Tottis emotionaler Abschiedsbrief
«Erlaubt mir, ein bisschen Angst zu haben»

Er sei kein Mann der grossen Worte, sagt Francesco Totti (40). Von wegen: Sein Abschiedsbrief ist Gänsehaut pur.
Publiziert: 30.05.2017 um 19:05 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 02:15 Uhr

Francesco Totti streift am Sonntagabend zum letzten Mal das Trikot seiner AS Roma über. Das Römer Olimpico, ja die ganze Fussballwelt erhebt sich für einen grossen Fussballer, dessen Profi-Karriere nach 24 Jahren, 785 Partien und 307 Tore bei ein und demselben Verein zu Ende geht.

Und Totti verzaubert das Publikum, wie so oft zuvor auf dem Feld mit dem Ball am Fuss, mit seinen Abschiedsworten:

Danke Rom. Danke meiner Mutter und meinem Vater, meinem Bruder, meinen Verwandten und meinen Freunde. Danke meiner Frau und meinen Kindern.

Francesco Totti tritt von der grossen Fussballbühne ab.
Foto: EQ Images
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Ich wollte mit den Verabschiedungen beginnen, weil ich nicht weiss, ob ich es schaffe, diese Zeilen zu Ende zu sprechen.

Es ist unmöglich, 28 Jahre in ein paar Sätzen zusammenzufassen. Ich würde das gerne mit einem Lied oder einem Gedicht tun, aber ich weiss nicht, wie das geht.

Über die Jahre habe ich versucht, mich mit meinen Füssen auszudrücken. Die Füsse, die mir alles erleichtert haben, seit ich ein Kind bin. 

Wenn wir schon bei der Kindheit sind: Wisst ihr, welches mein Lieblingsspielzeug war? Ein Fussball natürlich. Und es ist es auch heute noch.

Im Leben wächst man und die Zeit übernimmt Entscheidungen. Diese verdammte Zeit. Am 17. Juni 2001 wollten wir alle, dass die Zeit ein wenig schneller vorübergeht. Wir konnten es nicht erwarten, bis der Schiedsrichter das Spiel abpfeift. Ich bekomme immer noch Hühnerhaut, wenn ich daran denke.

Jetzt tippt mir die Zeit auf die Schulter und sagt: «Wir müssen erwachsen werden, morgen wirst du erwachsen sein. Zieh deine Hosen und Schuhe aus, morgen wirst du ein Mann sein. Dann kannst du den Geschmack des Rasens nicht mehr geniessen; die Sonne auf deinem Gesicht, während du dich dem gegnerischen Tor näherst; das Adrenalin, das dich durchströmt; die Freude, zu feiern.»

Erinnert euch an das Gefühl, ein Kind zu sein und ihr träumt etwas Schönes... und eure Mutter weckt euch auf, damit ihr zur Schule geht. Ihr wollt weiter träumen, wollt zurück in den Traum, aber das gelingt nie. Jetzt ist es kein Traum mehr, es ist die Realität. Und ich kann nicht mehr zurück. 

Ich widme diesen Brief euch allen – all den Kindern, die mich unterstützt haben. Den Kindern von gestern, die erwachsen und Eltern geworden sind und den Kindern von heute, die vielleicht «Tottigol» rufen.

Ich mag es, zu glauben, dass meine Karriere ein Märchen für euch ist, das ihr weitergebt.

Jetzt ist es wirklich vorbei. Ich ziehe dieses Trikot zum letzten Mal aus. Ich lege es weg, auch wenn ich nicht bereit bin, «genug» zu sagen, wahrscheinlich werde ich das auch gar nie sein.

Vergebt mir, dass ich keine Interviews geben werde und meine Gedanken darlege, aber es ist nicht einfach, das Licht auszumachen. Ich habe Angst. Es ist nicht die gleiche Angst, die man hat, bevor man einen Penalty tritt. Dieses Mal kann ich die Zukunft nicht durch die Tornetze hindurch sehen. Erlaubt mir, ein bisschen Angst zu haben. 

Dieses Mal bin ich derjenige, der euch braucht und die Liebe, die ihr mir immer gezeigt habt. Mit eurer Hilfe werde ich es schaffen und mich in ein neues Abenteuer stürzen.

Nun kommt die Zeit, allen Team-Kollegen, Trainern, Direktoren, Präsidenten und allen, die mit mir zusammen gearbeitet haben, zu danken. Den Fans und der «Curva Sud», ein Licht für alle Römer und Romanisti. 

Als Römer und Romanisti geboren zu werden, ist ein Privileg. Der Captain, dieses Teams zu sein, eine Ehre.

Ihr seid mein Leben – und werdet es immer sein. Ich werde euch nicht mehr mit meinen Füssen unterhalten, aber mein Herz wird immer mit euch sein. 

Jetzt werde ich die Treppe hinuntergehen in die Kabine, die mich als Kind willkommen hiess und die ich nun als Mann verlasse.

Ich bin stolz und glücklich, euch 28 Jahre lang Liebe gegeben zu haben.

Ich liebe euch. (klu)

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