Shaqiri und sein verzweifelter Kampf um Anerkennung
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Nati-Star feiert 17. Titel:Shaqiri und sein verzweifelter Kampf um Anerkennung

Sein 17. Titel – nun ist er auch englischer Meister
Shaqiri und sein verzweifelter Kampf um Anerkennung

Erstmals Meister seit 1990! Liverpool dreht durch und Xherdan Shaqiri ist mittendrin und nicht dabei.
Publiziert: 26.06.2020 um 14:52 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2020 um 11:48 Uhr
Andreas Böni

Es ist eine Machtdemonstration, die Xherdan Shaqiri (28) der Welt im Herbst 2019 entgegenschleudern will. Er war gerade hart kritisiert worden, weil er freiwillig auf die Nati-Reise in Irland (1:1) verzichtet hatte. Auf Instagram zeigt er seine Medaillen für die Champions-League-Siege mit Bayern (2013) und Liverpool (2019), versehen mit Herzchen. Um trotzig zu zeigen: Seht her, ich bin es, der erfolgreichste Schweizer Fussballer aller Zeiten.

Shaqiri wehrt sich gegen Kritik

Es ist Shaqiris verzweifelter Kampf um Anerkennung. Wie am Donnerstagabend, als er nach dem ersten Meister-Titel von Liverpool seit 1990 ebenfalls ein Bild online stellt. Um zu demonstrieren, wie stolz er ist, dass er nach drei Schweizer Meisterschaften mit Basel (2010-2012), zwei deutschen Meisterschaften mit Bayern (2013 und 2014) sich nun auch englischer Meister nennen darf. Weil Chelsea gegen Manchester City 2:1 spielt, ist Liverpool am Donnerstag Meister.

Und weil es Shaqiri (2,6 Millionen Instagram-Follower) tief trifft, dass wieder alle sagen werden: Ach, Shaqiri, der hat doch gar keine Rolle gespielt. Sass auf der Bank oder war verletzt. Wie immer. Die Social-Media-Jubelszenen sind Shaqiris verzweifelter Kampf um Anerkennung.

Der erste Streich: Xherdan Shaqiri wird 2010 Meister mit Basel ...
Foto: Keystone
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Wie steht es um den Zauberwürfel?

In der Tat fehlt er Liverpool seit Januar wegen einer mysteriösen Wadenverletzung. 10 Spiele (ein Törchen) hat er diese Saison gemacht. Danach hiess es im Winter: Es ist nichts Schlimmes, nur eine kurze Pause.

Diese kurze Pause dauert nun fünf Monate. Warum es so lange geht, weiss niemand richtig. Klopp sagt, er sei nahe dran, gefühlt auch seit Wochen. Shaqiri selbst hat sich abgeschottet, keine Interviews mehr gegeben.

Auch seine Berater sind abgetaucht. Weil sie einen neuen Verein suchen? Von der AS Roma und Sevilla liest man. Aber wegen der Corona-Krise spekulieren englische Medien auch, dass Liverpool ihn als Joker doch noch behält, weil man kaum die anfangs geforderten 30 Millionen Euro bekommt.

Aber wo liegt die Wahrheit bei Shaqiri und seinem Leistungs-Protokoll? Höchstwahrscheinlich irgendwo in der Mitte. Fakt ist, dass er sich im Kader von zwei der weltbesten Teams der Welt behaupten und auch Spiele entscheiden konnte. Fakt ist aber auch, dass er sich in den weltbesten Teams nicht durchsetzen und Konstanz an den Tag legen konnte.

Was sagt die Statistik zu Shaqiris Leistungsvermögen? BLICK analysiert die verschiedenen Stationen und seinen Anteil an den Titeln:

FC BASEL

2009/10: Shaqiri startet beim FC Basel durch mit 18, macht 47 Spiele (fünf Tore und sieben Assists). Legendär ist, dass er in der Finalissima beim 2:0 über YB als Linksverteidiger überragend spielt. Er hat grossen Anteil am Meister-Titel und darf zur WM 2010 in Südafrika.

