Ein Foto sorgt für Diskussionen
Ist das sexistisch?

Ein Bild der Fussballspielerin Alisha Lehmann in ihrer Arbeitskleidung, im Nati-Dress, von hinten, sorgt für Gesprächsstoff. Ist das sexistisch? «Nein», findet Blick-Sportchefin Steffi Buchli.
Publiziert: 07.06.2022 um 17:42 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2022 um 21:48 Uhr

Anekdote aus der Werkstatt. Unser Sonntagsblick-Blattmacher legt mir am Freitag ein Bild auf den Tisch und fragt: «Was meinst du dazu? Ich würde dieses Bild gerne als Aufmacher für die Lehmann-Story nehmen.» Ich zucke kurz zusammen. Alisha Lehmann von hinten, aufrecht stehend. Ihr Rücken und eben auch ihr «Füdli» in Sporthosen sind auf dem Bild zu sehen. Ist das sexistisch?

Wir diskutieren das Bild in einer kleinen Runde und kommen zum Schluss: Nein. Es zeigt eine Frau bei der Ausübung ihrer Arbeit. Und: Das Bild stützt die Symbolik unserer Schlagzeile. Wir beschliessen: Machen wir. Die Kritik lässt nicht auf sich warten. Der Grundtenor der kritischen Rückmeldungen: «Blick benutzt dieses Bild nur, um Lehmanns Hintern zu zeigen. Blick sexualisiert Lehmann unnötig. Blick bedient Lüstlinge.»

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Mit einem halben Fuss im Fettnapf

Wir wollten niemandem bös und stehen trotzdem mit einem halben Fuss im Fettnapf. Wie konnte es dazu kommen? #metoo hat unsere Sinne geschärft. Zum Glück. Wir sind aufmerksamer und sensitiver in der Darstellung von Frauen in den Medien geworden. Offenbar sind die Empfänger unserer Botschaft in diesem Fall sensibler als wir.

Vielleicht zu recht. Weil der Schweizer Sportjournalismus zu lange ignorant war und die tschuttenden Frauen weitgehend ignorierte. Wenn man sie zeigte, dann hat man eine lustige People-Story über ein ausgefallenes Hobby gemacht oder ein sexy Fotoshooting, um dann den nächsten Einsatz der Frauen in einem wichtigen Spiel zu verschlafen.

Stein des Anstosses: Diese Titelung des SonntagsBlick gab zu reden. Ist dieses Bild sexistisch?
Foto: SonntagsBlick
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2022 ist auf der Blick-Sportredaktion das Jahr des Frauenfussballs. Wir sind bereit, in unserer Berichterstattung aufs nächste Level zu gehen. Die Hausaufgaben haben wir gemacht: Die Agenda des Frauenfussballs ist bei uns heute genauso präsent, wie die der Männer. Die Redaktion lernt die Materie immer besser kennen. Trotzdem bleibt ein Unbehagen. Weil man offensichtlich sehr viel falsch machen kann.

Von der Belanglosigkeit zur Manöverkritik

Wir fangen an, die Frauen den Männern gleichzustellen. In allen Belangen. Heisst: Wir benoten die Einsätze der Spielerinnen, so wie wir das bei den Männern seit Jahren tun. Das wird der einen oder anderen Spielerin weh tun, wenn da dann mal eine 2 oder 3 hinter dem Namen steht.

Sind wir dann die gemeinen Täter, wenn wir das tun, was wir mit den Männern schon seit Jahrzehnten machen? Nein. Auch das ist Gleichstellung. Wer will schon eine Sonderbehandlung mit Samthandschuhen?

In Sachen Inszenierung werden wir lernen müssen, uns auf dem schmalen Grat zu bewegen. Wir als Herstellerinnen des Mediums, aber auch die Konsumenten. Ich bin klar der Meinung, dass «Frau von hinten in Sporthose und Fussball-Shirt» keine Sexismusfalle ist.

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