Bayern-Bomber Robert Lewandowski
Alle 62 Minuten ein Tor – trifft er auch gegen seinen Ex-Klub Dortmund?

Bayern-Torjäger Robert Lewandowski (31) trifft in der Bundesliga alle 62 Minuten ins Tor. Schiesst er heute (18.30 Uhr) im deutschen «Klassiker» auch seinen Ex-Klub Borussia Dortmund ab?
Publiziert: 09.11.2019 um 02:36 Uhr
Oskar Beck

Als der gefährlichste Stürmer der Welt diese Woche auch in der Champions League gegen Olympiakos Piräus traf, klemmte er sich den Ball unters Trikot, strich sich über seinen imaginären Babybauch und lutschte am Daumen wie an einem Schnuller.

«Wir sind im vierten Monat schwanger», lachte Robert Lewandowski hinterher. Seine Frau Anna hat inzwischen be­stätigt, dass Tochter Klara ein Geschwisterchen bekommt.

Seit dem Sommer schlägt der Torjäger des FC Bayern so zu­verlässig zu, dass man die Uhr danach stellen kann – in jedem Spiel mindestens einmal. In der Champions League war das jetzt sein sechstes Tor, und vierzehn sind es bereits in der Liga. Dass einer in den ersten zehn Spielen immer traf – das gab es in 57 Jahren Bundesliga noch nie.

Lewandowski schiesst in dieser Saison Tore am Laufmeter.
Foto: imago/Jan Huebner
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In München heisst es inzwischen: «Mia san Lewa!»

Sogar Miroslav Klose schüttelt den Kopf. Er trainiert beim FC Bayern den Nachwuchs und war früher selbst einer, der selten daneben schoss. Genau gesagt ist er der erfolgreichste WM-Schütze aller Zeiten, aber bei Lewandowski bleibt ihm die Spucke weg. «Robert ist ein bisschen wie ich», sagte Klose vor ein paar Tagen, «nur zehnmal besser. Er ist komplett, beidfüssig, kopfballstark und kann schiessen.»

Im deutschen «Klassiker» wird der Vielseitige an diesem Samstag eingeholt von seiner Vergangenheit: Dortmund gastiert in München – schiesst er auch seinen Ex-Klub ab, bei dem er zum Weltstar wurde? Und hält er die Bayern am Leben? Sie kriseln, der Trainer ist entlassen, nichts funktioniert mehr. Ausser Lewandowski. «Mia san mia», sagen die Bayern immer. Plötzlich heisst es: «Mia san Lewi.»

Dabei ist der Pole schon 31. Da beginnt eigentlich der Herbst jeder Karriere. Aber Lewandowski steckt im ewigen Frühling. Ein Bauch wie ein Waschbrett. Immer in Topform. Immer höchstes Niveau. Kaum mal verletzt. Jetzt plagen ihn Leistenprobleme, ein kleiner Eingriff soll sie beseitigen. Den Termin legt Lewandowski nach dem Klassiker selbst fest; er rechnet mit rund 14 Tagen Pause.

Also diskutieren sie weiter in der Bundesliga über die Frage, für die früher jeder entmündigt worden wäre: Bedroht oder bricht Lewandowski den Rekord des Bombers – schiesst er 40 Tore in einer Saison wie Gerd Müller?

Müller, die Bayern-Legende. Er war der «Bomber der Nation» und neben Pelé seinerzeit die grösste Kanone der Welt. Er war ein Killer. Wenn ein Tor hermusste, hat er geschwind seinen Hintern herausgestreckt, sich um die eigene Achse gedreht und den Titelsong seines unvergesslichen Hits untermauert: «Dann macht es bumm, ja und dann krachts, und alles schreit: Der Müller machts!»

Königliche chancenlos

Müller konnte nicht zaubern, zum Laufen war er zu faul, und seine dicken Beine waren zu kurz. Sein Bewegungsradius war geringer als der Durch­messer seiner Oberschenkel, nie verirrte er sich auf die Flügel. «Wo bin ich?», hätte er da den Linienrichter fragen müssen, Heimweh nach dem Strafraum bekommen und womöglich nicht mehr zurückgefunden.

Lewandowski läuft ständig. Kreuz und quer weicht er aus, geht sogar mit zurück, er ist völlig anders als Müller. Aber gesungen wird am Ende das alte Lied: Es macht bumm.

Die Bayern wissen, was sie an Lewandowski haben. Und wa­rum sie ihn selbst für viel Geld von Real Madrid nie ziehen liessen. Vor zwei Jahren beschrieb Lewandowskis Berater Maik Barthel seinen Klienten als bitter enttäuscht von Trainern und Mitspielern, wegen deren angeblich mangelnder Unterstützung beim Kampf des Polen um die Torjägerkanone. Und letztes Jahr übermittelte auch noch mal Pini Zahavi, ein weiterer Rat­geber des Polen, dessen Wunsch auf Luftveränderung. Diesmal angeblich wegen mangelndem Respekt der Bayern-Bosse.

Rekord für die Ewigkeit?

Präsident Uli Hoeness hat erzählt, wie er dem Spuk dann ein Ende bereitete: «Vier, fünf Mal versuchte Zahavi, bei mir einen Termin zu kriegen. Ich habe ihm gesagt, ich habe erst am 2. September um 14.30 Uhr Zeit.» Das Transferfenster schloss aber schon am 31. August.

Seither ist Ruhe. Zahavi rennt sich an der Tür von Hoeness nicht mehr die Stirn blutig, und Lewandowski hat zuletzt weder übers Münchner Wetter noch über die Weisswürste auf dem Oktoberfest geklagt, sondern schiesst einfach nur seine Tore. Vogelwilde Hochrechnungen sind schon im Gang: Schafft der phänomenale Pole die 50 – oder doch nur die 40 von Müller? Der Bomber kann nichts dazu sagen, er lebt krank in einem Heim, verliert sein Gedächtnis. Auch «Lewa» schweigt. Sollen sich Klügere den Kopf zerbrechen.

Giovane Elber, ein anderer Ex-Bayern-Torjäger, hat es getan. «Ich dachte immer», sagt der Brasilianer, «Müllers Rekord sei für die Ewigkeit. Aber Lewandowski kann ihn knacken.»

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