US-Team bricht Spiel wegen Schwulenhass ab!
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Zeichen gegen Homophobie:US-Team bricht Spiel wegen Schwulenhass ab!

Skandal in den USA – Ex-Bayern-Star setzt Zeichen
Spielabbruch wegen Schwulenhass!

Ein offen homosexueller Fussballer wird in den USA auf dem Platz übel beschimpft. Sein Trainer, Ex-Bayern-Star Landon Donovan, setzt ein Zeichen – und zieht die ganze Mannschaft ab.
Publiziert: 02.10.2020 um 20:48 Uhr
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Aktualisiert: 02.10.2020 um 20:50 Uhr

Unglaubliche Szenen in den USA!

Ex-Bayern-Profi Landon Donovan (38) setzt ein massives Zeichen gegen Schwulenhass im Fussball.

Was ist passiert? Donovan, mittlerweile Eigner und Trainer von San Diego Loyal und der USL, der zweithöchsten Klasse im amerikanischen Fussball, spielt gegen Phoenix Rising.

Collin Martin (r., Nr.17) muss nach homophoben Beleidigungen getröstet werden.
Foto: Twitter
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Schiri gibt irrtümlich Rot!

Kurz vor der Halbzeitpause erzielt Collin Martin (25) das 3:1 für San Diego – und wird dann von einem Gegenspieler übel beleidigt. Martin ist offen homosexuell, was offenbar den Jamaikaner Junior Flemmings (24) zum Anlass nimmt, ihn homophob zu beschimpfen.

Laut «The Athletic» soll Flemmings, der alle Anschuldigungen von sich weist, Martin mit dem Wort «Batty Boy», einem üblen jamaikanisches Schimpfwort gegen Schwule, betitelt haben. Als Martin den Schiri darauf hinweist, sieht er selber die Rote Karte! Diese nimmt der Schiri allerdings wieder zurück, da er dachte, Martin betitle ihn als schwul.

Gegnerischer Trainer bleibt stur

Donovan lässt die Situation nicht auf sich sitzen. Er fordert den gegnerischen Coach Rick Schantz dazu auf, Flemmings sofort auszuwechseln. «Wie meist du das, das soll keine grosse Sache sein? Wir müssen das aus unserem Spiel rausbringen», soll Donovan zu Schantz gesagt haben.

Davon will dieser allerdings gar nichts wissen. So entscheidet sich Donovan dazu, seine Mannschaft vom Feld zu nehmen, das Spiel abzubrechen. Nach der Pause taucht sein Team zwar nochmals auf, aber nur, um auf die Knie zu gehen.

Diese Woche schon Rassismus-Vorfall

Der Spielabbruch hat brutale Folgen für San Diego. So nämlich verbaut sich das Team von Donovan jegliche Playoff-Chancen. Der Coach aber sei «unglaublich stolz auf diese Mannschaft und diesen Klub», der sich so klar gegen Homophobie positioniert.

Es ist dies bereits die zweite Forfait-Niederlage für Donovan und San Diego innert einer Woche. Zuletzt zog man freiwillig im Nachhinein eine Forfait-Pleite ein, nach rassistischen Äusserungen eines Spielers von LA Galaxy II gegen San Diegos Elijah Martin (24).

Donovan: «Wir hatten einen echt schlimmen Vorfall letzte Woche im Spiel gegen LA. Wir haben uns, unserer Gemeinschaft, unseren Spielern, dem Klub und der Liga geschworen, dass wir solche Engstirnigkeit, homophobe Beschimpfungen und Dinge, die nicht in unser Spiel gehören, nicht tolerieren.»

Donovan weiter: «Colin ging zum vierten Offiziellen nachdem er irgendwie die Rote Karte erhalten hat und sagte ihm, dass er von einem Gegner übel homophob beleidigt worden sei. Als ich das hörte, verlor ich die Contenance, weil ich weiss, was meine Spieler durchmachen mussten.»

«Bin unglaublich stolz auf unseren Klub»

Zur Situation in der Pause erklärt Donovan: «Es waren echt schwierige 20 Minuten, denn in der Hitze und Emotion des Gefechts wollten meine Spieler erst weiterspielen. Sie waren dabei, Phoenix den Arsch aufzureissen. Aber wenn wir dazu stehen wollen, wer wir sind als Klub, müssen wir sprechen, müssen wir handeln. Und meine Jungs, zu ihrem grossen Verdienst, sagten, dass wir das nicht tolerieren. Sie waren sich sehr wohl bewusst, dass sie so jegliche Playoff-Hoffnungen begraben, auch wenn sie dabei waren, eines der besten Teams der Liga zu schlagen. Sie sagten mir, es sei ihnen egal. Es gebe Wichtigeres im Leben und wir müssen dafür einstehen, woran wir glauben. Ich bin unglaublich stolz auf diese Truppe und unseren Klub.»

Collin Martin meldet sich mit einem Statement: «Das ist nicht das erste Mal, dass ich derart beleidigt werde. Aber es ist das erste Mal in meiner 8-jährigen Karriere, dass ich so auf dem Platz beschimpft werde. Wie aber meine Teamkollegen, mein Coach, mein Klub darauf reagierten, hat mich tief berührt. Sie standen hinter mir und wir wollten ein Zeichen setzen, dass wir diesen Hass in unserem Spiel nicht mehr tolerieren.»

Mutmasslicher Schwulenhasser wehrt sich

Phoenix Rising, der Klub, bei dem Didier Drogba (42) Teilhaber ist, sagt unterdessen, dass man den Vorfall untersuche. Genauso hat die Liga Ermittlungen aufgenommen.

Flemmings indes will sich wehren. In einem öffentlichen Statement weist er jegliche Vorwürfe von sich: «San Diego behauptet, ich hätte Collin Martin homophob beleidigt – ohne einen Beweis dafür. Zu keinem Zeitpunkt habe ich Collin Martin beschimpft. Ich kennen Collin persönlich nicht, aber ich respektiere alle meine Gegenspieler, so auch ihn. Ich bin sehr enttäuscht von den Handlungen der San Diego-Spielern an diesem Abend, denn nun werde ich in den sozialen Medien zerrissen, ohne dass ich mich wehren kann. Ich solidarisiere mit der LGBTQ+-Bewegung.»

Martin, der Pionier

Collin Martin outete sich im Juni 2018 als Spieler von MLS-Klub Minnesota United öffentlich als homosexuell und war damit damals nicht nur der erste Sportler in den fünf grossen US-Profiligen, sondern auch der erste aller professionellen ersten Ligen der Männerfussballwelt.

Sein Coach, Landon Donovan, ist in den USA eine wahre Legende. Nach einem Gastspiel bei Bayer Leverkusen wechselte er 2005 zu LA Galaxy, wurde zu Bayern München und Everton ausgeliehen und war das Gesicht der US-Nationalmannschaft, machte 157 Länderspiele (bei 57 Toren). (wst)

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