Diagnose Kreuzbandriss!
Das Knie – die weibliche Problemzone

Die Knieverletzung von Iman Beney war der grosse Dämpfer in der Vorbereitung der Nati auf die WM. Doch die 16-Jährige ist nur eine von vielen, die das Turnier in Down Under wegen eines Kreuzbandrisses verpasst.
Publiziert: 07.07.2023 um 16:20 Uhr
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Ist sie zu jung? War der Körper nach den intensiven letzten Monaten mit Spielen in der Meisterschaft, mit der U19-Nati, an der U17-EM sowie dem Debüt inklusive WM-Vorbereitung mit dem A-Team am Limit? Oder war es einfach Pech? Die Verletzung von Iman Beney (16) wirft Fragen auf.

Klar ist: Beney ist bei weitem nicht die einzige Spielerin, welche die WM wegen eines Kreuzbandrisses verpassen wird. Europameister England muss neben Captain Leah Williamson auch auf Beth Mead verzichten. Hollands Topstürmerin Vivianne Miedema fehlt ebenso. Auch bei Frankreichs Delphine Cascarino riss das Kreuzband, Marie-Antoinette Katoto ist noch nicht wieder fit genug, um in Down Under dabeizusein.

Anatomische und physiologische Gründe

Problemzone Knie! Studien belegen, dass bei Frauen das Risiko eines Kreuzbandrisses drei bis achtmal so hoch ist wie bei Männern. Es gibt anatomische Gründe, warum es bei Frauen zu so vielen Kreuzband-Verletzungen kommt. «Wir können – einfach gesagt – unser Knie viel weniger gut kontrollieren und stabilisieren», sagt Nati-Teamärztin Dr. med. Tanja Hetling (44). «Wir haben viel weniger Kraft in der Rumpf- und Gesässmuskulatur, die das Knie schützen sollten.»

Iman Beney verpasst wegen eines Kreuzbandrisses die WM.
Foto: keystone-sda.ch
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Auch der Menstruationszyklus spielt eine wesentliche Rolle. Um den Eisprung herum, wenn der Östrogenwert am höchsten ist, erhöht sich das Risiko einer Verletzung. «Zwar hat man dann eigentlich am meisten Power, aber das Östrogen macht die Bänder lax», so Hetling. Laut der Orthopädin und Traumatologin gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass ein Grossteil der Kreuzband-Verletzungen bei Frauen in dieser Phase des Monatszyklus passieren.

Gebrannte Kinder

In der Nati haben viele Erfahrungen mit Kreuzbandrissen gemacht. Viola Calligaris (27) riss sich das Kreuzband im Winter 2020. Wahrscheinlich habe sie nicht richtig trainiert, so die Verteidigerin. «Erst durch die Verletzung habe ich meinen Körper viel besser kennengelernt und weiss nun, was er braucht.» Bei Géraldine Reuteler (24) passierte es im Frühjahr 2021 gegen Ende eines Trainings – ohne gegnerische Einwirkung. «Ich hatte mich den ganzen Tag nicht so gut gefühlt und war irgendwie abwesend.» Ein Jahr dauerte die Genesung, weil Reuteler ein zweites Mal operiert werden musste.

Ein gebranntes Kind ist Meriame Terchoun (27). Die Stürmerin riss sich bereits dreimal das Kreuzband. Das Trainingsvolumen und die Anzahl Spiele hätten zugenommen, so die Zürcherin. «Vieles kommt noch immer aus dem Männerfussball. Vielleicht schauen wir in 20 Jahren zurück und stellen fest, dass wir anders hätten trainieren müssen.» Terchoun stand mehrmals kurz davor aufzugeben, hatte aber Glück im Unglück, handelte es sich doch dreimal um einen isolierten Kreuzbandriss. «Sonst würde ich wohl nicht mehr auf diesem Niveau spielen.»

Fortschritte in der Trainingslehre

Die Entwicklung des Frauenfussballs macht auch in der Medizin und der Trainingslehre nicht halt. Mehr, aber vor allem auch gezielteres Krafttraining hilft, das Risiko von Knieverletzungen zu minimieren. «Dabei muss die ganze Beinachse von Fuss bis Rumpf funktionell trainiert werden», so Hetling. Auch das zyklusbasierte Training und die Ernährung werden immer wichtiger, um Verletzungen vorzubeugen.

Fussball bleibt aber ein Kontaktsport. Verletzungen gehören dazu. Zu hoffen bleibt, dass Iman Beney schnell wieder zurückkommt. Dass es nach einer solchen Verletzung auch in die andere Richtung gehen kann, zeigt das Beispiel Malin Gut (22). Im Mai 2021 zog sich die damalige Mittelfeldspielerin von Arsenal einen Kreuzbandriss zu. Seither kehrte die Aargauerin, eines der grössten Talente des SFV, nicht mehr in den Spitzenfussball zurück.

Gruppe A1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Italien
Italien
6
5
9
2
Niederlande
Niederlande
6
0
9
3
Norwegen
Norwegen
6
3
7
4
Finnland
Finnland
6
-8
5
Gruppe A2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Spanien
Spanien
6
13
15
2
Dänemark
Dänemark
6
6
12
3
Belgien
Belgien
6
-13
4
4
Tschechische Republik
Tschechische Republik
6
-6
4
Gruppe A3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Frankreich
Frankreich
6
1
12
2
England
England
6
3
11
3
Schweden
Schweden
6
2
8
4
Irland
Irland
6
-6
3
Gruppe A4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Deutschland
Deutschland
6
9
15
2
Island
Island
6
6
13
3
Österreich
Österreich
6
-2
7
4
Polen
Polen
6
-13
0
Gruppe B1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Schweiz
Schweiz
6
11
15
2
Türkei
Türkei
6
0
9
3
Ungarn
Ungarn
6
1
7
4
Aserbaidschan
Aserbaidschan
6
-12
4
Gruppe B2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Schottland
Schottland
6
12
16
2
Serbien
Serbien
6
7
13
3
Slowakei
Slowakei
6
-6
4
4
Israel
Israel
6
-13
1
Gruppe B3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Portugal
Portugal
6
12
16
2
Nordirland
Nordirland
6
1
10
3
Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina
6
-5
7
4
Malta
Malta
6
-8
1
Gruppe B4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Wales
Wales
6
15
14
2
Ukraine
Ukraine
6
7
11
3
Kroatien
Kroatien
6
-5
9
4
Kosovo
Kosovo
6
-17
0
Gruppe C1
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Weißrussland
Weißrussland
6
19
18
2
Georgien
Georgien
6
-1
10
3
Litauen
Litauen
6
-5
7
4
Zypern
Zypern
6
-13
0
Gruppe C2
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Slowenien
Slowenien
6
26
18
2
Lettland
Lettland
6
-8
9
3
Nordmazedonien
Nordmazedonien
6
-7
7
4
Moldawien
Moldawien
6
-11
1
Gruppe C3
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Griechenland
Griechenland
6
13
16
2
Montenegro
Montenegro
6
11
10
3
Färöer
Färöer
6
2
9
4
Andorra
Andorra
6
-26
0
Gruppe C4
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Rumänien
Rumänien
6
15
18
2
Bulgarien
Bulgarien
6
-2
7
3
Armenien
Armenien
6
-10
6
4
Kasachstan
Kasachstan
6
-3
4
Gruppe C5
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Albanien
Albanien
4
4
9
2
Luxemburg
Luxemburg
4
-1
5
3
Estland
Estland
4
-3
2
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