Zu Besuch beim Schweizer ManCity-Talent Gonzalez
«Bei Guardiola lerne ich in einem Training mehr als woanders in einem Jahr»

Bei Manchester City sagen sie der Schweizer Nachwuchshoffnung Lorenzo Gonzalez (17) eine grosse Zukunft voraus. Trotz seiner 1,70 m ist sein Selbstvertrauen riesig: «Messi, Agüero, David Silva sind auch nicht grösser als ich.»
Publiziert: 22.10.2017 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 00:38 Uhr
Fokussiert: Lorenzo Gonzalez will bald bei den Superstars der ersten City-Mannschaft mittun.
Foto: TOTO MARTI
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Martin Arn (Text) und Toto Marti (Fotos) aus Manchester

Es ist kein guter Tag für Lorenzo Gonzalez: Mit der U23 von Manchester City hat er soeben 0:1 gegen Liverpool verloren. Als ihn BLICK vor dem Etihad-Stadion von City trifft, ziehen dunkle Wolken über die Stadt. «Etwa so fühle ich mich», sagt Lorenzo.

Doch der Ärger über die Niederlage ist schnell verflogen. Spätestens, als Mama Sonia zuhause Tapas auftischt.

Die Familie ist in Didsbury untergekommen, einem Stadtteil südlich des Zentrums. Im Sommer hat Lorenzo seinen ersten Profivertrag unterzeichnet. Der Trainer der Profis, Pep Guardiola, ist überzeugt vom jungen Mittelstürmer. Guardiolas Assistent, Ex-Profi Txiki Begiristain, sagt, Lorenzo sei «sehr weit für sein Alter». In seiner ersten Saison für die U18 erzielte er in 18 Spielen 13 Tore.

Gonzalez schwärmt von Guardiola

Lorenzo hat auch schon Einheiten bei den Profis absolviert. «In einem Training mit Guardiola lerne ich mehr, als bei einem anderen Trainer in einem ganzen Jahr.»

Everton, Leverkusen, Dortmund und Real Madrid hatten sich um ihn bemüht. «Aber Manchester City war am meisten interessiert», erzählt Lorenzo. «Sie haben mich ein Dutzend Mal beobachtet, als ich mit Servette und der Schweizer Nati spielte. Sie haben unsere Familie nach Manchester eingeladen, uns die Nachwuchsakademie gezeigt.»

Lorenzo ist fussballerisch hochbegabt. Als Servette-Junior war er elf Saisons hintereinander bester Torschütze und bester Vorbereiter.

Hohe Ziele bei City

Doch dann stellte sich der Verein quer, als die ersten Angebote aus dem Ausland kamen. Lorenzos Vater Alex sagt: «Servette wollte ihn längerfristig binden. Aber da hatten wir uns schon für Manchester entschieden.»

Die Genfer Klubbosse waren so verärgert, dass Lorenzo nicht mehr mittrainieren durfte. Lorenzo: «Manchester hat mir ein persönliches Trainingsprogramm zusammengestellt. Ich musste sechs Monate ganz alleine meine Übungen absolvieren. Das hat mich mental stärker gemacht.»

Wer Lorenzo zuhört, hat nicht den Eindruck, es mit einem Jugendlichen zu tun zu haben: «Ich bin sehr ehrgeizig. Mein Ziel ist es, in dieser Saison den Sprung ins Profikader zu schaffen.»

Dabei ist Lorenzo mit seinen 1,70 m nicht gerade der Prototyp eines englischen Mittelstürmers. Doch das kümmert ihn überhaupt nicht: «Messi, Agüero, Tévez, David Silva – sind die gross? Je grösser der Gegenspieler, umso besser für mich. Dann kann ich meine Schnelligkeit, meine Wendigkeit einsetzen.»

Gonzalez' Alltag: Fussball, Fussball, Fussball – und Englischkurs

Ausgang, Party, Alkohol? «Interessiert mich alles nicht!»

Nur manchmal kommt das Kind in ihm zum Vorschein. Wenn er mit seinem Bruder Carlos (11) im Garten Fussball spielt oder wenn sich die beiden eine Kissenschlacht liefern. Lorenzo sei «extrem fokussiert», sagt Vater Alex, ein gebürtiger Andalusier.

Jeden Morgen um halb acht wird der Jungprofi von einem Fahrer abgeholt und in die Fussballakademie gefahren. Athletik, Physio, Training, Taktik, Videostudium, Mittagessen und wieder Training. Dazwischen 1,5 Stunden Englischunterricht. Lorenzo: «Ich weiss, dass ich extrem privilegiert bin.»

Bruder Carlos (11) spielt beim grossen Rivalen

Mutter Sonia, geboren auf Gran Canaria, steht am Herd und schaut verstohlen rüber zu ihrem Ehemann, der am Computer die besten Videos seines älteren Sohns vorführt. Carlos, der Kleine, setzt sich zu ihm auf den Schoss. Er sei mindestens so begabt wie der Bruder, erzählt der Vater stolz. «Kein Stürmer, eher ein Stratege im Mittelfeld.»

«Little Iniesta» nennen sie ihn bei den U12, in Anlehnung an den spanischen Superstar. Carlos spielt bei Manchester United. Anfangs trug auch er das hellblaue Trikot von Stadtrivale City, dann wechselte der Nachwuchstrainer zu United und nahm den talentierten Kleinen gleich mit.

Stolzer Vater: «Das ist so viel mehr, als wir erwarten durften»

Die Kinderzimmer sind voller Auszeichnungen und Medaillen. Vater Alex, der es selber nur bis ins Reserveteam von Servette geschafft hat, deutet auf einen Pokal. «Den hat Carlos gewonnen, bei einem nationalen Schülerturnier.» 20'000 Kinder aus dem ganzen Land hatten bei den Vorausscheidungen mitgemacht.

Carlos wurde beim Finalturnier in London zum besten Spieler gewählt. Die Stimme des Vaters wird brüchig: «Lorenzo bei Guardiola im Training, der Kleine mit dem Pokal in der Stamford Bridge, dem Stadion von Chelsea», er schluckt zweimal: «Das ist so viel mehr, als wir erwarten durften. Ich danke Gott dafür.»

Ehefrau Sonia bringt noch einmal Schinken und Brot. Sie kneift den stolzen Vater in die Seite. «Pass bloss auf, dass dir nicht noch der Speichel aus dem Mund läuft vor lauter Bewunderung für deine Söhne.»

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Premier League 24/25
Mannschaft
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PT
1
Manchester City
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12
2
Arsenal FC
Arsenal FC
4
5
10
3
Newcastle United
Newcastle United
4
3
10
4
Liverpool FC
Liverpool FC
4
6
9
5
Aston Villa
Aston Villa
4
1
9
6
Brighton & Hove Albion
Brighton & Hove Albion
4
4
8
7
Nottingham Forest
Nottingham Forest
4
2
8
8
Chelsea FC
Chelsea FC
4
3
7
9
Brentford FC
Brentford FC
4
0
6
10
Manchester United
Manchester United
4
0
6
11
AFC Bournemouth
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0
5
12
FC Fulham
FC Fulham
4
0
5
13
Tottenham Hotspur
Tottenham Hotspur
4
2
4
14
West Ham United
West Ham United
4
-1
4
15
Leicester City
Leicester City
4
-2
2
16
Crystal Palace
Crystal Palace
4
-3
2
17
Ipswich Town
Ipswich Town
4
-5
2
18
Wolverhampton Wanderers
Wolverhampton Wanderers
4
-7
1
19
Southampton FC
Southampton FC
4
-7
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20
Everton FC
Everton FC
4
-9
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