Kanadas Fussballerinnen kämpfen für Lohngleichheit
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«Genug ist genug»:Kanadas Fussballerinnen kämpfen für Lohngleichheit

Rücktritte, Proteste und Streiks
Im Frauenfussball knallt es gewaltig

Fünf Monate vor der WM in Australien und Neuseeland knallt es im Frauenfussball gewaltig: Innert zwei Tagen treten die Verbandspräsidenten zweier WM-Favoriten zurück, Spielerinnen fordern die Köpfe ihrer TrainerInnen, Testspiele werden als Protestbühne missbraucht.
Publiziert: 03.03.2023 um 09:03 Uhr
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Aktualisiert: 03.03.2023 um 10:02 Uhr
Auslöser für die Unruhen im französischen Nationalteam soll Trainerin Corinne Diacre sein.
Foto: Getty Images
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Bettina BrülhartVideo-Redaktorin Sport

Den grössten Knall gabs im französischen Verband: Am Freitag gab Nati-Captain und siebenfache Champions-League-Siegerin Wendie Renard (32) bekannt, dass sie nicht an die WM fahren will. Sie liebe Frankreich, werde aber nicht mehr für ihr Land spielen. Sie begründet ihren Entscheid damit, dass sie «das aktuelle System nicht weiter unterstützen und sich wegen ihrer mentalen Gesundheit» zurückziehe wolle. «Mein Gesicht mag den Schmerz verdecken, aber das Herz leidet ... und ich habe keine Lust mehr zu leiden.»

Grund für Renards Leiden ist wohl Trainerin Corinne Diacre, die als eiserne Lady bekannt ist. Sie entzog Renard bei ihrem Amtsantritt gleich die Captain-Binde, welche diese später aber wieder zurückbekam. Nun hat die Verteidigerin zumindest vorläufig genug. Den gleichen Schritt vollziehen auch die Stürmerinnen Kadidiatou Diani und Marie-Antoinette Katoto. Auch sie fordern «notwendige Veränderungen im Management» und kündigen an, nicht mehr für «Les Bleues» aufzulaufen, solange diese nicht erfolgt seien.

Am Dienstag gab der französische Verband bekannt, dass die Zukunft von Diacre bei einem Meeting am 9. März besprochen werde. Es wird gemunkelt, dass die Spielerinnen hoffen, dass Assistenztrainer Eric Blahic übernehmen wird. Am selben Tag tritt Verbandspräsident Noël Le Graët zurück. Gegen ihn laufen Verfahren wegen Mobbings und sexueller Belästigung, die nicht im Zusammenhang mit dem Frauenteam stehen.

Proteste in Kanada, streikende Spielerinnen in Spanien

Auch in Kanada legt Verbandspräsident Nick Bontis nach einem Knatsch mit den Nationalteams sein Amt nieder. Der Grund: ein Budgetstreit. Obwohl die Einnahmen beider Geschlechter stetig steigen, sind die Budgets für beide Nationalteams gekürzt worden. Im Juni boykottierte das Männerteam das Testspiel gegen Panama. Vor zwei Wochen wollten die Frauen es ihnen gleichtun. Nach einer Androhung von rechtlichen Schritten spielten sie in einem violetten Trikot unter Protest trotzdem.

In Spanien schwelt bereits seit Monaten ein Konflikt. Nach der EM im Sommer traten im September gleich 15 Spielerinnen aus der Nationalmannschaft zurück. In einer Nachricht teilten sie mit, dass die aktuelle Situation in der Nati «ihre Gesundheit und ihren emotionalen Zustand» erheblich beeinträchtige. Bis zur Entlassung des Trainerteams rund um Jorge Vilda würden sie nicht mehr für Spanien auflaufen.

Die erneut zur Weltfussballerin gekürte Alexia Putellas gehört nicht zu den Streikenden. Allerdings bestritt die 29-Jährige seit Juli kein Spiel mehr, weil sie sich kurz vor der EM das Kreuzband gerissen hatte. Zu den Aufmüpfigen gehören sechs Barcelona-Akteurinnen – so auch Mapi Leon, die soeben in die Fifa-Weltauswahl gewählt worden ist.

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