«Ich habe nie an mir gezweifelt»
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Nur gestolpert, nicht gefallen:Das turbulenten Jahr von Xhaka im Fokus von Arsenal HDTV

Ausgepfiffen und gefeiert! Jetzt redet Granit Xhaka über seine emotionale Saison
«Ich habe nie an mir gezweifelt»

Erst ausgepfiffen, nun gefeiert. Granit Xhaka (28) sagt im BLICK-Interview, was die Pfiffe in ihm auslösten, wie er sich zurückkämpfte, warum es eine Saison zum Vergessen war.
Publiziert: 30.07.2020 um 14:24 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2020 um 10:19 Uhr
Andreas Böni

Granit Xhaka, letzten Oktober wurden Sie ausgepfiffen, beschimpft und nach Ihrer Geste als Captain abgesetzt. Nun sind Sie sind innerhalb von ein paar Monaten vom Buhmann zum Arsenal-Helden aufgestiegen. Stolz?
Granit Xhaka: Ja, es war nach jenem Spiel keine schöne Zeit für mich und meine Familie. Es kam für mich auch echt unerwartet und war für mich, meine Familie und gesamtes Umfeld sehr belastend. Ich habe auch persönlich sehr darunter gelitten. Aber heute bin ich stolz, ja. Und dankbar gegenüber meiner Familie und dem Klub, die immer hinter mir standen. Ich habe ehrlich gesagt auch nie an mir gezweifelt. Dass ich die Qualität habe, in diesem Verein zu spielen und gute Leistung zu bringen. Es war eine wirklich schwere Zeit, aber auch eine Zeit, aus der man rückblickend doch viel Positives ziehen kann.

Und was?
Dass man den Willen hat, nach vorne zu schauen, immer zu positiv sein, egal, was passiert. Und was ich auch gelernt habe, ist, das Leben so zu nehmen, wie es ist. Es kann nicht immer nur aufwärts gehen, es werden dir immer wieder Steine im Weg liegen, die du überwinden musst. Und wenn du das nicht schaffst in diesem Business, dann bist du schnell weg vom Fenster. Heute kann ich sagen: Ich habe das gemeistert und daher bin ich da nun da, wo ich bin.

Wie sehen Sie den Akt selber, die Pfiffe, mit ein wenig Abstand?
Wir sind alle Menschen und müssen auch unsere Gefühle zeigen dürfen. Aber ich habe nie aufgegeben und ich wusste auch immer, dass ich am richtigen Ort bin. Es war vielmehr über alles gesehen eine komische Saison mit Ups and Downs, einem Trainerwechsel und vielen Dingen, die diese Saison insgesamt nicht optimal gepasst haben.

Granit Xhaka: Ein paar Monate, nachdem ihn die Fans ausgepfiffen hatten, wird er plötzlich gefeiert.
Foto: imago images/PA Images
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Andere Spieler hätten die Flinte ins Korn geworfen. Wie schwierig war es für Sie, sich aufzurappeln und was war der mentale Schlüssel?
Wie schon gesagt, es war eine harte Zeit, aber aufgeben war nie eine Option. Und das ist auch nicht meine Mentalität. Im Leben passieren nicht nur schöne Dinge, aber das muss man hinter sich bringen. Man muss stark bleiben. Ich habe aus den Gesprächen und Erfahrungen meiner Familie und Umgebung viel positive Motivation mitgenommen und denke, ich bin nun stärker als je zuvor.

Im Winter buhlte Hertha BSC um Sie. Ihr Berater José Noguera sagte: «Der Spieler und Hertha sind einig, es geht nur noch um die Ablösesumme». Sind Sie im Nachhinein froh, dass Sie bei Arsenal geblieben sind?
Ja, es gab ein konkretes Angebot, das ist ja bekannt. Aber das Thema ist nun für mich wirklich abgehakt und dazu gibt es nichts mehr zu sagen. Mein Fokus liegt nun hier in London. Das ist die Realität.

Nach dem 2:0-Sieg im FA-Cup-Halbfinal gegen Manchester City wurden Sie abgefeiert. War diese Anerkennung wichtig für Ihre Seele nach der schwierigen Zeit oder ist Ihnen das egal?
Was heisst abgefeiert? Nicht nur ich, die ganze Mannschaft hat sich das verdient. Alle wissen, was Man City für ein Team ist, mit Topqualität, mit Weltklassespielern und einem sehr guten Trainer. Wir haben eine super Mannschaftsleistung gebracht und da kann man nicht einen Spieler herausheben, sondern die die ganze Startelf und auch die Einwechselspieler und das ganze Kader. Und unsere Willenskraft und Einstellung, sonst hast du gegen Manchester City keine Chance. Das hat auch nichts mit meiner persönlichen Anerkennung zu tun, darum geht es mir gar nicht. Ich schaue immer von Spiel zu Spiel, versuche immer mein Maximum zu geben, die Vorgaben des Coaches zu erfüllen und umzusetzen. Ich gehe nicht ins Spiel, um den Fans zu zeigen, die mich vorher ausgebuht haben, dass ich doch etwas kann. Das ist nicht das, was mich antreibt. Und das wird auch nie so sein.

