«Ihr Tod beschäftigt mich»
Förster spielte in WM-Finals gegen Rossi und Maradona

Der Deutsche Karlheinz Förster erinnert sich an seine legendären Duelle mit den kürzlich verstorbenen Legenden Diego Maradona (†60) und Paolo Rossi (†64). Er war ihr Manndecker bei den WM-Finals 1982 und 1986.
Publiziert: 12.12.2020 um 19:08 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2021 um 12:29 Uhr
Michael Wegmann

Karlheinz Förster (62) galt als der kompromissloseste Manndecker der 80er-Jahre. Er stand mit Deutschland 1982 in Spanien und 1986 in Mexiko im WM-Final.

Zweimal setzte es für die Deutschen eine Niederlage ab. 1982 ist Förster beim 1:3 gegen Italien für WM-Topskorer Paulo Rossi verantwortlich. Vier Jahre später muss er den Argentinier Diego Maradona in Manndeckung nehmen. Am 25. November stirbt Maradona. Letzten Donnerstag – 15 Tage nach dem «Goldjungen» – stirbt auch «Pablito» Rossi.

Förster erinnert sich an seine legendären Finalduelle mit den beiden Superstars.

Der Deutsche Karlheinz Förster galt in den 80ern als bester Manndecker der Welt.
Foto: imago images/Sportfoto Rudel
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BLICK: Herr Förster, Sie galten als bester Vorstopper der 80er Jahre. Den jüngeren Lesern sollte man wohl erst erklären, was ein Vorstopper ist.
Karlheinz Förster: Ja. (Lacht). Damals wurde noch mit Manndeckung gespielt. Meine Aufgabe war es, jeweils den gefährlichsten Stürmer des Gegners abzumelden. Mann gegen Mann.

Im WM-Final 1986 hatten Sie es mit Diego Maradona zu tun …
Leider erst in der zweiten Halbzeit. Die Idee von Trainer Franz Beckenbauer war, dass Lothar Matthäus sich um Maradona kümmern sollte. Das war sicher die falsche Entscheidung, wir lagen dann zur Pause 0:1 zurück. Aber ich habe Beckenbauer schon Tage vor dem Final gesagt, dass ich auf Maradona spielen will.

Will man als Verteidiger wirklich gegen Maradona spielen? Demütigungs-Gefahr!
Ich sah es positiv. Solche Ausnahmekönner aus dem Spiel zu nehmen, das war mein Ziel. Es war meine Chance, mich auszuzeichnen.

Wie war Maradona als Gegner?
Er war 1986 wohl der beste Maradona, den es je gab. Ganz aus dem Spiel nehmen konntest du ihn nie, er war so gut. Aber am meisten beeindruckt hat mich seine Art: Ich war ein harter Spieler und wollte Maradona zeigen, wer der Herr im Hause ist. Aber er liess sich nicht beeindrucken. Er konnte gut einstecken, beschwerte sich nie.

Persönlich

Karlheinz Förster kommt 1958 auf die Welt. Er spielt zwischen 1976 und 1986 für Stuttgart in der Bundesliga, ehe er nach Marseille wechselt. Förster gilt als bester Manndecker seiner Epoche. Er macht 81 Länderspiele, ehe er 1986 mit 28 zurücktritt . 1982 wird er Deutschlands Fussballer des Jahres, 1980 Europameister und 1982 und 1986 Vizeweltmeister. Zusammen mit seinem älteren Bruder Bernd spielte er in der Bundesliga und sogar in der Nationalmannschaft.

Karlheinz Förster kommt 1958 auf die Welt. Er spielt zwischen 1976 und 1986 für Stuttgart in der Bundesliga, ehe er nach Marseille wechselt. Förster gilt als bester Manndecker seiner Epoche. Er macht 81 Länderspiele, ehe er 1986 mit 28 zurücktritt . 1982 wird er Deutschlands Fussballer des Jahres, 1980 Europameister und 1982 und 1986 Vizeweltmeister. Zusammen mit seinem älteren Bruder Bernd spielte er in der Bundesliga und sogar in der Nationalmannschaft.

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Auf einem Bild sieht man Sie nach einer Grätsche mit Goalie Toni Schumacher am Boden liegen und Maradona durch die Luft fliegen …
Wie ein Flieger oder wie eine Montage. Dieses Bild ist der Wahnsinn.

Können Sie sich noch an Trash-Talk mit ihm erinnern?
Nein, den gabs nicht. Ich habe nie mit meinen Gegenspielern geredet. Und Maradona hat auch nichts gesagt. Ich habe gegen viele tolle Fussballer gespielt, Diego war der Beste.

1982 mussten Sie im WM-Final den italienischen Stürmerstar Paolo Rossi abmelden. War das einfacher?
Das hat nicht ganz geklappt. Rossi hat ein Tor erzielt und wir haben verloren. Aber es war ja klar, dass er gegen uns trifft. Er hat davor in zwei Partien fünf Tore gemacht, hatte einen super Lauf. Er war ein ganz anderer Typ als Maradona. Ein typischer Torjäger, technisch sicher nicht der Beste, aber er hatte einen überragenden Torriecher und war wahnsinnig handlungsschnell. Man musste immer auf der Hut sein, einmal war er schneller.

Rossi nannte Sie kürzlich einen Ausnahmeverteidiger und beschrieb Sie als «hart, aber immer korrekt».
Das habe ich nicht gewusst, das freut mich natürlich sehr. Auch Rossi war ein sehr angenehmer Charakter. Auf dem Platz hat er wie Maradona aber nicht gesprochen.

Innert wenigen Tagen sind Ihre beiden Final-Gegner Maradona und Rossi gestorben. Beschäftigt Sie das?
Beide viel zu früh mit 60 und 64 Jahren. Als ich von Maradonas Tod erfuhr, habe ich mir auf YouTube all die Filme über ihn angesehen, seine Tore und Tricks. In diesen Momenten halte ich inne und denke wie schnell doch die Zeit vergeht. Da wird einem bewusst, wie alt man schon ist. Bei Paolo Rossi werde ich nun dasselbe tun. Ja, es beschäftigt mich schon.

Warum sind Sie eigentlich nach dem zweiten verlorenen WM-Final aus der Nationalmannschaft zurückgetreten?
Ich wechselte nach der WM zu Olympique Marseille, war auch noch angeschlagen. Deshalb habe ich mich mit 28 zum Rücktritt entschieden. Ich bin dabei geblieben, obwohl mich Beckenbauer unbedingt für die EM 1988 zurückholen wollte.

Vielleicht wollte er, dass Sie Hollands Superstar Marco van Basten aus dem Spiel nehmen?
Genau so wars. Vielleicht hätte ich es ja geschafft. (Der spätere Europameister Holland bezwang Deutschland im Halbfinal; die Red.).

Beim Weltmeistertitel 1990 waren Sie dann auch nicht dabei. Bereuten Sie Ihren Rücktritt da?
Ganz ehrlich: Ein bisschen Wehmut kam schon auf. Ich wusste ja, dass ich noch locker hätte mithalten können. Aber es ist, wie es ist. Sie sehen ja, wie schnell die Zeit vergeht.

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