Leeds-Star Ezgjan Alioski
Bei YB aussortiert – jetzt stürmt er in die Premier-League

Vor 7 Jahren wurde Ezgjan «Gianni» Alioski (28) von YB für zu wenig gut befunden, trainierte wochenlang mit seinem Vater. Der kleine Bub aus Flamatt FR stürmt nun mit Leeds in die Premier League. «Das wäre ein toller Titel», sagt Alioski und lacht.
Publiziert: 28.07.2020 um 01:22 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2020 um 15:32 Uhr
Michael Wegmann

BLICK: Gianni Alioski, sind Sie wieder nüchtern?
Ezgjan Gianni Alioski: Ja. Alles klar. Es war aber schon eine wahnsinnige Woche. Erst haben wir gefeiert, als der Aufstieg feststand. Tags darauf dann, weil wir Meister der Championship geworden sind. An beiden Tagen haben wir zwar nicht gespielt, aber unsere direkten Konkurrenten haben Punkte liegen gelassen. Die Partys waren unglaublich. Die Leeds-Fans kann man nicht stoppen, die feiern noch immer und werden wohl noch feiern, wenn wir unser erstes Spiel in der Premier League machen.

Leeds gehörte in den 70er-Jahren zum Besten, was Europas Fussball zu bieten hatte, merkt man das heute noch?
Ja. Es gibt unglaublich viele Leeds-Fans auf der ganzen Welt. In Australien haben sie nach unserem Aufstieg sogar eine Brücke in unseren Vereinsfarben gestrichen.

Nächste Saison spielen Sie Premier League. Dabei kickten Sie vor viereinhalb Jahren noch für Schaffhausen in der Challenge League. Mit 21 waren Sie gar zwei Monate ohne Klub ...
... darüber habe ich in diesen Tagen auch nachgedacht. Es ist einfach unglaublich. Man hat mir damals bei YB gesagt, dass ich zu wenig gut sei für den Profifussball. Dies nachdem ich zehn Jahre im YB-Nachwuchs gespielt habe. Meine Mitspieler waren unter anderen Leonardo Bertone, Michi Frey oder Marco Bürki. Für mich hatte es keinen Platz mehr, ich war sehr enttäuscht und traurig. Die meisten hätten dann wohl etwas anderes gemacht, ich aber liess mich nicht von meinem Traum abbringen.

Aliosli und Leeds spielen nächste Saison in der Premier League.
Foto: Getty Images
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Was taten Sie?
Zusammen mit meinem Vater und meinem älteren Bruder habe ich auf dem Fussballplatz Flamatt trainiert. Wir haben irgendwelche Übungen gemacht, die ich noch von meiner YB-Zeit kannte. Dann hat mir zum Glück der FC Schaffhausen eine Chance gegeben, der Klub war damals noch in der 1. Liga Promotion. Dafür bin ich dem damaligen Schaffhausen-Trainer Maurizio Jacobacci noch immer wahnsinnig dankbar. Er hat mir die Chance für ein neues FussballerLeben gegeben.

Von dem, was Sie in Schaffhausen verdient haben, konnten Sie kaum leben, oder?
Nein. Meine Eltern mussten mich unterstützen. Sie haben für mich in Schaffhausen eine kleine Wohnung gemietet und mir ein kleines Auto gekauft, damit ich ab und zu auch nach Hause fahren konnte.

Haben Sie das Geld Ihren Eltern zurückbezahlt?
Das ist nicht so einfach (lacht). Meine Eltern würden nie Geld von mir annehmen, das wollen sie einfach nicht. Sie arbeiten beide, mein Bruder auch. Sie sind alle sehr bodenständig, wollen unter keinen Umständen im Mittelpunkt stehen. Irgendwann habe ich meinem Vater aber ein schönes Auto geschenkt. Das konnte er ja nicht zurückgeben.

Wie haben Ihre Eltern nach dem Aufstieg reagiert?
Mein Vater ist natürlich sehr stolz und glücklich. Er weiss auch noch genau, wie ich damals gelitten habe. Wie wir kämpfen mussten, damit ich überhaupt in einem Klub Fussball spielen durfte. Und meine Mutter ist in solchen Dingen sehr emotional: Sie hatte Tränen in den Augen.

