«Manche haben nicht ganz verstanden, was das heisst»
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Barnetta zum Job als Hausmann:«Manche haben nicht ganz verstanden, was das heisst»

Ex-Natistar Barnetta über sein neues Leben
«Ich bin seit zwei Jahren glücklicher Hausmann»

Zu Hause statt auf dem Feld: Hier redet Ex-Bundesliga- und Natistar Tranquillo Barnetta (36) über sein neues Leben.
Publiziert: 04.08.2021 um 00:26 Uhr
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Aktualisiert: 04.08.2021 um 09:05 Uhr
Michael Wegmann

«Geschichten, die Mut machen», heisst die Video-Serie auf Facebook, in welcher die Allianz Suisse verschiedene Menschen porträtiert.

Menschen wie Ex-Natistar Tranquillo Barnetta (36), die konsequent ihren Weg gehen, egal was andere dazu sagen oder darüber denken. «Ich bin seit zwei Jahren Hausmann», sagt Barnetta in die Kamera und erzählt von seinem neuen Berufs-Alltag.

Windeln wechseln statt Tore schiessen. Brei geben statt Freistösse treten. Aufräumen, putzen, vorlesen und kochen statt rennen, grätschen, passen und jubeln.

Dynamisch und trickreich: So kannte man Tranquillo Barnetta (hier im Dress des FC St. Gallen) bis vor zwei Jahren.
Foto: freshfocus
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«Hausmann ist anstrengender als Fussballer»

Blick fragt nach. Was ist anstrengender Fussballer oder Hausmann? Barnetta: «Als Fussballer war ich körperlich natürlich mehr gefordert, der Druck war ein ganz anderer. Als Hausmann aber hast du quasi nie Feierabend, von morgens um sechs bis abends um sieben bist du gefordert. Es ist sicher anstrengender. Ich merke, dass es schon guttut, wenn man zwischendurch die Verantwortung für die Kinder mal für eine halbe Stunde abgeben kann.»

Nur weil er rund um die Uhr von seinem dreijährigen Sohn und seiner einjährigen Tochter gefordert und gebraucht wird, heisst das nicht, dass er unzufrieden ist. Im Gegenteil. «Für mich stimmt es so zu hundert Prozent. Es ist ein toller Job, er gibt mir enorm viel und ich gehe total darin auf», sagt Barnetta, der es liebt, seine Kinder beim Aufwachsen und selbstständig Werden, begleiten zu dürfen.

Er liebt es auch, seinen Kindern vorzulesen. So sehr, dass er sich in diesem Frühjahr als Lesebotschafter für den nationalen Vorlesetag zur Verfügung gestellt hat und eine Online-Videolesung aus dem Buch «Being Young» vorbereitet hat.

Lesebotschafter am nationalen Vorlesetag

Dass er nach 17 Jahren als Schweizer Starfussballer mit 75 Länderspielen nun als Hausmann und Vollzeit-Papi arbeite, komme bei den meisten gut an, sagt Barnetta, «ich kriege quasi durchgehend positive Resonanz.» Auffallend sei aber, dass er oft gefragt werde, wann er denn wieder arbeiten gehen würde. Barnetta lacht und sagt: «Auch von Frauen. Dabei arbeite ich ja. Hausmann ist ein Job.»

Dass er in seiner ersten Karriere als Fussballer genug Geld verdient habe, um nun hundert Prozent für seine Kinder da sein zu können und seine Frau sich auf ihr Ärztestudium konzentrieren könne, streitet Barnetta nicht ab. Er sagt: «Sicher ist es auch ein Luxus, dass wir den finanziellen Druck nicht haben und ich Hausmann sein darf. Aber es gibt viele, die diesen finanziellen Druck auch nicht haben und es trotzdem nicht tun.»

«Ich bin total glücklich»

Dass nun seine Frau mit ihrer Karriere an der Reihe sei, weil sie früher zurückstecken wollte, lässt er als Überlegung auch nicht gelten. «Das ist überhaupt nicht die Idee dahinter. Das würde ja im Umkehrschluss bedeuten, dass ich im Moment zurückstecken würde. Das ist aber gar nicht so. Ich habe die Kinder – und ich bin total happy.»

Er will unter gar keinen Umständen als Vorreiter gelten. Seine Message ist eine andere. Barnetta: «Ich bin Hausmann und ich bin glücklich dabei. Ich lasse mich in überhaupt kein Schema drängen und habe überhaupt kein Problem damit. Mein Ziel ist, dass das normal wird.»

Diese Sätze sitzen. Wie einst seine Freistösse.

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