«Ich spürte, dass es das letzte Fest war»
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Er wurde 87 Jahre alt:Ex-Nati-Trainer Paul Wolfisberg ist tot

Herziges Bild
Wolfs Ur-Enkel (1) heisst wie sein verschollener Sohn

Was für ein süsses Bild: Es zeigt den verstorbenen Ex-Nati-Coach Paul Wolfisberg (†87) stolz mit Urenkel Leroy Eric (1) im Arm. Hinter dem zweiten Vornamen steckt eine rührende Geschichte.
Publiziert: 30.08.2020 um 18:10 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2020 um 18:59 Uhr
Max Kern

Das herzige Bild entstand im Sommer 2019: Enkelin Sarah Wol­fisberg (28), Tochter von «Wolfs» einziger Tochter Karin (46), besucht ihren Gross­vater und Ex-Nati-Coach Paul Wolfisberg (†87) in Horw LU.

Sie sagt am Samstag zu BLICK: «Er war immer ein positiver Mensch. Er hat mich von klein auf immer mit zum Fussball genommen. Wir haben viel über Fussball ge­redet.» Seine Enkelin lebt in Biel BE, dort, wo Wol­fisberg 1954 sein Architekturstudium begann und seine spä­tere Gattin Marcelle kennenlernte. Sarah Wolfisberg: «Auch ich habe meinen Freund in Biel kennengelernt.»
Auf dem Bild mit seiner Enkelin hält der bärtige Luzerner stolz seinen Urenkel im Arm. Der Kleine heisst Leroy Eric. Der zweite Vorname ist nicht zufällig gewählt.

«Wolfs» einziger Sohn hiess Eric. Seit 1986 wird Eric vermisst. Seit 1989 oder mittlerweile 31 Jahren gilt er offiziell als «verschollen».
Das Drama. Am 27. Dezember 1986 steigt Wolfisberg junior um acht Uhr früh im Hafen von Dangay in der Provinz Mindoro Oriental (Phil) mit acht anderen Touristen und fünf einheimischen Fischern in ein Holzboot mit der Bezeichnung «4 JR».

Paul Wolfisberg im Sommer 2019 mit seinem Urenkel Leroy Eric.
Foto: zvg
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Wolfisbergs Sohn verschwindet spurlos

Das Meer ist ruhig, keine Wolke ist am Himmel zu sehen. Ziel ist die Insel Boracay, wo Erics Freundin wartet. Als drei Wochen später in Horw eine Postkarte eintrifft, die nur von Erics Freundin unterschrieben ist, werden die Wolfisbergs unruhig. Am 21. Januar 1987 kommt die Freundin in die Schweiz zurück. Ohne Wolfisbergs Sohn.

In seiner Biografie «Der Wolf» erzählt Wolfisberg: «Sie rief an und sagte, sie habe Eric nie ge­troffen. Sie sei am vereinbarten Tag im Restaurant Starfire gewesen, wie abgemacht, aber Eric sei nie aufgetaucht. Zuerst habe sie gedacht, er habe es von einem Ausflug ins Hinterland nicht mehr rechtzeitig zurückgeschafft und darum einige Tage Verspätung. Als er nach drei Wochen noch immer nicht aufgetaucht war, reiste sie in die Hauptstadt Manila und erkundigte sich auf der Schweizer Botschaft nach ihm. Ohne Erfolg.»

Erster Gedanke: Von Piraten gekidnappt

Zuerst dachte der «Wolf», sein Sohn sei von Piraten gekidnappt worden. Doch es gab nie Lösegeldforderungen. Am 2. Mai 1987, gut vier Monate nach dem Verschwinden seines Sohnes, erklärt Wolf im BLICK verzweifelt, es gebe «keine Zweifel mehr», dass sein Sohn ertrunken sei. Weiter steht: «Das Boot sei vermutlich in einem Gebiet mit gefährlichen Strömungen und starkem Wellengang gekentert. In den vergangenen Jahren seien in der gleichen Region auch grössere Boote mit noch mehr Personen verschwunden.»

2008 musste Wolf nach 51 Jahren Ehe seine Gattin Marcelle beerdigen. Auf dem Grabstein ist auch der Name von Eric eingemeisselt. Aber ohne Todesdatum. Es steht «verschollen».

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