Schweizer Chappuis mittendrin
Thai-Fussball steht nach Königs-Tod still!

Der Schweizer Charyl Chappuis ist U17-Weltmeister und in Thailand ein Fussballstar. Er erzählt, was im Land seit dem Tod von König Bhumibol los ist.
Publiziert: 18.11.2016 um 14:02 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:56 Uhr
Sandro Inguscio

Thailand trauert. Seit dem Tod von König Bhumibol versinkt das Urlaubsparadies in einem Tränenmeer. Seit das beliebte Oberhaupt am 13. Oktober verstorben ist, ist in Thailand nichts mehr wie zuvor. Auch im Fussball nicht.

Das erlebt vor Ort auch der Schweizer Charyl Chappuis. Der U17-Weltmeister ist in der Heimat seiner Mutter zu DEM Superstar geworden. Verzückt Millionen im ganzen Land. Doch jetzt ist auch für ihn alles anders. Platz für Begeisterung und Freuden hat es keine.

«Für die Menschen in Thailand ist es eine sehr schwierige Zeit und jeder versucht irgendwie mit der Situation klar zu kommen. Die Trauer ist sehr intensiv. Es macht traurig und stolz zugleich, zu sehen, wie Menschen auch in der heutigen Zeit noch fähig sind, eine Person so zu verehren», sagt Chappuis zu BLICK. Das Ausmass der Trauer – es ist für Ausländer kaum zu begreifen. Selbst für den 24-Jährigen, der seit knapp drei Jahren in Thailand lebt: «Für mich war es zu Beginn erstaunlich und beeindruckend, zu sehen wie gross die Trauer im ganzen Land ist. Ich bin stolz ein halber Thailänder und Teil dieser Kultur sein zu dürfen.»

Die thailändische Fussballmeisterschaft wurde erst unterbrochen und dann abgebrochen.
Foto: REUTERS
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Auch nach der einmonatigen Staatstrauer ist der Tod des Königs noch allgegenwärtig. Und steht über allem. Auch dem Sport. «Jeder trägt schwarze Kleidung, einige werden dies ein ganzes Jahr zu seinen Ehren tun. Während eines Monats waren praktisch alle Events wie Konzerte, Partys oder Sportveranstaltungen abgesagt. Wenn im TV etwas in diesem Stil zu sehen war, wurde es abgedunkelt gezeigt», sagt Chappuis.

Die Fussballmeisterschaft wurde erst unterbrochen und dann nach einer Abstimmung mit allen Klubs der thailändischen Premier League  abgebrochen. Die Tabelle blieb beim Stand drei Runden vor Schluss so bestehen. Die letzten Entscheidungen im Cup wurden ausgelost. Abstiegs-Drama? Meisterfeier? Alles kein Thema. Eine ganz neue Erfahrung auch für den Schweiz-Thai. Auch wenn sie ihn und sein auf dem zehnten Rang platziertes Team Suphanburi nicht direkt beeinflusste: «Für uns hatte der Abbruch sportlich gesehen keinen Einfluss. Für die Teams im Abstiegskampf allerdings schon. Der Leader hat die Meisterschaft gewonnen, eine Meisterfeier wurde aber nicht abgehalten. Denn der Tod des Königs steht in Thailand über allem und ist entsprechend auch viel wichtiger als Fussball.»

Nach dem Abbruch der Meisterfeier rückte Chappuis deshalb in die Nati ein, wo er in der WM-Quali gegen Australien antrat. Dabei waren die Fans alle dunkel gekleidet, durften keine Sprechchöre anstimmen. «Wir haben alle bunten Trainings- und Freizeitkleider weggelegt und tragen nur schwarz oder weiss. Einzig während des Nati-Spiels liefen wir in unseren blauen Trikots auf.»

Beim 2:2 war jubeln aber untersagt. Zum Jubeln ist in Thailand zur Zeit aber auch niemandem zu Mute.

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