Auch in den kommenden Saisons mit zwei weiteren Meister-Titeln und legendären Erlebnissen wie das Erreichen des Champions -League-Achtelfinals dank eines 2:1-Siegs gegen Manchester United (zwei Assists) darf er sich auf die Fahne schreiben.

Seine Gesamtbilanz von 130 Spielen für Basel mit 23 Toren und 27 Assists im zarten Alter von 20 Jahren ist fantastisch – so folgt der Wechsel 2012 für 15 Millionen Franken zu Bayern München.

FC BAYERN

Das erste Jahr unter Jupp Heynckes ist stark: Er macht 39 Spiele, schiesst acht Tore und gibt 13 Assists – und wird Meister sowie Champions-League-Sieger. Sein Wermutstropfen: Er spielt im Champions-League-Final gegen Dortmund (2:1) keine Sekunde. Trotzdem ist sein Anteil am Erfolg okay: sieben Partien macht er in der Champions League – ab dem Achtelfinal spielt er allerdings kaum noch eine Rolle.

Danach kommt Pep Guardiola – und der erste Bruch in Shaqiris Karriere. Zwar kommt er auf sechs Bundesliga-Tore, aber wegen x-facher Muskelprobleme kommt er nur auf 17 Spiele und fehlt immer wieder wochenlang. Zudem passt es mit Guardiola nicht, Shaqiri verliert die Nerven und wechselt zu Inter Mailand. Ein Missverständnis, mit Inter und danach Stoke ist er weit weg von Titeln. 2018 holt ihn Liverpool für 14,5 Millionen Euro, nachdem Stoke abgestiegen ist.

FC LIVERPOOL

Jürgen Klopp vertraut ihm zu Beginn, und am 6. Dezember 2018 denkt man, dass es Shaqiri wirklich schaffen kann. Er trifft gegen Manchester United doppelt zum 3:1-Sieg und wird gefeiert.

In der Endphase der Meisterschaft spielt er dann aber wieder keine Rolle mehr, mit einer Ausnahme: Beim legendären 4:0 zu Hause gegen Barcelona (Hinspiel 0:3) spielt er im Champions-League-Halbfinal durch, gibt einen Assist. Es ist einer von vier Einsätzen in der Königsklasse – im Final gegen Tottenham (2:0) sitzt er wieder 90 Minuten draussen.

Und diese Saison? Zehn Spiele hat er bestritten, insgesamt 256 Minuten und nur ein Törchen geschossen. Zu oft verletzt er sich an der Wade – und kein Mensch weiss wieso.

Potenzial zum Publikumsliebling

Die Spekulationen sind immer die selben: Hat er zu viele Muskeln? Lebt er zu wenig wie ein Profi? Ist sein Körper nicht für Spitzensport gemacht?

Interessant ist, dass der Deutsche Fussball-Bund eine Studie über den FC Liverpool anfertigen lässt. Der Grund: Deren Spieler verletzen sich kaum trotz hoher Belastung. Shaqiri ist da die Ausnahme ...

Einen Markt wird er im Transfer-Geschäft trotzdem haben: Es ist möglich, dass grosse Klubs ihn holen, weil er die Fähigkeit hat, ein Spiel zu entscheiden. Und weil er wegen seiner Spielweise und auch Statur das Potenzial zum Publikumsliebling hat.

Und auch wenn er nicht immer der grosse Star-Spieler war: Xherdan Shaqiri darf sich zweifacher Champions-League-Sieger sowie Schweizer, Deutscher und Englischer Meister nennen. Es sind 17 Titel, die er schon geholt hat, rechnet man die zwei Supercups und Klub-WM-Titel ein. Und so darf er auch stolz sein, dass er bei all seinen Problemen Teil dieser Erfolge war.

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