«Er denkt, er stehe über dem Gesetz»
Platini fordert Fifa-Boss Infantino zum Rücktritt auf

Der ehemalige Uefa-Präsident Michel Platini (64) hat in einem Interview Fifa-Boss Gianni Infantino (50) ins Visier genommen.
Publiziert: 13.05.2020 um 14:52 Uhr

Ex-Uefa-Boss Michel Platini redet Klartext. In einem Interview mit der Welschen Zeitschrift «L'Illustré» fordert er: «Infantino sollte sein Mandat abgeben. Er wurde durch eine geschickte Kombination von Umständen, als Opportunist und ohne besondere Legitimation zum Fifa-Präsidenten.»

Zuletzt hatten drei nicht protokollierte Geheimtreffen von Infantino mit dem Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber für Aufregung gesorgt. Diese hatten 2016 und 2017 stattgefunden. Gegen Lauber stehen deshalb Vorwürfe von Amtsmissbrauch, Amtsgeheimnisverletzungen und Begünstigungen im Raum, hatte er doch zu diesem Zeitpunkt mehrere Verfahren gegen den Weltfussball geleitet. Darunter war auch das Verfahren im Sommermärchen-Skandal um die WM-Vergabe 2006 nach Deutschland, das Ende April wegen Verjährung eingestellt wurde. Die Treffen sollen auf Wunsch des Schweizers Infantino arrangiert worden sein.

«Infantino und Lauber denken, sie seien unantastbar und stünden über dem Gesetz», sagt Platini. «Ich glaube, Lauber weiss aber, dass er die rote Linie überschritten hat.» Infantino nicht, denkt zumindest Platini. Er werde alles dafür tun, um weiterhin im Amt zu bleiben.

Platini (r.) fordert Infantino (l.) zum Rücktritt als Fifa-Boss auf.
Foto: AFP
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Platini wittert Verschwörung

Platini selbst war 2016 von der Ethikkommission der Fifa zu einer achtjährigen Sperre für alle Funktionen im Fussball verurteilt worden. Grund war eine Zahlung des ehemaligen Fifa-Präsidenten Joseph Blatter an den Franzosen, die unter Korruptionsverdacht fiel. Die Strafe wurde später auf vier Jahre reduziert und endete im Oktober vergangenen Jahres. Nachdem die Sperre bestätigt wurde, trat Platini umgehend als Uefa-Boss zurück.

Platini sei das Opfer einer Verschwörung geworden, «das ist für mich offensichtlich», sagt er. «Ich hätte 2016 mit grosser Mehrheit Fifa-Präsident werden müssen, das weiss jeder. Es scheint, dass Gianni Infantino im Frühsommer 2015 durch Hintergrund-Deals dafür gesorgt hat, dass ich bei der Wahl zum Präsidenten von der Seitenlinie aus zuschauen muss.»

Und was, wenn Infantino den Forderungen Platinis Folge leistet und abtritt? Würde sich Platini als Nachfolger in Position bringen, um sich an Infantino zu rächen? «Es geht nicht um Rache oder Vergeltung. Das Einzige, was mich antreibt, ist mein Wunsch nach Gerechtigkeit.» (sid/sag)


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