«Spaltung und Manipulation»
Hermoso ist nach Nicht-Nomination ausser sich

Der Zoff um das spanische Frauen-Fussballnationalteam geht weiter. Statt Spielnominierungen anzunehmen, drohen Spitzenspielerinnen mit einer Klage. Erst gar nicht aufgeboten wurde das im Fokus stehende Kuss-Opfer Jenni Hermoso – angeblich zu ihrem eigenen Schutz.
Publiziert: 19.09.2023 um 08:43 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2023 um 09:05 Uhr

Spaniens Fussball-Weltmeisterinnen drohen nach ihrer Nominierung für die anstehende Nations League mit einer Klage und weigern sich weiter, zu spielen. Das teilten die Spielerinnen am späten Montagabend in einem offenen Brief mit. Zuvor hatte die neue Nationaltrainerin Montse Tome 15 von ihnen in ihren Kader berufen.

«Wir als Profispielerinnen werden nach allem, was heute geschehen ist, die möglichen rechtlichen Konsequenzen prüfen, denen uns der RFEF aussetzt», hiess es in dem Statement. RFEF ist der Königliche Spanische Fussballverband. Die Nominierung, so die Erklärung, sei «nicht fristgerecht erfolgt».

Spielerinnen halten an Boykott fest

Die Spielerinnen verwiesen zudem auf ihren Standpunkt vom vergangenen Freitag, als sie – ebenfalls mit einem offenen Brief – ihren Boykott erklärt hatten. «Diese Erklärung behält ihre volle Gültigkeit», schrieben sie. Seitdem sei «keinem Mitglied des RFEF etwas anderes mitgeteilt» worden, hiess es in dem Statement weiter.

Der «wilde» Kuss des mittlerweile zurückgetretenen spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales auf den Mund von Jenni Hermoso hat einen Skandal ausgelöst, dessen Wogen nicht verebben wollen.
Foto: Keystone
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Wenige Stunden zuvor hatte Tome, Nachfolgerin des entlassenen Jorge Vilda, unter anderem die zweimalige Weltfussballerin Alexia Putellas, Aitana Bonmati und Olga Carmona für die kommenden Partien gegen Schweden am Freitag und die Schweiz am Dienstag nächster Woche nominiert – trotz des Boykotts.

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Hermoso fehlt im Aufgebot – zum eigenen Schutz

Die besonders im Fokus stehende Jenni Hermoso fehlte allerdings – angeblich zu ihrem eigenen Schutz. Die 33-Jährige war nach dem WM-Finale in Sydney bei der Siegerehrung von dem mittlerweile zurückgetretenen spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales ohne ihre Zustimmung auf den Mund geküsst worden. Der Vorfall löste international eine Welle der Entrüstung aus.

«Ich habe mit ihnen gesprochen», antwortete Tome auf die Frage, ob sie vor der Nominierung den Dialog mit den betroffenen Spielerinnen gesucht habe. Dies bleibe aber «unter uns», erklärte Tome. Zur Personalie Hermoso sagte sie: «Wir dachten, dass es die beste Art und Weise ist, um sie zu schützen.»

Hermoso: «Strategie der Spaltung und Manipulation»

Eine Begründung, die die 33-Jährige selbst nicht nachvollziehen kann. «Vor was soll ich geschützt werden? Und vor wem?», fragt Hermoso auf «X» (vormals Twitter). Ausserdem zeigt die Stürmerin Unverständnis, dass der spanische Verband 15 Weltmeisterinnen einberufen hat, die eigentlich nicht wollten. «Die Spielerinnen sind sich sicher, dass dies eine weitere Strategie der Spaltung und Manipulation ist, um uns einzuschüchtern, mit rechtlichen Konsequenzen und finanziellen Strafen zu drohen.»

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Sie äussert zudem einmal mehr ihre volle Unterstützung für ihre Teamkolleginnen, «die nun wieder gezwungen sind, auf eine unglückliche Situation zu reagieren». Es sei ein weiterer Beweis dafür, dass sich im Verband trotz vehementer Forderungen «nichts geändert» hat.

In der Nations League geht es um die zwei europäischen Startplätze für die Olympischen Sommerspiele 2024, auch Weltmeister Spanien muss sich qualifizieren. (AFP/che)

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