir nun etwas für nächstes Jahr auf – und hoffen auf die asiatische Champions League.

Wie geht das mit Platz 15?
Wir sind noch im Emperor-Cup dabei, da gehts um einen Startplatz. Der Final findet allerdings erst am 1. Januar statt, nachdem die Saison am 7. Dezember beendet ist. Darum will nicht jeder in den Final kommen, der eine oder andere Spieler geht da lieber in Urlaub ...

Und wie gut ist Lukas Podolski noch?
Er spielt seit zweieinhalb Monaten nicht mehr. Er hatte eine bakterielle Entzündung, die sich auf dem Ohr niedergeschlagen hatte. Nun musste man ihn am Ohr operieren, er konnte nicht fliegen, nicht laufen. Jetzt soll er nach Japan kommen, er wird aber vier bis sechs Wochen brauchen, bis er bereit ist.

Wie gut ist Ihr Japanisch schon?
«Guten Morgen» kann ich, «Schönen Tag», «bis später», «bis morgen». Noch nehme ich keinen Japanisch-Unterricht.

In der Schweiz waren Sie zuletzt GC-Trainer. Wie schauen Sie auf die Zeit in Zürich mit Ihrer Entlassung zurück?
Es hat einfach nicht gepasst. Mehr will ich nicht mehr darüber sagen. Aber ich freue mich, dass sie so gut in die Saison kamen, und ich hoffe, dass sie direkt wieder aufsteigen. Manchmal ist es gut, einen vor den Bug zu bekommen. Das sah man beim FC Zürich.

Ihr ehemaliger Basel- und ­Hamburg-Assistent Patrick ­Rahmen sollte FCB-Trainer ­werden. Wäre er eine gute ­Lösung gewesen?
Natürlich, er ist ein super Trainer, der mit Aarau einen tollen Job macht und eine Bock-Ruhe hat. Er hätte zu Basel gepasst – aber mit Marcel Koller hat man auch einen sehr guten Mann.

… den Präsident Bernhard ­Burgener behalten wollte – ­woraufhin Ihr Ex-Spieler Marco Streller als Sportchef ging.
Für ihn war klar, dass er Konsequenzen ziehen muss, wenn man sich für den Trainer entscheidet.

Ein anderer Ex-Spieler, Alex Frei, will nun Trainer werden und wurde gerade Cupsieger mit der U18.
Alex hat seine Ziele. Er wird mal Bundesliga-Trainer werden, mit ­seinem Werdegang, da bin ich todsicher. Mal schauen, ob er dann auch so gut umgehen kann mit solchen Spielern, wie er einer war ... (schmunzelt)

Sie waren auch Trainer in Österreich, bei Austria. Wie erlebten Sie das 1:2 des FCB gegen den LASK?
Es war bei uns mitten in der Nacht, deswegen sah ich nichts. Aber ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere Spieler den Gegner unterschätzte. Nicht Koller, die Spieler. Aber ich traue Basel im Rückspiel die Wende zu.

Gerüchte gibts um Ihren Ex-Spieler Xherdan Shaqiri. Monaco will ihn von Liverpool holen.
Er muss selber einschätzen, was er machen will. Zeitweise machte er einen Riesenschritt unter Jürgen Klopp. Da dachte ich, jetzt ist er auf dem Weg zu einem Top-Spieler – auf dem Weg, einer der Besten der Welt zu werden. Doch danach wurde es ruhig um ihn. Jetzt muss er halt einen neuen Anlauf nehmen. Ich bin noch immer überzeugt, dass Xherdan ein Weltstar werden kann.

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