Bayern-Boss Kahn in der Kritik

«Ich bin der Erste, den das ankotzt»

Oliver Kahn ist nicht nur für seine Paraden bekannt, sondern auch dafür, dass er nie ein Blatt vor den Mund nimmt. Als Experte beim ZDF hat er alles kompromisslos analysiert. Seit er Bayern-Boss ist, ist von dem Mann, der auch mal Sprüche fallen liess wie sein berühmtes «Eier, wir brauchen Eier!» nicht mehr viel übrig. Statt Eier zu fordern eiert Kahn mit seinen Worten herum. Kein Wunder, fragen sich viele: Kann Kahn wirklich Bayern?

Früher hätte der 52-Jährige das blamable Ausscheiden in den Viertelfinals der Champions League gegen Aussenseiter Villarreal knallhart kommentiert. Heute sagt er dazu lediglich: «Natürlich sind wir hier im Viertelfinal der Champions League ausgeschieden. Deswegen werden wir aber nicht in Tränen ausbrechen.»

Führungsqualitäten beweisen

Den Fans, welche die Blamage live miterlebt haben, wäre ein Gefühlsausbruch bestimmt lieber gewesen. Kahn lässt das Gespür für den Klub vermissen. Das zeigt er auch am Tag nach der Pleite. Diesen startet er auf der Sonnenterrasse seines Stamm-Cafés mit einem gemütlichen Frühstück gemeinsam mit seiner Frau Svenja. Zwar schreibt er wenig später auf Twitter, man müsse nun «die richtigen Schlüsse ziehen», um die «Weichen für die kommende Saison zu stellen». Aber auch das wirkt nicht so, als würde ihn das Ausscheiden gross kümmern.

Seit zehn Monaten ist Kahn im Amt. Führungsqualitäten hat er bisher kaum bewiesen. Dabei braucht es solche besonders in der Krise. Jetzt muss er sich beweisen. Nur: Bei seinen Mitarbeitern gilt er als unnahbar und für sie kaum greifbar.

Fokus auf die Meisterschaft

Erst in der Sendung «Doppelpass» am Sonntagmorgen zeigt Kahn Emotionen. «Ich bin der Erste, den es immer noch richtig ankotzt, dass wir gegen Villarreal ausgeschieden sind», sagt er. Und fügt an: «Aber es macht keinen Sinn, sich in ein Jammertal zu begeben und alles zu beklagen.»

Und beim Thema Vertragsverlängerung von Starstürmer Robert Lewandowski (33) fühlt sich Kahn von einem Reporter provoziert. Dieser findet: «Was ich nicht verstehe, ist, warum sich der FC Bayern von seinem Berater und der Ehefrau, die ständig Dinge postet, die Anlass zu Spekulationen geben, am Nasenring durch die Manege führen lässt.»

«Wissen genau, was wir Lewandowski zu verdanken haben»

Früher wäre der Vulkan Kahn aus der Haut gefahren. Heute hält er sich zurück, sagt: «Zu dem Spruch muss ich sagen: Wann der FC Bayern Vertragsgespräche mit wem führt, das entscheidet der FC Bayern. Wir wissen ganz genau, was wir diesem Spieler zu verdanken haben. Da geht es um einen respektvollen Austausch, bei diesen zentralen Entscheidungen lassen wir uns von gar niemandem unter Druck setzen.»

Auch seine Spieler scheinen sich nicht unter Druck setzen zu lassen. Ganz nach Kahns berühmtem Zitat «Weiter, weiter, immer weiter!» bewältigen sie den Champions-League-Frust in der 30. Runde mit dem 22. Saisonsieg. Dank dem 3:0 gegen Arminia Bielefeld können die Bayern nächsten Samstag den 10. Meistertitel in Serie perfekt machen. Wenn sie das Heimspiel gegen Verfolger Borussia Dortmund gewinnen.

Bundesliga

		Mannschaft	SP	TD	PT
	1	Bayern München	3	8	9
	2	Borussia Dortmund	3	4	7
	3	RB Leipzig	3	2	7
	4	1. FC Heidenheim 1846	3	4	6
	5	Bayer Leverkusen	3	3	6
	6	Eintracht Frankfurt	3	1	6
	6	SC Freiburg	3	1	6
	8	Werder Bremen	3	1	5
	9	Union Berlin	3	1	5
	10	VfB Stuttgart	3	0	4
	11	FC Augsburg	3	-2	4
	12	VfL Wolfsburg	3	0	3
	13	Borussia Mönchengladbach	3	-1	3
	14	TSG Hoffenheim	3	-4	3
	15	FSV Mainz	3	-1	2
	16	VfL Bochum	3	-4	0
	17	FC St. Pauli	3	-5	0
	18	Holstein Kiel	3	-8	0