Vom Krebs-Schock an die EM
Ösi-Goalie Lindner schreibt Fussball-Märchen

Im Mai vor einem Jahr wird bei Heinz Lindner (34) Hodenkrebs diagnostiziert, nun erfüllt er sich den EM-Traum mit Österreich.
Publiziert: 09.06.2024 um 07:33 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2024 um 16:16 Uhr
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Stefan KreisReporter Fussball

Heinz Lindner ist ein positiver, hoffnungsvoller Mensch. Das hat er in seinen sechs Super-League-Jahren demonstriert. Ob bei GC, Basel oder Sion: Auch nach den schmachvollsten Niederlagen stand Lindner hinterher hin und blickte zuversichtlich in die Zukunft.

Aber selbst der grösste Optimist stösst manchmal an seine Grenzen. Im Mai 2023 muss der damalige Sion-Goalie eine Hodenkrebs-Hiobsbotschaft verkraften. «Die Diagnose war ein echter Schock», sagte Lindner damals. Glücklicherweise wird der Krebs aber frühzeitig erkannt. «Bei der Operation wurde dann gottlob festgestellt, dass der Tumor noch nicht gestreut hatte», so Lindner.

«Teil eines unglaublichen Freundeskreises»

Rund ein Jahr später steht der Familienvater im letzten Testspiel vor der EM gegen die Schweiz in der Startelf. Auf seine Gefühlsachterbahn angesprochen, antwortet Lindner mit zig Synonymen: «Ich bin sehr dankbar, demütig, froh, glücklich. Vor eineinhalb Monaten hätte ich nicht damit gerechnet, überhaupt im Kader zu sein, jetzt fahre ich mit an die EM und bin Teil dieses unglaublichen Freundeskreises.»

Brüder im Geiste: Heinz Lindner umarmt seinen Goaliekollegen Yann Sommer.
Foto: TOTO MARTI
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Ob er an der EM in der Startelf stehen wird oder ob er Bröndby-Goalie Patrick Pentz weichen muss, will Coach Ralf Rangnick noch nicht verraten. Lindners Fehler vor dem 1:1 durch Silvan Widmder dürfte dem Saint-Gilloise-Goalie aber nicht in die Karten gespielt haben. «Ich habe versucht, den Ball zu fangen, aber das war wegen verschiedener Faktoren nicht einfach. Ich habe nach dem Spiel mit Yann Sommer gesprochen, er hatte in einer ähnlichen Situation ebenfalls Mühe. Der Rasen war nicht im entsprechenden Zustand», sagt Lindner.

Lindner ist kein Stunk-Faktor

Dass der Familienvater die Rolle als Ersatzgoalie annehmen würde, ist klar. Zu dankbar ist Lindner, dass er überhaupt im Kader steht. Und beim FCB hat er bewiesen, dass er keiner ist, der als Reservist für Stunk sorgt. Als er im Herbst 2020 zum FCB wechselt, ist er hinter Djordje Nikolic nur die Nummer 2. Weil sein Konkurrent aber patzt, krallt sich der Österreicher den Platz zwischen den Pfosten.

Insgesamt 81 Spiele absolviert er für die Bebbi, 75 für GC und 29 für Sion. Mittlerweile spielt Lindner in Belgien bei Saint-Gilloise. Und er hat sich dort dank guter Leistungen noch ins EM-Kader gespielt.

Rund ein Jahr nach der Krebsdiagnose. Märchenhaft!

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