Welche Rolle spielt Trainer Mikael Arteta?
Eine ganz wichtige. Er hat mich mit überzeugt, bei Arsenal zu bleiben. Wir hatten schon kurz nach seiner Ernennung ein sehr gutes Gespräch, und ich kann wirklich nur Positives über ihn sagen. Er ist ein junger, sehr akribischer Trainer, der in jedem Training mehr als 100% gibt, der uns optimal auf jedes einzelne Spiel vorbereitet. Das habe ich so wirklich selten erlebt. Er ist als Coach, aber auch als Mensch wirklich ein klasse Typ und ich habe in der Zeit, in der er nun bei uns ist, schon eine Menge von ihm gelernt. Viele Details, die mich noch besser gemacht haben. Daher ist es wirklich eine Freude, unter ihm als Trainer spielen zu dürfen.

Die Meisterschaft beendete Arsenal auf dem enttäuschenden 8. Platz. Was lief falsch?
Das kann man meiner Meinung nach nicht an wenigen Einzelheiten fest machen. Die gesamte Saison war nicht wirklich rund, es gab oftmals Unruhe im Verein, rund um den Trainerwechsel, aber auch individuelle Schwierigkeiten. Klar ist: Rang 8 kann und darf nicht unser Anspruch sein. Da gehört ein ambitionierter Club wie Arsenal auch nicht hin. Daher ja, die Saison war zum vergessen, daher lasst sie uns so schnell wie möglich hinter uns lassen.

In den letzten vier Saisons war Arsenal nie besser als Fünfter, erreichte nie die Champions League. Ist Arsenal kein Top-Klub mehr?
Was für eine Frage ist das? Der FC Arsenal ist und bleibt ein legendärer Klub. Für viele junge Spieler, aber auch für mich, ist es ein Traum, ja eine Ehre ist, auflaufen zu dürfen. Ich sehe den Klub, nicht zuletzt mit Mikel Arteta, bestens für die Zukunft aufgestellt und bin sicher, dass die Gunners bald wieder im europäischen Fussball oben angreifen werden.

Am Samstag wartet nun Chelsea im Final des FA-Cups. Wer ist Favorit?
Chelsea hat eine Supermannschaft, die wir natürlich sehr gut kennen. Sie haben den Halbfinal gegen Manchester United sehr souverän gewonnen, obwohl Manchester nach dem Re-Start einen echten Lauf hatte. Aber hey - wir haben ManCity geschlagen, daher gibt es für mich hier keinen Favoriten, das ist ein 50:50-Spiel und jetzt wo wir im Final sind, wollen wir den Cup auch unbedingt holen.

Wäre ein Titelgewinn ein Wendepunkt für Sie?
Nein, sicher nicht. Der Sieg im FA-Cup-Final wäre kein Wendepunkt für mich, sondern für die Fans und für uns als Team ein versöhnlicher Abschluss und ein wichtiger, grosser Titel. Denn dann spielen wir in der Europa League, können die Saison noch mit einem Titel abhaken und ab September wieder voll angreifen.

Wie oft wurden Sie eigentlich als Arsenal-Spieler getestet auf Corona? Und war das ein Unterschied zur Schweiz, wenn Sie Ihren Bruder Taulant erzählen hören?
Das Corona-Monitoring wurde hier von Beginn an sehr streng gehandhabt und wir wurden mehrmals die Woche getestet. Wie das in der Schweiz abläuft, kann ich von hier aus nicht beurteilen. Leider gab es ja in den letzten Wochen immer wieder einzelne positive Fälle. Ich hoffe aber sehr, dass die Saison gut zu Ende gespielt werden kann und alle Spieler gesund bleiben.

Sprechen wir noch über die Nati. Im September stehen die Nations-League-Partien in der Ukraine und gegen Deutschland an. Haben Sie in Zeiten der Corona-Krise Respekt vor solchen Reisen?
Klar hat man in den heutigen Zeiten Respekt vor Reisen. Das will ich so wenig wie möglich. Nicht zuletzt auch aus Sorge um meine Familie, ich will mein Frau und meine kleine Tochter so wenig Risiko wie möglich aussetzen. Aber wenn wir als Team reisen, sehe ich uns hier sehr sorgfältig geschützt und vorbereitet. Da mache mir hier eher weniger Sorgen.

Die Zukunft von Nati-Captain Stephan Lichtsteiner ist noch offen. Wenn er einen Klub findet, sollte er in der Nati auch mit 36 noch dabei sein?
Klar, warum nicht, wenn er sich gut fühlt? Stephan ist ein wirklich top-professionell eingestellter Spieler, unabhängig von seinem Alter. Daher kann ich es mir sehr gut vorstellen, dass er noch dabei ist.

Welchen Platz erwarten Sie in der Gruppe mit Spanien, Deutschland und der Ukraine?
Ganz klar: ich will hier um Platz 1 mitspielen, mit diesem Anspruch gehe ich in jedes Spiel. Sicher sind das Gegner von grosser Qualität, aber auch wir sind eine eingeschworene Mannschaft. Das haben wir immer wieder bewiesen und daher werde ich mit dem Ziel Gruppensieg in diese Spiele gehen.

Wie sieht Ihr Urlaub nach der Saison aus?
Das gibt es nur ein Stichwort: Familie. Ich habe meine Liebsten seit mehr als einem halben Jahr nicht gesehen, wir waren noch nie so lange getrennt. Daher werde ich die Zeit komplett mit meiner Familie geniessen.

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