Am Donnerstag warten zig TV-Stationen und Fans im Marbella Football Center aufs Training der dänischen Nationalmannschaft. Sie alle trotzen Regen und Wind, weil sie den grossen Moment nicht verpassen wollen. Um 11.07 Uhr ist es soweit: Christian Eriksen betritt begleitet von seinen Teamkollegen den Platz.
Der Superstar ist nach seinem Herzstillstand im EM-Spiel gegen Finnland im letzten Sommer erstmals zurück auf dem Fussballplatz mit seinen Nati-Kollegen.
Eriksen spielt, als wäre er nie weg gewesen.
Nach einem lockeren Einwärmen wird Elf gegen Elf gespielt, Eriksen, im offensiven Mittelfeld bei Team Gelb, sprintet, passt, schiesst und gibt Anweisungen, als wäre er nie weg gewesen. Danach trainiert er Freistösse.
Dabei bangte die ganze Welt vor 285 Tagen noch um sein Leben! Eriksen brach im Spiel gegen Finnland zusammen, musste reanimiert werden. Von seinen Teamkollegen abgeschirmt kämpften Ärzte auf dem Platz minutenlang um sein Leben. Alle Fans im Stadion und Millionen vor den Bildschirmen auf der ganzen Welt halten den Atem an. Als er beim Abtransport ins Spital kurz den Daumen hebt, ist die Erleichterung riesig. Darauf, dass er je wieder Fussball spielen wird, darf man nicht mal hoffen.
Doch es kommt anders: Eriksen kämpft sich zurück, schiebt unter anderem in Chiasso Einzelschichten. Ende Januar unterschreibt er beim FC Brentford einen Vertrag bis im Sommer. Und nun ist der dänische Superstar, dem ein Defibrilator implantiert wurde, um Herzrhythmusstörungen zu verhindern, also zurück in der Nationalmannschaft. Am Mittwochabend ist er zum Team gestossen. Es fühle sich an, als ob er nie weggewesen wäre, sagte er darauf in einer dänischen Medienrunde.
Steht er schon gegen Holland auf dem Platz?
Mit Sicherheit ist er aber nicht nur hier, um seinen Kumpels «Hej» zu sagen. Aus dem dänischen Staff ist zu hören, dass es sehr gut möglich sei, dass Eriksen schon am Samstag in Amsterdam gegen Holland zum Einsatz kommen könnte.
Vielleicht gibt er aber auch sein Comeback vor den heimischen Fans am nächsten Dienstag in Kopenhagen gegen Serbien. «Die Emotionen im Stadion wären fantastisch», sagt das Staff-Mitglied.
Eriksens Ziele formulierte er bereits Ende Januar gegenüber dem dänischen TV-Sender «DR1»: «Mein Ziel ist es, bei der WM in Katar dabei zu sein. Ich will spielen.» Es wäre ein Fussball-Märchen. Eigentlich ist es das aber bereits schon.
