Portugal-Star Quaresma
Das Geheimnis um seine Tränen

Rüpel, Genie, Ausnahmestürmer: Keiner spaltet Portugal ­derart wie Ricardo Quaresma (32).
Publiziert: 30.06.2016 um 07:31 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:32 Uhr
Martin Arn und Sandro Inguscio

Die Geschichte von Ricardo Quaresma ist die eines hochbegabten Rüpels, der im Herbst seiner Karriere vielleicht doch noch die Versprechen einlöst, die er nie gehalten hat. Es gibt nicht wenige in Portugal, die ihn für talentierter halten als ­Cristiano Ronaldo. Bei der EM gehört er bisher jedenfalls zu den wenigen ­positiven Erscheinungen in Portugals Mannschaft.

Quaresma erzielte das Siegtor ­gegen Kroatien. Doch nun fragen sich die Fans plötzlich, was es wohl mit den tätowierten Tränen auf seiner rechten Wange auf sich hat. In Zentralamerika gelten sie als Zeichen für eine Gang-Zugehörigkeit.

Giada Ilardo, Inhaberin der Giahi Tattoo-Studios, sagt: «Die ­Träne im Gesicht kann meh­rere Bedeutungen haben. Sie kann ­Zeichen für Trauer sein oder aber, dass man zu einem Mord steht.»

«Ich habe viele falsche Entscheidungen getroffen», sagt Ricardo Quaresma.
Foto: Getty Images
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Quaresma selber schweigt. Mit 17 war der Spross einer Roma-Familie zusammen mit Cristiano zu Sporting Lissabon gewechselt. Die beiden sind bis heute dicke Freunde. In seiner ersten Saison bei Sporting hatte Quaresma massgeblichen Anteil am Double-Gewinn. Nach zwei Saisons wechselte Quaresma zu Barcelona. Es war der Anfang einer Odyssee durch halb Europa.

Den damaligen Barcelona-Trainer Frank Rijkaard forderte er zum Rücktritt auf, als ihn der Holländer auswechselte. Rijkaard blieb, Quaresma ging zurück in die Heimat zum FC Porto. Für knapp 30 Mio. Franken wechselte er danach zu Inter Mailand – und scheiterte grandios.

Quaresma wurde von ­Radiohörern mit dem «Bidone d’Oro», der goldenen Mülltonne, als schlechtester Serie-A-Spieler ausgezeichnet. «Ich habe viele falsche Entscheidungen getroffen», sagt Quaresma. Bei Besiktas Istanbul kam dem Flügel (Über­name: Mustang) das über­bordende Temperament erneut in die Quere. Er überwarf sich mit dem Trainer und soll einmal vor den Augen eines ­Funktionärs auf ein Besiktas-Trikot uriniert haben.

Eine richtige Entscheidung hat er trotz allem getroffen: 2012 wurde er von drei Bewaffneten überfallen. Sie nahmen ihm Halskette, Ring und 8000 Euro Bargeld ab. Quaresma: «Ich bin im Nachhinein froh, dass ich mich nicht gewehrt habe.»

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