Der kleine Bub aus Flamatt, der einst bei YB aussortiert wurde, stürmt in die Premier League. Tönt nach einem Märchen?
Tönt nach einem guten Titel für dieses Interview (lacht). Flamatt bleibt immer meine Heimat. Irgendwann nach meiner Karriere würde ich gerne zurückkehren. Meine Familie wohnt noch immer da, beim FC Flamatt habe ich als Knirps mit Fussballspielen begonnen. Irgendwie ist meine Geschichte schon verrückt.

Als verrückt gilt auch Ihr Trainer Marcelo Bielsa. Seine Ansprachen sollen oft über eine Stunde dauern und dabei soll er nicht mal über Fussball reden. Stimmt das?
Ach wissen Sie: Marcelo Bielsa kann man nicht beschreiben, ihn muss man erleben. Menschen wie ihn gibt es wohl nur sehr selten. Er erzählt manchmal private Geschichten, allgemeine Sachen und am Ende bist du brutal motiviert. Stellen Sie sich vor: Gegen Derby County ging es eigentlich um gar nichts mehr, und wir sind Mannschafts-Rekord gelaufen. Jeder Spieler rannte zwölf Kilometer und mehr. Das ist Bielsa.

Es heisst, dass er jeden Spieler besser mache. Sind Sie besser als vor drei Jahren, als Sie den FC Lugano mit 14 Toren und 16 Assists quasi im Alleingang auf Rang drei geschossen haben?
Bei Bielsa lernt man in jedem einzelnen Training, in jedem Gespräch etwas Neues. Aber im Alleingang war das damals beim FC Lugano überhaupt nicht, wir hatten ein tolles Team: Da waren auch meine Freunde Davide Mariani, Armando Sadiku und viele andere ...

Sie sind als Einjähriger in die Schweiz gekommen. Warum spielen Sie eigentlich für die mazedonische und nicht für die Schweizer Nationalmannschaft?
Es macht mich glücklich und stolz, für Mazedonien auflaufen zu dürfen. Das Land hat mich kontaktiert und unterstützt, als ich noch in der Challenge League spielte und andere nicht auf mich setzten. Es macht mir grosse Freude, für Mazedonien zu spielen.

Sie scheinen in Ihrer Karriere alles richtig gemacht zu haben?
Sagt sich jetzt leicht nach dem Aufstieg. Aber ich hatte auch davor das Gefühl, mit Leeds das grosse Los gezogen zu haben. Dieser Klub ist wahnsinnig toll und die Fans sind einfach der Wahnsinn. Wir haben alle vom Aufstieg geträumt und der Traum ist jetzt wahr geworden. Man sagt ja: «Im Fussball ist alles möglich.» Ich kann nur sagen: Es stimmt.

Über Ezgjan Alioski

Bei YB schaffts Ezgjan Alioski (28) bis in die U21. Dann wird er in die Promotion League zu Schaffhausen ausgeliehen, wo der Aufstieg gelingt. Nach drei Jahren FCS holt ihn Lugano 2016 in die Super League. Dort macht Trainer Zdenek Zeman aus dem Linksverteidiger einen Flügelspieler: Alioski wird zum Knipser und wechselt 2017 zu Leeds, wo er in drei Jahren 125 Ligaspiele bestreitet. Mal als Verteidiger, mal im Mittelfeld, mal als Flügel. Für die Nati von Nordmazedonien ist Alioski bisher 33 Mal aufgelaufen (5 Tore).

Bei YB schaffts Ezgjan Alioski (28) bis in die U21. Dann wird er in die Promotion League zu Schaffhausen ausgeliehen, wo der Aufstieg gelingt. Nach drei Jahren FCS holt ihn Lugano 2016 in die Super League. Dort macht Trainer Zdenek Zeman aus dem Linksverteidiger einen Flügelspieler: Alioski wird zum Knipser und wechselt 2017 zu Leeds, wo er in drei Jahren 125 Ligaspiele bestreitet. Mal als Verteidiger, mal im Mittelfeld, mal als Flügel. Für die Nati von Nordmazedonien ist Alioski bisher 33 Mal aufgelaufen (5 Tore).

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